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Facebook schluckt die Twittertechnik oder warum ein Forum nur verlieren kann

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Klaus Eck macht gerade Urlaub und übt sich in digitaler Askese. Der PR-Blogger ist aber weiter besetzt. Vor ein paar Tagen schrieb Christoph Bauer einen interessanten Beitrag zum Thema Facebook und Twitter. Er wagt einen spekulativen Blick in die Zukunft von Facebook und sieht das Social Network gegenüber Twitter im Vorteil. Und zwar bei dessen Existenzberechtigung: dem Microblogging.

Am Wochenende führte ich nun eine angeregte Diskussion mit einem befreundeten Musikmagazin- und Foren-Betreiber aus Aschaffenburg, abhoern.de. Er hält trotz seiner Präsenz auf nahezu allen Social Communities und Networks das Forum für das beste Kommunikationsmittel einer aktiven Leserschaft. Doch die Nutzerzahlen in den letzten Jahren sind rückläufig. Ich führte ihm also die technischen und kommunikativen Vorteile des Weblogs vor Augen, etwa tagging und rss, Vernetzung der Beiträge oder Permalinks. Dennoch ließ er sich nicht völlig überzeugen. „Auf Myspace passiert auch nicht mehr.“

Die größte Hürde ist letztlich der User selbst. Denn er steht in der Holschuld. Forum aufrufen, neue Threads suchen und lesen, kommentieren. Was aber wäre, wenn (Micro-)Blogging, Kommentarfunktion, Following, Community und Networking noch enger zusammen rückten? Wenn Neuigkeiten auf dem Silbertablett serviert würden? Das Forum müsste endgültig unter Denkmalschutz gestellt werden.

Nostalgie trotz Fortschritt

Nun müsste unser User auch bei Facebook erst einmal ein Profil anlegen, will er sich dieser Variante anschließen. Hat er aber erst einmal ein kleines Netz gewoben und nimmt am Austausch teil, so nimmt seine Aktionslast drastisch ab. Er folgte ohne großes Zutun ein paar Dutzend Gleichgesinnten und wäre selbst Verfolgter. Er gäbe kurze Statusmeldungen ab oder kommentierte ohne Zeichenrestriktion das Thema der Stunde. Im globalen Dorf fände er andere ehemalige Musikforen-Anhänger, in den Gruppen könnte er sogar ein wenig Nostalgie genießen und müsste dennoch auf RSS nicht mehr verzichten. Facebook steht nun auf Platz vier der meistbesuchten Webseiten weltweit. In seinem Forum tauchten die Millionen Nutzer niemals auf.

Geeint ist gut gemeint

Außerdem ermöglicht die geplante Open Stream API eine noch einfachere Verknüpfung mit Blogs, Websites, Mobile Applications. Eben wie Twitter das schon kann. Seine ganz persönliche Website wäre also gar nicht außen vor. Der Vorteil von Facebook ist allerdings die riesige Communitiy, und sie wird noch wachsen. Andere Social Network Sites würden folgen, das steht außer Frage. Hypothetisch sieht Christoph Bauer in dieser Entwicklung einen Vorteil bei den großen Netzwerken. Deren Funktionalität ginge weit über die 140-Zeichen-Debatten hinaus, ohne das Microblogging zu unterbinden. Facebook vereint in dieser visionalen Zukunft die Vorteile beider Welten. Die Community, die Statusmeldungen und die zentrale Anordnung sämtlicher Kommunikationskanäle – wie ich finde, die allerwichtigste noch kinderschuhtragende Entwicklung – sowie Microblogging, Following, Meinungsbekundungen.

Ihr Bastionen der Web-1.5-Kultur, spätestens dann müsstet ihr doch die Pforten zu euren Herzen und Profilen öffnen und die das Licht löschen in den Katakomben der 90er.