Im Stile Uncle Sams ruft der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer die Bürger zu mehr Beteiligung auf. Fotomontage: Desirée Grobecker
Ihre Social-Media-Kampagne startete die bayrische Staatsregierung im Sommer 2010. Intensiv nutzt sie Twitter, Facebook und die eigene Corporate Website, um mit den Bürgern des Freistaats in Kontakt zu treten. So konnten diese vom 16. Juni bis zum 15. August vergangenen Jahres über die „Dialog-Plattform“ der Kampagne Vorschläge zur Verbesserung der Familien-, Bildungs- und Innovationspolitik einreichen, diese diskutieren und bewerten. Über 100.000 Bürger habe innerhalb zweier Monate 740 Ideen, Vorschläge und Best-Practice-Beispiele diskutiert. Die besten davon wurden von der Staatsregierung ausgezeichnet und mit Preisen belohnt, nachzulesen in folgender Pressemitteilung.
Jetzt versucht die Staatregierung an diese Erfolge anzuknüpfen. Seit einigen Tagen kursiert ein YouTube-Video im Netz, in dem der bayrische Ministerpräsident, Horst Seehofer (CSU), mit einer ausufernden Geste, ganz im Stile „Uncle Sams“, seine Bürger zu mehr Beteiligung an der Politik aufruft. Per Videobotschaft oder in den Kommentaren können die Bürger nun auch über diesen Kanal Fragen stellen und Vorschläge machen.
Was dahinter steht: virales Marketing und der Anspruch, die Bürger direkt auf Augenhöhe anzusprechen und sie so aus ihrem „virtuellen Wohnzimmer“ abzuholen. Der 50-Sekunden-Clip ist seit fünf Tagen online und hatte am Sonntag bereits mehr als 64.000 Aufrufe und knapp 200 Kommentare. Dass diese nicht durchweg positiv ausfallen und einige Bürger kritische Fragen zum Negativ-Wahlwerbespot „Männlein im Walde“ („404 – Page not found“ – aber für euch, liebe Leser, der Cache-Link) stellen, war zu erwarten – die Staatsregierung jedoch offenbar nicht darauf vorbereitet:
„Als Sie noch vor ein paar Tagen auf den Werbespot ihrer Partei gegen die Grünen angesprochen wurden, sagten Sie, das Internet sei nicht von Bedeutung…Das hat sich wohl in kürzester Zeit geändert…Wenn das so ist, dann wäre es schön, wenn Sie erneut zu diesem Spot der CSU Stellung beziehen würden.
Danke!“
BastiDoener
„@BastiDoener Der Bayernkanal ist Teil der Informationsarbeit der Bayerischen Staatsregierung im Rahmen ihres verfassungsrechtlichen Informationsauftrags. Deshalb werden Fragen und Kommentare, die einen parteipolitischen Bezug haben, nicht beantwortet.“
Bayernoder
„Ich habe schon drei Fragen gestellt alle wurden bisher gelöscht, diese ist meine Letzte:“Wie steht die CSU Pressefreiheit und Zensur gegenüber. Ist es wahr das die CSU vor hat Videospiele mit gewalttätigen Inhalten zu verbieten? (Und wie oft werden meine Fragen noch gelöscht?)“
ThePinselkind
Dabei steht Horst Seehofer (CSU) doch laut eigener Aussage für Dialog und Beteiligung. Die Beteiligung klappt prima, am Dialog muss in Bayern noch gearbeitet werden.
Trotz aller teils merkwürdigen Positionen, die die CSU vertritt, man darf der Staatskanzlei meiner Meinung nach nicht den Vorwurf machen, dass sie nicht auf Fragen antwortet, die zur Parteipolitik gestellt werden. Immerhin ist das der Unterschied zwischen Legislative und Exekutive, und der sollte auch bestehen bleiben.
Lieber Matthias,
auf der einen Seite ist das natürlich richtig. Auf der anderen Seite habe ich mich aber gefragt: wenn man schon mit den Bürgern in Kontakt tritt, wenn die Bürger endlich einen Kanal haben wo sie offen Fragen stellen können, und sie dann mit einer „beantworten-wir-einfach-nicht-Antwort“ abgespeist werden, find ich schon recht schade. Eine bisschen greifbarere Erklärung: „wir sind die Staatskanzlei und nicht die CSU…“ und einen informativen Link: „bei uns bekommst du daher leider keine Infos, aber schau doch hier mal vorbei…“ hätte meiner Meinung nach auch nicht geschadet. Für die Btreuer der Page wär das nur ein weiterer Satz und ein Klick, aber für den Fragenden eine anständige Auskunft mit Mehrwert.