Jeder Fußballverein hat seinen Angstgegner. Was für andere Bundesligisten München oder Dortmund ist, war seit geraumer Zeit für den FC Schalke 04 Facebook! Große Expertise und Feingefühl konnten weder der ehemalige Coach Felix Magath noch Ex-Torwart Manuel Neuer aufweisen.
Zu allem Überfluss verzichtete der Verein bis vor kurzem demonstrativ auf einen offiziellen Auftritt im größten sozialen Netzwerk. Noch im Oktober letzten Jahres erklärte der damalige Pressesprecher Rolf Dittrich, Nutzer sollten sich lieber den Newsletter abonnieren und dem Fan-Forum der Website („1000-Freunde-Club“) beitreten (siehe PR-Fundsachen „Fans Raus Teil II“).
Doch wer sich königsblau kleidet, sollte sich nicht blauäugig verhalten. Nach Platz 14 in der Bundesliga gab es von der PR-Agentur Lewis Platz 18 in der Social Media-Tabelle. Das konnte die Vereinsführung nicht auf sich sitzen lassen und schaffte es in königlicher Manier innerhalb kürzester Zeit ihre Facebook-Präsenz von 0 auf 300.000 Fans zu steigern.
Solch ein Kunststück funktioniert natürlich nur mit treu ergebenen Fans und dem nötigen Kleingeld. Während der Verein noch sein eigenes Forum betreute und Newsletter verschickte, baute Raphael Brinkert eine inoffizielle Fanseite auf. Die Plattform des Schalke-Fans und Geschäftsführers einer Hamburger Werbeagentur konnte bald mit den offiziellen Auftritten der Ligakonkurrenz locker mithalten. Über 300.000 Fans und 285 Millionen Seitenaufrufe brachten das Konzept „Von Fans für Fans“ zwischenzeitlich unter die Top 50 der beliebtesten deutschen Facebook-Seiten. Auch medial sorgte sie für Aufsehen, etwa als Brinkert und seine Helfer Unterschriften gegen den Weggang von Manuel Neuer sammelten oder Benimmregeln für dessen Nachfolger aufstellten.
Für 50.000 Euro hat sich nun der Verein die Seite samt Fans einverleibt. Bemerkenswert: Das Geld geht nicht an den Betreiber, sondern zur Hälfte an die Stiftung „Schalke hilft“. Über die Verwendung der restlichen 25.000 Euro darf die Facebook-Gemeinde entscheiden. Aktueller Spitzenreiter: Die „Gerald Asamoah Stiftung für herzkranke Kinder“. Die Ironie daran: Asamoah hat vor kurzem seinen Vertrag bei Schalke aufgelöst und ist momentan auf Jobsuche.
Und auch Brinkert samt Team darf sich freuen: Als Dankeschön erhalten sie einen Medienausweis für Spiele der blau-weißen und dürfen zumindest auf dem Platz wieder ganz vorne mit dabei sein.
Die Facebook-Page zu übernehmen, war eine gute und richtige Entscheidung. Insofern doch gut, dass man sich entgegen früherer Aussagen dazu überwinden konnte!