Künstliche Intelligenz verändert unsere Arbeitswelt – auch in der PR. Sie schreibt Texte, analysiert Zielgruppen und optimiert Kampagnen. Doch wie sieht es mit Emotionen aus? Kann eine KI erkennen, was Menschen wirklich bewegt? Und noch spannender: Wie lässt sich dieses Wissen sinnvoll und strategisch für die Öffentlichkeitsarbeit einsetzen?
Wer Menschen erreichen will, muss ihre Gefühle ansprechen. Zahlreiche Studien belegen, dass emotionale Inhalte besser erinnert, häufiger geteilt und stärker mit Marken assoziiert werden als rein sachliche Informationen. In der PR geht es also nicht nur um Inhalte, sondern darum, welche Wirkung diese Inhalte erzeugen. Genau hier kann KI ins Spiel kommen.
Was versteht man unter „Emotionaler KI“?
Emotional AI (auch Affective Computing genannt) bezeichnet den Bereich der Künstlichen Intelligenz, der darauf ausgelegt ist, menschliche Emotionen zu erkennen, zu interpretieren und darauf zu reagieren. Dabei geht es nicht darum, dass Maschinen selbst Gefühle haben, sondern dass sie emotionale Signale wahrnehmen und verarbeiten können.
Wie erkennt KI Emotionen in Texten?
Im PR-Kontext ist besonders spannend: Wie kann eine KI Emotionen in Sprache und Text erkennen? Die Grundlage dafür bildet die sogenannte Sentiment-Analyse, die Tools wie Brandwatch oder Talkwalker nutzen. Diese analysiert, ob ein Text positiv, neutral oder negativ gefärbt ist und kann in feineren Abstufungen auch weitere Gefühle wie Freude, Wut, Trauer oder Überraschung erfassen. Die KI nutzt dafür Sprachmodelle, Emotionale Wortlisten und Kontextanalysen.
Wie kann ich emotionale KI in der PR konkret einsetzen?
Hier kommen einige Best-Practice-Ansätze, wie PR-Teams die Möglichkeiten emotionaler KI gewinnbringend nutzen können:
- Zielgruppenanalyse: Traditionelle Zielgruppenanalysen arbeiten mit demografischen oder soziografischen Daten. KI-gestützte Tools wie Audience Intelligence Plattformen (zum Beispiel Audiense) ermöglichen es, auch emotionale Merkmale wie Werte, Interessen und Haltung zu erfassen. Das hilft, Botschaften zielgenauer zu formulieren.
- Pressemitteilungen: Nicht jede Nachricht ist automatisch emotional – aber fast jede kann so erzählt werden, dass sie bewegt. Mit Sentiment-Analyse-Tools lässt sich der Text auf seine emotionale Wirkung prüfen, bevor er rausgeht. So können Formulierungen gezielt angepasst werden.
- Krisenkommunikation: Emotionale KI kann nicht nur helfen, Inhalte zu optimieren – sie kann auch Frühwarnsystem sein. Durch Social Listening und Sentiment-Monitoring lassen sich negative Tendenzen frühzeitig erkennen. So kann das PR-Team gegensteuern, bevor sich eine kritische Dynamik entwickelt.
- Kampagnen: Nach einer Kampagne geht es um Auswertung: Was hat funktioniert, was nicht? Statt nur Klickzahlen und Reichweite zu messen, erlaubt KI-gestützte Analyse auch Rückschlüss auf die emotionale Wirkung einer Aktion.
KI hat keine Gefühle – aber sie hilft, sie besser zu verstehen
Emotionale Intelligenz ist ein entscheidender Faktor in der PR und KI kann dabei ein mächtiger Hebel sein. Sie hilft, Zielgruppen besser zu verstehen, Texte emotional zu optimieren und Kampagnen strategisch auszuwerten. Aber: Sie ist ein Werkzeug, kein Ersatz für menschliches Gespür.
Die besten Ergebnisse entstehen dann, wenn menschliche Kreativität und KI-Technologie zusammenspielen: Die Maschine liefert zwar die Daten, aber der Mensch macht daraus eine Geschichte, die berührt.
Über die Autorin
Nicole Schmid ist Studentin des B. Sc. Onlinekommunikation im 6. Fachsemester an der Hochschule Darmstadt