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Die PRaktiker (22): Markus Weik

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Markus Weik, Senior Executive bei FTI Consulting
Steckbrief zur Person

Name: Markus Weik

Alter: 33

Aktuelle Tätigkeit: Markus Weik arbeitet als Senior Executive für die Strategic Communications Practice von FTI Consulting am Standort Frankfurt. Dort berät er Kunden unter anderem aus den Bereichen Immobilien, Asset Management, Private Equity und Automobil. Der studierte Amerikanist und Sportwissenschaftler engagiert sich zurzeit, das deutsche Team für strategische Beratung in digitaler/online Kommunikation und Reputation Management in sozialen Netzwerken aufzubauen.


PR-Fundsachen: Herr Weik, wie sind Sie zur PR gekommen?

Wie die meisten in der PR-Branche: durch Zufall. Neben meinem Studium der Amerikanistik, Anglizistik und Sportwissenschaft habe ich American Football gespielt. Dadurch bin ich zu einem Praktikum in der Kommunikationsabteilung der Frankfurt Galaxy gekommen, was mein Interesse an dem Beruf geweckt hat. Auf einer Fortbildung der DPRG habe ich dann Markus Breidenstein, Managing Director von FTI Germany, kennengelernt. Ein weiterer Zufall, der mich dazu bewegte, mich bei FTI Consulting zu bewerben. Aus Erfahrung würde ich sagen, dass in der Branche viel über Kontakte oder eigene Netzwerke läuft.

PR-Fundsachen: Ihr Arbeitgeber ist darauf spezialisiert, weltweit Kunden vor allem bei Firmenübernahmen und in Krisen strategisch zu beraten. Viele davon kommen aus der Finanzbranche. Wie hat sich die Kommunikation mit der Öffentlichkeit seit der Krise verändert?

Die Kommunikatoren und die Unternehmen sind zurückhaltender geworden. Heute sieht man sich sehr viel mehr vor, dass man keine Dinge ankündigt, die dann nicht eingehalten werden können. Gleichzeitig versuchen viele Unternehmen der Finanzbranche, der öffentlichen Forderung nach mehr Transparenz nachzukommen. Sie veröffentlichen mehr Informationen zu ihren größtenteils überarbeiteten Produkten und stellen Dokumente online bereit, die früher hauptsächlich Großinvestoren oder Journalisten zugänglich gewesen wären. Dennoch hat das Umdenken bei einigen Kunden erst langsam eingesetzt und es besteht noch viel Beratungsbedarf. An der einen oder anderen Stelle fehlt manchem Kunden der Mut, den Rat zu mehr Kommunikation und vor allem Dialog mit der Öffentlichkeit anzunehmen.

PR-Fundsachen: Carlyle-Gründer David Rubenstein, einer der einflussreichsten Manager der Finanzbranche, sagte vor knapp einem Jahr, Facebook werde in Zukunft eine der größten Herausforderungen für Investoren darstellen. Wie wollen Sie eben dieser begegnen?

Facebook ist eine von vielen Herausforderungen, die das Internet für Finanzinvestoren mit sich gebracht hat. Auch wenn ein Investor selbst nicht in sozialen Netzwerken aktiv präsent ist, so wird in jedem Fall über ihn gesprochen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Berater auch diese Form des Kommunikationsaustauschs beobachten, einordnen, auswerten und gegebenenfalls ihre Strategien anpassen.

Es gibt keinen Zweifel, dass die Bedeutung des Netzes in Zukunft weiter wächst und weitreichende Veränderungen in der Kommunikation bei Firmenübernahmen mit sich bringen wird. So steigt schon jetzt der Bedarf beispielsweise für spezielle Webseiten bei Transaktionen oder Intranet-Sites bei Change-Prozessen. Ein weiteres Szenario könnte in Zukunft so aussehen, dass sich Stakeholder in sozialen Netzwerken wie Facebook organisieren, um gegen eine Firmenübernahme zu protestieren. In Deutschland haben wir so etwas bei FTI Consulting bisher nicht erlebt, aber als Spezialisten in der Krisenkommunikation nehmen wir diese Möglichkeit sehr ernst.

PR-Fundsachen: Ein Finanzinvestor möchte durch seinen Online-Auftritt mehr Transparenz vermitteln. Welche sind die Grundlagen, zu dem Sie ihm raten würden?

Der Internet-Auftritt generell sollte den Ansprüchen und Lesegewohnheiten der Leute entsprechen, die ihn aufsuchen. Das bedeutet oftmals, dass man Texte sprachlich komplett überarbeiten muss und auch deren Aufbereitung überdenken sollte. Vieles kommt noch sehr statisch daher und erinnert an das Internet vor zehn Jahren. Auch sollten Investoren ihre Webseiten stärker personalisieren, um das Bild eines unnahbaren Akteurs der Finanzbranche abzulegen. The Carlyle Group versucht dies zum Beispiel, indem ihr CIO und Mitbegründer auf der Startseite in einem Video das Jahresergebnis präsentiert.

Solche Informationen müssen Besucher einer Seite natürlich schnell finden können. Es bringt nichts, in sozialen Netzwerken aktiv zu sein, wenn man auf der Firmenseite keine Hinweise dazu findet. Diese Aktivitäten muss man verknüpfen und prominent auf der Firmenwebseite darauf hinweisen – am besten in einem Social Media Newsroom. Was bei vielen Unternehmen aus dem Konsumgüterbereich heutzutage schon zur Selbstverständlichkeit gehört, hat die Finanzbranche erst jetzt erreicht. Da wird sich in Zukunft noch viel verändern.

PR-Fundsachen: Welche praktischen Beispiele können Sie nennen, die sich durch das Web 2.0 in dem täglichen Umgang mit traditionellen Medien verändert haben?

Natürlich bespielen wir neben den für uns weiterhin bedeutenden Print-Medien auch wichtige Online-Nachrichtenportale. Speziell gestaltete Web-Pressemitteilungen haben wir in Deutschland bisher noch nicht versendet, aber wir arbeiten an einem Konzept. Die Formate haben sich verändert, da muss man nur an den Immobilienbereich denken. Heute verweisen beispielsweise die gedruckten Ausgaben relevanter Immobilien-Magazine zu ihrer Webseite, auf denen man dann das Interview mit einem Akteur der Branche nachlesen kann. Auch Bau-Projekte werden gerne online detailliert vorgestellt. Diese crossmediale Nutzung von Kanälen birgt ganz neue Herausforderungen und Chancen, wie wir in Zukunft unsere Meldungen und Informationen verbreiten können und diese unsere Stakeholder erreichen.

PR-Fundsachen: Welche Fähigkeiten sollten kommende PRler in den Beruf mitbringen?

Als PRler sollte man sich als eine Art Mittler zwischen den Welten verstehen. Das erfordert zum einen Kommunikationsstärke als auch ein Gespür für Mitteilungen, die man aus ihrer akademischen Aufbereitung herausfiltern muss. Was meiner Meinung nach häufig vergessen wird, wenn man die Anforderungen an einen professionellen PRler auflistet: ein wirtschaftliches Grundverständnis und die Fähigkeit zum unternehmerischen Denken. Auch ein interkulturelles Verständnis ist von großem Vorteil, da Kunden global präsent sind und folglich deren Kommunikationsstrategien zwischen den einzelnen Niederlassungen aufeinander abgestimmt werden müssen. Des Weiteren sollte man natürlich das oftmals beschworene Interesse und die Lust an vielen verschiedenen Themengebieten mitbringen, bevor man sich auf zwei bis drei Themen spezialisiert.

Im Hinblick auf Online-Medien sollten kommende PRler sich mit allen Tools und auch neuen Formaten auskennen. Das bedeutet zum Beispiel, dass man grundsätzlich neugierig bei der Einführung eines neuen sozialen Netzwerks ist und auch den Mut hat, dieses auszuprobieren, um es kennenzulernen und dann einordnen zu können. Darin liegt für Berufseinsteiger momentan eine riesige Chance, denn es gibt noch immer viel zu wenige in der PR, die sich damit auskennen. Social Media-Manager werden weiterhin händeringend gesucht.

PR-Fundsachen: Herr Weik, vielen Dank für dieses Interview!

Sämtliche im Rahmen der Kurzinterviewreihe „Die PRaktiker“ entstandenen Antworten und Texte sind ebenso wie die Bilder Eigentum unserer Interviewpartner und erscheinen mit ihrer Genehmigung, sofern nicht anders mit uns ausgemacht, ausschließlich im Studiengangsweblog zum Schwerpunkt Online-PR der Hochschule Darmstadt, den PR-Fundsachen (https://www.pr-fundsachen.de/). Sollte Interesse an einem der Texte/ Interviews bestehen, bitten wir darum, sich mit uns bzw. unserem Interviewpartner in Verbindung zu setzen.