Blockchain ist eine der Top-Innovationen in der Technik. Noch sind die Potenziale nicht komplett ausgeschöpft, aber es gibt viele mögliche Anwendungsbereiche. Wie die Blockchain im Tourismus eingesetzt werden kann, erfahrt ihr hier.
Was ist Blockchain überhaupt?
Die Blockchain ist ein webbasiertes, öffentliches Buchhaltungssystem, das auf der Technik eines verteilt dezentralisierten Netzwerks basiert. Die „Blockkette“, wie man den Begriff auf Deutsch übersetzen kann, ist eine Datenbank – gespeichert werden die Daten aber nicht auf zentralen Rechnern, sondern auf mehreren Servern. Dort wird jeweils eine Kopie der Daten verwaltet, damit sie mehrfach gesichert sind und nicht verloren gehen können. Die Daten sammeln sich in einzelnen Blöcken (Block), die mit den anderen Blöcken durch eine Art Kette (Chain) netzwerkartig verbunden sind.

Wird man ein Teil dieses großen Netzwerkes, bekommt man eine Spiegelung dieser Blockchain. Auf diesem Wege kann jeder Nutzer dieses Netzwerkes einen Überblick über alle Informationen und alles Wissen haben, das in der Blockchain abgebildet ist. Dies macht die Technologie unglaublich transparent. Ein großer Vorteil ist auch, dass alle dort gesicherten Informationen fälschungssicher sind. Jede Information, die in der Blockchain gespeichert wird, wird im Vorfeld vom System verifiziert. Durch das Speichern auf einer Vielzahl von Servern ist eine Manipulation oder Fälschung beinahe unmöglich.
Anwendung der Blockchain
Besonders häufig wird der Begriff Blockchain in Verbindung mit der Kryptowährung Bitcoin verwendet, da die Transfers dabei mit der Blockchain-Technologie stattfinden. Auch das Darknet basiert auf einer Blockchain und in Branchen wie im Supply Chain Management findet die Technologie bereits Verwendung.

Im Tourismus jedoch gibt es derzeit noch „kaum realisierte Projekte und Geschäftsmodelle“, so Anja Mendel, Sprecherin der Digitalstadt Darmstadt. Konzepte gibt es aktuell zum Beispiel von TUI oder Amadeus. TUI Chef Fritz Joussen sagt im Interview mit dem Manager-Magazin sogar, dass Blockchain die „Zukunft“ ist.
Blockchain im Tourismus
Amadeus sieht die Blockchain Technologie als eine der Top Innovationen, die die Reisebranche in Zeiten der Digitalisierung enorm verändern können. In einem Whitepaper hat das Unternehmen folgende Potenziale herausgearbeitet:
Wer kennt es nicht: Lange Schlangen am Flughafen, Einlasskontrollen bei Check In und Boarding und zuletzt will auch das Hotel den Ausweis überprüfen. Bis man endlich das Zimmer beziehen und die Reise so richtig losgehen kann, dauert es seine Zeit. Durch die Blockchain Technologie könnte man eine sicherere und effizientere Art der Identifikation einführen, die uns Zeit spart, welche zum Reisen übrig bleibt.
Möglich ist es auch, Gepäckstücke mit der persönlichen Identifikation zu verknüpfen und eine effektivere, effizientere Tracking Methode einzuführen. Außerdem können alle verschiedenen Parteien, die für die Gepäckstücke verantwortlich sind, unabhängig vom Standort Informationen austauschen. So gehen Gepäckstücke seltener verloren, was für uns auch hier bedeutet: Mehr Zeit zum Reisen, weniger Zeit mit Stress und Organisieren bei verlorenem Gepäck.
Nutzerfreundlichere Treueprogramme: Amadeus hält es für anwendungsfreundlicher und praktischer, wenn erworbene Punkte bei unterschiedlichen Partnern wie Hotelketten oder Vielfliegerprogrammen besser untereinander ausgetauscht werden könnten. Das Einsetzen eines dezentralen Buchhaltungssystems wie der Blockchain wäre also auch hier durchaus sinnvoll.
Durch die Anwendung der Blockchain im Tourismus kann der Prozess von Zahlungen zwischen zwei oder mehreren Anbietern enorm vereinfacht werden: Häufig sind Zahlungsprozesse sehr komplex, da viele Vermittler involviert sind und die Zahlungen über verschiedene Länder und Kontinente mit verschiedenen Währungen durchgeführt werden müssen. Mit Hilfe der Implementierung von Blockchain im Zahlungsverkehr wird diese Komplexität reduziert und der Prozess verschnellert.

Blockchain in Deutschland
Im Ruhrpott eröffnete 2017 ein Blockchain Hotel. Ziel ist es vor allem, die Blockchain- und Bitcoin Community zusammenzubringen und zum Fortschritt beizutragen. Übernachtung und Frühstück sind preisgünstig, ganz unter dem Motto „Wer etwas beiträgt, zahlt fast nichts“. Das Hotel bietet Arbeitstreffen, verfügt über Seminarräume und ist Veranstalter des „Blockchain Tech Crypto Meetups“. Hier kommen Experten und Interessierte zusammen, um im Rahmen von Workshops und Vorträgen mehr über die Technologie zu lernen und ihr Wissen auszutauschen.
Als Studentin der Hochschule Darmstadt war es für mich nur naheliegend, mich auch bei der „Digitalstadt Darmstadt“ nach dem aktuellen Stand von Blockchain im Tourismus und Stadtmarketing zu informieren. Potenziale und Anwendungsbereiche werden auch hier gesehen, umgesetzt wird derzeit aber vor allem ein anderes Pilotprojekt: Die Blockchain Ethereum wird verwendet, um den Versorgerwechsel zwischen fünf Energieversorgern abzubilden. Außerdem gibt es weitere Bereiche, in denen die Verwendung von Blockchain derzeit überprüft wird.
Wo geht die Reise hin? – Ein Blick in die Zukunft
Digitalisierung und Internet sind in Deutschland auch im Jahre 2018 noch „Neuland“, es bedarf dringend Verbesserung. Der ITB zufolge ist Blockchain 64 Prozent kein Begriff, während 19 Prozent der Befragten schon von der Technologie gehört haben, sie aber nicht nutzen. Bei Experten ist die Thematik heiß diskutiert: Ist Blockchain die Zukunft des Internets und der Industrie? Kann man bereits von einer Revolution sprechen oder ist es nur ein Hype, der vergeht und sich nicht dauerhaft durchsetzt?
Weltweit gibt es einige Länder, die die Potenziale in Blockchain erkennen und Projekte und Forschungen fördern. Besonders stechen hier die Schweiz und San Marino heraus, die mit einem positiven Beispiel voran gehen. In der Schweiz wurde das „Crypto Valley“ gegründet, dass sich in der der Blockchain Branche etablieren und den Markt erobern will. Ebenfalls möchte San Marino als älteste Republik der Welt führendes Blockchain Zentrum werden. Das kleine Land denkt sogar, dass Blockchain einen größeren Einfluss als das Internet haben wird.
Wie man sieht, gibt es durchaus Ansätze, die der Blockchain Innovation positiv gestimmt gegenüberstehen und Initiative ergreifen. Während wir in Deutschland teilweise noch etwas mit der Digitalisierung hadern und Unternehmen sich langsam erst mit der Onlinekommunikation anfreunden, sind andere Länder bereits tief in der Forschung. Wichtig ist es nun also, dass wir die „nächste Internetrevolution“ nicht verpassen. Es braucht Unternehmer und Sponsoren, die Projekte unterstützen und fördern. Gleichzeitig muss mehr von der Politik kommen, die selbst 2018 noch skeptisch gegenüber der Digitalisierung ist. Es gibt eindeutig Potenziale – auch im Tourismus. Um es kurz zu fassen:
„The challenge will be to continue to find where blockchain can add value […]” (Amadeus)