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Wheelmap.org – Per Crowdsourcing zu rollstuhlgerechten Orten

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Ein aktuelles Werbevideo beschreibt die Situation, in der sich der ein oder andere Rollstuhlfahrer bestimmt schon befand: „Hi, sorry, konnte nicht zur Party. Immer das Gleiche.“ Dann wird im Video per Google Street View auf eine Treppe vor einem Restaurant gezoomt. „Nix für Rollstuhlfahrer.“ Die Lösung soll nun wheelmap.org sein.

Auf wheelmap.org werden auf einer OpenStreetMap rollstuhlgerechte Orte per Ampelsystem markiert. Grün bedeutet vollständig rollstuhlgerecht. Der Eingang und alle Räume stufenlos erreichbar und es gibt eine Rollstuhltoilette. Gelb heißt teilweise rollstuhlgerecht. Der Eingang hat eine höchstens sieben Zentimeter hohe Stufe und die wichtigsten Räume sind stufenlos zu erreichen. Bei rot ist der Eingang höher als sieben Zentimeter und die wichtigsten Räume nicht stufenlos erreichbar, was den Ort nicht rollstuhlgerecht macht.

Orte markieren kann jeder. „Wenn es 1,6 Millionen Rollstuhlfahrer allein in Deutschland gibt, dann heißt das doch, dass es auch 1,6 Millionen Menschen gibt, die rollstuhlgerechte Orte kennen,“ sagt Raul Krauthausen im Video. Raul Krauthausen ist Gründer von wheelmap.org und selbst Rollstuhlfahrer. Auf die Idee kam er, als sich ein Freund beschwerte, dass sie sich immer im selben Café treffen mussten. „Wir beide wussten aber nicht, in welchem anderen Café ein Treffen überhaupt möglich wäre, ohne eine Stufe am Eingang zu haben, die man mit einem Rollstuhl nicht überwinden kann,“ so Raul Krauthausen auf dem Blog von wheelmap.org. In dieser Situation habe er sich gedacht, dass doch eine Karte hilfreich wäre, auf der die Rollstuhltauglichkeit von Orten in der Umgebung vermerkt ist.

Umgesetzt wurde die Idee vom Berliner Verein Sozialhelden, bei dem Raul Krauthausen Vorstandsmitglied ist. Seit der Veröffentlichung von wheelmap.org im September 2010 sind bereits 150.000 Orte markiert. Orte, die auch für Menschen mit Rollatoren und Familien mit Kinderwägen geeignet sind. Mittlerweile gibt es auch die Wheelmap App für iphone und Andoid.

Trotz bisheriger Erfolge gab es auch Kritik, dass beispielsweise Hörgeschädigte, Seh- und kognitiv Behinderte auf wheelmap.org nicht berücksichtigt werden und vielen nicht bewusst sei, dass barrierefrei mehr als rollstuhlgerecht ist. Raul Krauthausen antwortete den Kritikern in einem Interview mit der Zeitschriften Mondkalb:

„Wir sprechen auch nicht von Barrierefreiheit, denn das würde ja auch andere Zugänglichkeiten, zum Beispiel für Seh- und Hörbehinderte mit einschließen. Wir bleiben jetzt erstmal bei der Klientel der Rollstuhlfahrer, denn wir denken, dass Menschen mit anderen Behinderungen ganz andere Tools benötigen. Blinde Menschen können ja zum Beispiel mit einer Karte gar nichts anfangen. Langfristig wollen wir aber schon was für andere Gruppen von behinderten Leuten entwickeln, aber garantiert nicht in dem Lay-Out, das wir momentan haben.“

Raul Krauthausen und sein Team von den Sozialhelden haben sich für die Zukunft vorgenommen „bundesweit – und auch international – immer bekannter werden, um mehr und mehr Rollstuhlfahrern einen aktiven und abwechselungsreichen Lebenstil zu ermöglichen,“ schreibt er im Blog von wheelmap.org. Außerdem soll es das Angebot noch um einige Sprachen ergänzt werden. „Auf Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch gibt es die Wheelmap schon, sogar auf Isländisch, Koreanisch und Japanisch kann man sie abrufen,“
so Raul Krauthausen.