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„Wie die Karnickel“ – Hat Social Media einen Fachkräfteüberschuss?

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Die Berliner Rockband „Die Ärzte“ sang bereits „Du bist nicht allein. Wir sind Millionen und wir werden noch mehr sein“. Zwar sind die Social-Media-Experten keine Musiker, aber dennoch bald Millionen.

In seinem whatsnextblog schreibt Autor B. L. Ochman, sie vermehrten sich wie die Karnickel. Im Mai 2009 zählte er mit dem Tool Tweepsearch 4.487 Experten. Zum Zeitpunkt des Blogposts Ende Dezember waren es bereits 15.740 und Bochman sortierte die Experten nach deren selbstauferlegten Titeln. So gibt es „New Media Marketing Gurus“, „Digital Marketing Strategists“ und „Social Media Stars“.

Wie Journalist oder PR-Fachmann ist „Social-Media-Experte“ kein geschützter Begriff. In der Selbstheroisierung der Profitwitterer und Facebookgurus erkennt Chip online eine Verwässerung des Expertenbegriffs. Immerhin vermehren sich die Experten alle sechs Monate um das 3,5fache. In Zeiten allgemeiner Rezession also ein unglaubliches Wachstum.

Existenzängste versus Fachkräftebedarf

Ganz offensichtlich hat die Zunahme zwei Ursachen. Einerseits fürchten die Arbeitnehmer um ihre Arbeitsplätze. Sie bilden sich deshalb fort. Etliche Berater bieten Kurse an, um das Richtige zu twittern und Relevantes zu posten. Strategen geben Schulungen für selbstgemachte Visionen. Es liegt dennoch auf der Hand, ein paar Tage Schulung machen aus einem Freizeitblogger keinen Social-Media-Profi. Also müssen auch die Digital Gurus mit einer negativen Konnotation leben.

Zum anderen erkennen Unternehmen ihre Chancen am digitalen Markt. Es entstehen Arbeitsplätze. Neue Expertisen braucht das Land. Es herrscht Bedarf an Fachkräften! Den schnellen Erfolg erhoffend gibt sich vielleicht mancher Personalchef wohlklingenden Titeln hin und die Taktik mit der Zusatzqualifikation geht auf. Für diesen Fall gilt aber wie immer: Der Markt reguliert sich selbst. Nur die echten Profis bleiben am Ende übrig.

Berater statt Guru

Ochman erinnert schließlich an die Grundfesten der Selbstvermarktung: „Guru is something someone else calls you.“

Es gibt Titel ohne Übertreibung im Subtext: Fachkraft oder Berater etwa. Zwar setzen auch diese Begriffe Expertenwissen voraus, doch muss man sich dann nicht schämen, einen Guru wahrhaftigen Kalibers zu konsultieren.

Einschüchtern lassen sollte man sich aber nicht. Denn auch Die Ärzte wissen: „Du hast so viele Träume und du denkst es ist zu spät und du glaubst du bist der Einzige, dem es so geht. Du bist nicht allein. (…).“

Und so gehen wir weiter im Text und nehmen 2010 die nächsten Meter auf dem Weg zum Experten. In diesem Sinne wünschen wir allen Lesern und Freunden der PR-Fundsachen ein erfolgreiches neues Jahr!

  1. Hi,

    guter Text. Trifft es genau. Oft hat man den Eindruck, dass Twitter mehr Social media Experten als normale User hat. Schlimm wird es auch dann, wenn diese Experten sich daran machen „Studien“ oder „Untersuchungen“ durchzuführen, um sich selbst besser zu vermarkten. Web-Evangelist ist übrigens auch noch ein Kracher Selbstbeweihräucherung.

    Grüße aus Hannover
    Martin

  2. Christoph Penter

    Kommilitone Matthias Bastian (@maba_pr)twitterte gerade einen interessanten Artikel auf FAZ.net zum Thema Expertentum im Social Web:
    http://ow.ly/189Mk

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