Die TV-Show The Voice of Germany hat einen Gewinner: Die Stimme Deutschlands heißt Social Media.
Was als begleitender Einsatz von Social-Media-Angeboten bei der Castingshow The Voice of Germany begann, zeigt eindrucksvoll was Fernsehen heute kann. Allerdings zeigt es auch, wie schnell die ursprüngliche Idee einer Show unter die Räder kommt.
Das Konzept: Die Gesangstalente werden ausnahmsweise nach ihrem stimmlichen Können gecastet, ohne dass die Jury sie sieht. Anschließend werden sie von etablierten Künstlern gecoacht und müssen danach gegeneinander antreten. Das erfolgreiche TV-Format aus Holland wurde in den USA kopiert und mit dem Einsatz von Social Media an eine online-affine Zielgruppe angepasst. In einem Beitrag auf Marshable erklärt sich dieser Schritt:
“From the very beginning, the social media and digital aspect of the show was very important to us,” says Yaron (Nicolle Yaron, Supervising producer; USA). She wanted to create active engagement and offer accessibility to the coaches to mirror how the show offers access to top stars. “We wanted to create a true, real-time co-viewing experience.”
Reimportiert nach Europa versucht sich seit November die bislang nicht gerade für ihren erfolgreichen Social Media Einsatz bekannte Gruppe ProSiebenSat1 Media AG daran.
Offene Twitterkanäle, Facebook und Live-Streams laden zum Mitfiebern und Senfabgeben ein. So kann jeder Zuschauer seinem Favoriten die Daumen drücken oder Feedback zur gesanglichen Leistung geben, Fragen an die Coaches stellen, den Kameramann kennenlernen oder, oder, oder. (Wenn ich mir allerdings die sprachlich seltsamen Tweets ansehe, zweifel ich natürlich an deren Echtheit. Sei es drum…)
Wie ungelenk auf die multimedialen Möglichkeiten hingewiesen wurde ist jedoch auffällig. Besonders in den Blind Auditions, die erste Phase der Show in der die Coaches die Kandidaten nicht sehen, sondern nur hören dürfen, fiel der Hinweis zur Social Media Nutzung penetrant aus: Bei beinahe jeder Vorstellung des Kandidaten wurde gezeigt, wie er/sie auf seinem/ihrem Tablet oder Smartphone zig Freundschaftsanfragen und Kommentare bei Facebook durchblättert. Bildet das die Wirklichkeit ab? Sind das dort die Digital Natives, die ihresgleichen suchen?! Oder ist das ein Wink mit dem Zaunpfahl? Ab ins Netz!
Es hat scheinbar funktioniert. Dank weiterführender Social-TV-Applikation wird der TheVoice-Zuschauer zum User, so bringt es ein Welt-Online Artikel auf den Punkt.
In einem Artikel zur App heißt es weiter:„Damit bietet ProSiebenSat.1 Digital ein noch intensiveres Erleben des TV-Formats.“ Website, Facebook-Pages und Twitter-Streams auf der es im Stakkato News, Hintergrundberichte, Quiz und andere bunte Infos gibt. Sieht so die heutige Unterhaltung aus? Social Media hilft Fernsehen?
Die Strategie: Nonstop Storytelling. Oder wie es bei Marshable heißt:
The Voice is about a journey, and Yaron says the NBC.com homepage has been focusing on “24/7 storytelling and continuing all of the reality stories and experiences of the artists and the coaches and the rivalries between them.” By cultivating the story online and providing a look behind the scenes,The Voice is becoming more than just a weekly television show — it’s nonstop entertainment online, complemented by an hour or two of live performances every week.
Allerdings muss man diese ungeheure Menge an Tweets, Posts und Links, die langsam vom Kerngedanken der Show abdriften, steuern und bewältigen können. Bislang schlägt sich ProSiebenSat1 ganz gut dabei aber das Motto der Show „Nur die Stimme zählt“ hat man verdreht. Twitter-Post vs Gesang. Das führt zu Verwirrung.
Ein Follower fragte deshalb lieber direkt nach: „@TheVoiceGermany Was ist der Mehrwert von viel Twitter und Facebook und der Connetseite für die Sendung?“
TheVoiceGermany: „Die digitale Weltherrschaft. Was sonst?#Voice“
Guter Beitrag, ich persönlich begrüße die Förderung des sogenannten „Social TV“ in Deutschland, aber ein wenig driftet es bei The Voice wirklich ab. Es wirkt einfach etwas zu gewollt und gezwungen.
Kleine Anmerkung noch: Es heißt „mashable“ und nicht „marshable“ 😉
Hallo David,
Danke für den Hinweis!
Ich persönlich finde es auch gut, dass man hier nun endlich mal die Deckung verlässt und das Thema Social etwas offensiver angeht.
Was mir beim Beispiel The Voice nicht so gut gefällt: wie David bereits schreibt, wirkt es etwas zu sehr gewollt. Manche Kandidaten schreiben fast nichts via Twitter oder FB-Page, andere dafür umso stärker. Manche haben ein persönliches Profil bei FB (was fast die 5000er Marke erreicht hat), andere bereits schon eine eigene Page.
Die Wahl der Twitternamen der Kandidaten ist mAn u.a. auch sehr unglücklich. Auch sind nicht alle Coaches mit einem Twitter-Profil vertreten. Nena und Ray haben einen Account – Boss Hoss und Xavier (soweit ich es erkunden konnte) nicht.
Der Weg ist jedoch in meinen Augen der richtige. Man muss hier vielleicht noch etwas Erfahrung sammeln. Aber für die ersten Schritte ist es recht gelungen.
Da stimme ich dir zu Steve, der Weg ist schon einmal beschritten, jetzt können Erfahrungen gesammelt werden. Ich denke, wichtig ist es, den Weg auch weiter zu beschreiten, selbst wenn es mal steiniger werden sollte.