Deepfakes sind nicht nur faszinierend – sie können auch brandgefährlich sein. Für Unternehmen und Kommunikator:innen bedeutet das: Die Grenze zwischen echter und manipulierter Botschaft verschwimmt. Und wer das nicht erkennt oder vorbereitet ist, läuft Gefahr, ungewollt zum Spielball von Desinformation, Shitstorms oder Identitätsdiebstahl zu werden.
Gefälschte Kommunikation – ein PR-Albtraum
Stellen Sie sich vor, es taucht plötzlich ein Video Ihres CEOs auf, in dem er scheinbar rassistische Äußerungen macht – glaubwürdig inszeniert, perfekt synchronisiert, aber komplett gefälscht. So etwas war bis vor wenigen Jahren undenkbar. Heute ist es technisch machbar – und in Einzelfällen bereits Realität.
Ein besonders prominentes Beispiel: 2022 veröffentlichte ein russischer Telegram-Kanal ein manipuliertes Video, in dem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zur Kapitulation aufruft. Die Fälschung war schnell entlarvt, hatte aber kurzzeitig viral Wirkung – und zeigte, wie gefährlich Deepfakes als Mittel der Desinformation sein können.
Auch im Wahlkampf in den USA oder Indien wurden Deepfakes bereits genutzt, um Politiker:innen falsche Aussagen in den Mund zu legen – mit dem Ziel, öffentliche Meinung zu manipulieren.
Wo liegt das Risiko für Unternehmen?
- Reputationsschäden: Fake-Videos mit angeblichen Aussagen von Führungskräften können Vertrauen zerstören.
- Finanzielle Schäden: Aktienkurse können auf manipulierte Videos reagieren, wenn sie glaubhaft wirken.
- Krisenkommunikation unter Druck: Im Ernstfall zählt jede Minute – und der mediale Schaden verbreitet sich schneller als die Richtigstellung.
Wie erkenne ich Deepfakes – und wie kann ich mich schützen?
Zwar werden Deepfakes immer besser, aber es gibt (noch) typische Anzeichen:
- Unnatürliche Blinzelbewegungen oder starre Mimik
- Verzögerungen zwischen Ton und Lippenbewegung
- Artefakte in der Bildqualität, vor allem bei schnellen Bewegungen
- Hintergrundgeräusche oder Tonartefakte
Zudem gibt es technische Tools, die Deepfakes erkennen können, etwa:
- Reality Defender (Browser-Erweiterung, Echtzeit-Analyse)
- Deepware Scanner (Upload-basierte Erkennung)
- Microsoft Video Authenticator (bietet eine Vertrauensbewertung für Videos)
Was PR-Teams jetzt tun sollten
- Monitoring & Frühwarnsysteme auf Social Media etablieren
- Krisenpläne für digitale Desinformationskampagnen entwickeln
- Mitarbeitende sensibilisieren, etwa mit Media-Literacy-Workshops
- Authentizitätskennzeichen fördern, z. B. durch Wasserzeichen oder digitale Signaturen bei eigenen Inhalten
Fazit
Deepfakes sind kein Zukunftsszenario mehr – sie sind Teil unserer digitalen Gegenwart. Für PR-Profis gilt daher: besser frühzeitig wachsam, als später sprachlos. Wer heute in Kompetenz und Krisenvorsorge investiert, kann morgen souverän reagieren – und die Kontrolle über die eigene Kommunikation behalten.