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Krisenblog auf die Dark Site?

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Vor ein paar Tagen habe ich an dieser Stelle gefragt, ob ein Corporate Blog bereits etabliert sein muss, damit es in der Krisenkommunikation gut einsetzbar ist. Bei Dell hatte sich das ja genau so ergeben. Ed Wohlfahrt hat in einem Kommentar hier und in seinem Blog die Frage aufgegriffen und kommt zu den Ergebnis: „So muss es sein“. In sechs Punkten argumentiert er, dass es nicht sinnvoll sei, wenn es brennt, auf die Schnelle ein Krisen-Blog zu etablieren. Im Grundsatz stimme ich dem zu.

Allerdings zeigt aus meiner Sicht die Krisenseite von BP zur Schließung ihres Ölfeldes in Alaska, dass man dies nicht so strikt sehen muss. Die BP-Microsite (sie wird von einer PR-Agentur gehostet) wirkt doch ein wenig oldschool. Kein RSS, kein Dialog, die Updates überwiegend als pdf in einer Box. Für eine Krise mittleren Ausmasses (mit relativ geringem Bedarf an Updates) mag dies ja gehen. Doch wie sähe es aus, wenn es einen Anschlag auf einen Zug gäbe oder ein Flugzeug abstürzen sollte? Das Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit wäre enorm, eine Site müsste ständig aktualisiert werden und übersichtlich bleiben.

Kommunikationsprofis bereiten für solche Fälle so genannte Dark Sites vor, die in Minutenschnelle online gehen können und auf denen wichtige Hintergrundinfos, Kontaktadressen und natürlich aktuelle Meldungen für Journalisten, Angehörige von Betroffenen und die interessierte Öffentlichkeit verfügbar sind. Mir scheint es schon sinnvoll, auf solch einer Dark Site ein Weblog – oder zumindest Features eines Weblogs vorzuhalten. Also: Einfaches schnelles Posten, umgekehrte Chronologie der Beiträge, RSS, Kategorien oder besser Tagging. So lässt sich im Zweifel die Öffentlichkeit im Minutentakt informieren. Ob in einer solchen Krise die Kommentare offen gehalten werden können und ob auf sie eingegangen werden kann, scheint mir zweifelhaft, doch ideal wäre es, sie in der Grundkonzeption vorzusehen.

>> Wortfeld: Keine Schweigelücken (mehr Infos zur BP-Kommunikation)

  1. Ed Wohlfahrt

    Stimmt. Ich finde wirklich keinen Grund, warum eine Dark Site nicht auch ein Weblog oder zumindest eine daran angelehnte Applikation bieten sollte. Im Falle von BP (die Site finde ich übrigens gar nicht so old fashion – auch RSS gibt es dort) fände ich es jedoch schöner bzw. aus PR-Sicht auch wesentlich effizienter, stünde ein eingespieltes, hochverlinktes und unter meinen Dialogpartnern gut bekanntes Corporate Blog zur Verfügung. Eben eines, das nicht von 0 auf 100 starten muss. Meiner Meinung nach sollte die Dialogbereitschaft gerade auch in Krisen hochgehalten werden. Auf Einträge also nicht antworten zu können, fände ich kontraproduktiv.

  2. Absolut einverstanden. Natürlich auch, was die Kommentare betrifft. Das Problem dürfte in einer extremen Krise sein, das personell zu stemmen – allein ein paar hundert Medienanfragen zu beantworten und quasi live zu bloggen ist im Zweifel schon eine herausragende Leistung. Wenn dann noch ein paar Hundert Kommentare dazu kommen, wird’s dreifach schwer. Denke, hier muss im Notfall überlegt werden, wie die Kommunikation am effizientesten hinzubekommen ist. Erinnere mich noch mit Grausen an ein, zwei selbst durchgemachte Krisen in Vor-Blog-Zeiten…

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