Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Von der Salami-Taktik zur Krisen-PR?

4

Wie würden Sie sich fühlen? Das Herz klopft wie wild, der Schweiß läuft den Rücken runter, panisch sehen Sie sich um, fühlen sich verfolgt und beobachtet. Ein Szenario in einem Krimi, kurz bevor der Mörder auftaucht? Nein, weit gefehlt. So geht es womöglich vielen Mitarbeitern des Discounters Lidl.

In den Medien war der „Bespitzelungs-Skandal“ groß vertreten und wild diskutiert. Doch das wirklich Erstaunliche an diesem Skandal ist, dass Lidl aus seinen Fehlern, bezüglich Krisen-PR, gelernt hat! Als die Gewerkschaft Ver.di 2004 das „Schwarzbuch Lidl“ vorstellte, reagierte Lidl nicht gerade professionell (ausführliche Erklärung im PR-Wiki). Statt zu kommunizieren wurde die so genannten „Salami-Taktik“ – nur zugeben, was schon in der Öffentlichkeit bekannt ist (laut Hartwin Möhrle, Geschäftsführer der Agentur A&B One und Spezialist für Krisenkommunikation) – angewandt. Heute hört sich Lidl tatsächlich den Rat einer externen Kommunikationsagentur an und „handelt“.

Die Geschäftsführung entschuldigte sich auf der Lidl-Website bei den Mitarbeitern und diese wurde auch, samt „Erklärung“, auf ganzseitigen Anzeigen in Tageszeitungen veröffentlicht. Grund der intensiven Kontrolle sei ein jährlicher „Inventurverlust“ von 80 Millionen Euro. Insgesamt wurde diese (für Lidl) schnelle Reaktion von PR-Experten eher positiv gewertet. Doch wie glaubwürdig ist diese „Entschuldigung“? Hätte Lidl sich bei seinen Mitarbeitern entschuldigt, wenn diese unmenschliche Überwachung nicht von Stern und Stern.de aufgedeckt worden wäre? Ich denke nein. Hat sich das Image von Lidl jetzt verbessert? Ich glaube nicht, dass sich Lidl so einfach und schnell von diesem Skandal erholen wird.

Entdeckt auf: www.handelsblatt.com

  1. Vik

    Nun denn, von wirklich guter PR profitiert wohl die Konkurrenz. Diese hat es bisher (größtenteils) geschafft mit ihren defintitv mindestens ebenso unmenschlichen Methoden nicht in der Presse zu erscheinen.

    Und nebenbei: Mein (Arbeits-)Jahr bei Lidl hat Spaß gemacht. Grund war – oh Wunder – der nette Umgang zwischen Kollegen und Vorgesetzten…

  2. Sina Lauer

    Nicht nur Lidl scheint kein Händchen für ihre Mitarbeiter und den Umgang mit der Öffentlichkeit zu haben. „Die Handelsgruppe Rewe hat eine Überwachung von Mitarbeitern durch Detektive in Penny- und Rewe-Filialen eingeräumt“, heißt es in einem Artikel auf Tagesschau.de vom 16.4.08: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/rewe6.html

Die Kommentare sind geschlossen.