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Künstliche Intelligenz in der PR mittelständiger Unternehmen: Zwischen Effizienzgewinn und Arbeitsplatzverdrängung

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Für mittelständische Unternehmen in der PR-Branche stellt Künstliche Intelligenz (KI) eine doppelte Herausforderung dar: Einerseits bietet sie enorme Potenziale zur Effizienzsteigerung und Qualitätsverbesserung, andererseits wirft sie Fragen nach der Zukunft menschlicher Arbeit auf – gerade in einem Berufsfeld, das stark von Kreativität, Kontextverständnis und Beziehungsarbeit geprägt ist. 

Wo KI der PR-Branche nutzt

KI kann viele zeitintensive Routineaufgaben deutlich vereinfachen. Die automatisierte Auswertung von Medienresonanz, Sentiment-Analysen in Echtzeit oder das Monitoring von Marken- und Themenwahrnehmung ermöglichen es Agenturen, schneller auf Entwicklungen zu reagieren. Auch beim Texten leistet KI inzwischen Hilfestellung – etwa beim Erstellen von Pressemitteilungen, Social-Media-Posts oder ersten Entwürfen für Newsletter. So bleibt mehr Raum für Strategie und Beratung.

Chatbots, Content-Generatoren und KI-basierte Personalisierungstools verbessern zudem die Kommunikation mit Zielgruppen – von individualisierten Presseverteilern bis hin zur dynamischen Content-Ausspielung. Gerade für mittelständische PR-Agenturen, die mit kleineren Teams und oft engeren Budgets arbeiten als große Netzwerke, kann der kluge KI-Einsatz ein echter Wettbewerbsvorteil sein. Während Konzerne häufig eigene Innovationsteams oder externe Berater hinzuziehen, müssen Mittelständler oft mit schlanken, pragmatischen Lösungen operieren – was KI attraktiv, aber auch herausfordernd macht.

Wo KI menschliche Arbeit zu ersetzen droht

Gleichzeitig muss aber auch klar sein: Je besser die Technologie wird, desto mehr rückt die Frage in den Fokus, welche Aufgaben künftig überhaupt noch von Menschen übernommen werden müssen. Standardisierte Texterstellung, einfache Recherchearbeiten oder das Monitoring könnten langfristig vollständig automatisiert werden. Gerade Berufseinsteiger:innen oder Praktikant:innen, die häufig in genau diesen Bereichen eingesetzt werden, könnten durch KI ins Abseits gedrängt werden.

Der größere Verlust droht jedoch dort, wo der Mensch zu wenig Wert auf seine spezifischen Stärken legt: kontextbezogenes Denken, kreative Kampagnenentwicklung, empathische Kommunikation mit Kund:innen oder der sensible Umgang mit Krisensituationen.

KI kann unterstützen – aber sie ersetzt nicht die kommunikative Intuition, das Vertrauen in Beziehungen oder das Gespür für Tonalität im richtigen Moment.

Was das für den Mittelstand bedeutet

Anders als Großkonzerne verfügen mittelständische PR-Unternehmen selten über dedizierte Abteilungen für Innovationsmanagement oder umfangreiche Ressourcen für digitale Transformation. Die Einführung neuer Technologien wie KI muss daher besonders zielgerichtet, transparent und praxisnah erfolgen. Das bedeutet: Die Integration von KI muss nicht nur wirtschaftlich sinnvoll sein, sondern auch mit der Unternehmenskultur, den Teamstrukturen und den vorhandenen Kompetenzen vereinbar sein.

Der Schlüssel liegt in der sinnvollen Einbettung: Wo kann Technologie konkret entlasten? Wo bleibt menschliches Urteilsvermögen unverzichtbar? Und wie können Mitarbeitende weitergebildet werden, um mit neuen Tools souverän umzugehen – ohne Überforderung oder Angst vor dem Verlust ihrer Rolle?

Langfristig wird nicht nur der Einsatz von KI entscheidend sein, sondern wie transparent und verantwortungsvoll damit umgegangen wird. Wer dabei klar kommuniziert, Haltung zeigt und Mitarbeitende mitnimmt, positioniert sich nicht nur als zukunftsfähig – sondern auch als glaubwürdiger, verantwortungsbewusster Akteur in einer Branche, die wie kaum eine andere vom Vertrauen lebt.

Best Practices: So bereiten sich PR-Teams auf KI vor

Um diesen Wandel konstruktiv zu gestalten, braucht es proaktive Strategien – zugeschnitten auf die Möglichkeiten und Strukturen mittelständischer Agenturen:

  • Transparenz schaffen: Mitarbeitende sollten früh erfahren, wie und warum KI eingesetzt wird und was das für ihre Rolle bedeutet.
  • Schulungen anbieten: Von Basiswissen über konkrete Tool-Workshops bis zu ethischer Einordnung, die Weiterbildung auf allen Ebenen stärkt Sicherheit und Kompetenz.
  • Pilotprojekte starten: Kleine, abteilungsübergreifende Testläufe fördern Akzeptanz und identifizieren praxisnahe Potenziale.
  • Ethische Leitlinien entwickeln: Welche Inhalte werden automatisiert, was bleibt menschlich? Interne Regeln schaffen Klarheit.
  • Eine Kultur der Zusammenarbeit fördern: KI ist ein Tool und kein Gegner. Austauschformate, Ideenpools oder interne „KI-Buddys“ unterstützen gemeinsames Lernen.
  • Erfolge sichtbar machen: Gute Erfahrungen und messbare Ergebnisse motivieren und stärken die Innovationskultur im Unternehmen.

Technologischer Fortschritt braucht menschliche Gestaltung

Mittelständische PR-Unternehmen sind gut beraten, KI als Werkzeug zu verstehen, das Effizienz ermöglicht, ohne den Menschen aus dem Zentrum zu drängen. Wer bewusst investiert – in Technologie und in Menschen – wird nicht nur produktiver, sondern auch zukunftsfähiger. Dabei kommt es nicht nur auf die richtigen Tools an, sondern auf eine Haltung, die Verantwortung, Lernbereitschaft und Kommunikation auf Augenhöhe in den Mittelpunkt stellt.

Gerade im Mittelstand braucht es pragmatische Lösungen, eine klare Haltung und den Mut, Neues mit Menschlichkeit zu verbinden. Denn die Zukunft der PR ist nicht entweder Mensch oder Maschine – sondern beides, im richtigen Zusammenspiel.

Über die Autorin

Maren Löbig ist Studentin der Onlinekommunikation in der 9. Generation an der Hochschule Darmstadt

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