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Serie Authentizität (II): YouTube funktioniert nicht ohne Authentizität

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Foto von MCB/Uwe Völkner ©

Jeden Mittwoch lädt Mirko alias MrWissen2Go ein Video zu einem neuen Thema hoch – letzte Woche ging es um Depressionen, diese Woche um Geldwäsche. Warum macht der das eigentlich? Und was ist ihm dabei wichtig? Christoph Krachten fragte ihn bei der re:publica  darüber aus.

Mirko Drotschmann ist auf YouTube unter dem Namen MrWissen2Go bekannt und veröffentlicht dort seit 2012 Videos zu verschiedenen Wissensbereichen. Angefangen hat er mit einfachen Nachhilfe-Videos für Geschichte; heute liefert er seinen mittlerweile über 350.000 Abonnenten einmal wöchentlich ein Video.

Zum Einstieg in die Session, erklärt er zunächst die Plattform YouTube. Über seinen Account kann er vieles über seine Zielgruppe bzw. Viewer erfahren. Größtenteils schauen sich Personen zwischen 20 und 30 Jahren sein Videos an. Insgesamt hat sein Kanal im Monat etwa 2 bis 3 Millionen Abrufe.

Um zu sehen, wie gut ein Video bei den Zuschauern ankommt, kann er die Interaktionen zum  jeweiligen Video messen. Die Anzahl der Abonnenten spielen hierbei überhaupt keine Rolle. Allein die Zahl und die „Watchtime“ der Zuschauer ist wichtig – wie viele Personen haben sich das Video angeschaut und wie lange? Auf dessen Basis wird das Video letztendlich auch besser gerankt und wird eher in der Suche angezeigt oder auf der Startseite und als Empfehlung für Nutzern angezeigt.

Aber, wie wichtig ist Authentizität auf YouTube eigentlich?

Mirko sagt: „Authentizität ist sehr wichtig! Das ist generell einer der Gründe, warum YouTube und einzelne Personen dort so gut funktionieren. YouTube macht es aus, dass man echt ist und sich nicht verstellt. Inszeniertes merkt der Zuschauer sofort.” Er selbst möchte als MrWissen2Go wie der gute Kumpel rüberkommen, der ein Thema erklärt. Bei dem Zuschauer komme so etwas teilweise als unprofessionell, aber gut an. Er ist so direkt auf der Wellenlänge mit der Person vor der Kamera. Selbst wenn ein YouTuber in einem als Schlafzimmer eingerichtetem Studio stehe, müsse dies nicht gleich verwerflich sein, solange er dem Zuschauer nicht erzähle, er stehe in seinem alten Kinderzimmer, sagt Mirko.

Aber auch die Sprache spielt bei der Echtheit eine wichtige Rolle. Mirkos Erfahrung: Es muss eine Sprache verwendet werden, die zu einem selbst passt und die man auch im alltäglichen Leben verwendet. Dabei ist das Ablesen vom Promter ein absolutes NoGo. Klar, schreibe er sich immer sein Skript vorher, doch lese er während dem Dreh nicht ab, das störe die Atmosphäre, so Mirko. Dadurch kann einem auch mal ein Fehler passieren. Wie sollte man am besten damit umgehen? Sollten diese drin bleiben nach dem Motto: Fehler sind menschlich (Authentizität)? Oder lieber nochmal neu drehen, Stichwort Seriosität? Wenn Mirko während des Video-Drehs Fehler passieren, wiederholt er die Aufnahme so lange, bis er sie fehlerfrei aufgenommen ist. Kleine, lustige Fehler lässt er aber manchmal noch im Video. Das ist aber doch nicht mehr authentisch? Könnte man sagen, sagt Mirko. Jedoch stehen für ihn die Themen im Vordergrund: „Wenn ich während einem Video nur lache oder mich verspreche, kann man mich auch nicht ernstnehmen. Das ist besonders bei ernsten Themen wie bei dem letzten Video über Depressionen, nicht passend.“

Authentizität durch Livestream?

Ganz neu auf YouTube gibt es jetzt auch den Livestream – ähnlich wie auch bei Facebook. Ob es wohl eine gute Idee wäre, während des Vortrags einen Livestream für seinen Kanal zu drehen? Mirko sieht es jedoch eher skeptisch, ob sich seine Zuschauer dafür interessieren. Ein Livestream von der Media Convention wäre zwar spannend, aber für die eigentliche Zielgruppe eher störend. Auch bei seiner Themenauswahl auf seinem Kanal ist er mittlerweile sehr kritisch. “Je mehr Zuschauer man hat, desto schwieriger ist es mit Special Interest-Themen.” Daher sollten Themen nicht zu speziell sein. Ein großes Thema, das bei YouTube immer wieder aufkommt, ist die Bezahlung: Ist ein YouTuber immer noch authentisch, wenn er Geld für seinen Content bekommt? Mirko bekommt einen Anteil für die Werbung, die vor seinen Videos geschaltet wird. Diese habe jedoch keinen Einfluss auf die Inhalte. Werbung die ihm nicht passt, kann er manuell ausblenden lassen. Auch weiß er, dass bei manchen Themen seiner Videos keine Werbung geschaltet wird. Für ihn ist das nicht wichtig. Einzig und allein der Inhalt ist für ihn wichtig, so der Youtuber

tl;dr

Authentizität spielt bei YouTube von Anfang an eine wichtige Rolle. Ein YouTuber muss sich vor der Kamera genauso geben, wie er auch mit anderen Menschen im alltäglichen Leben umgeht, sonst merkt das der Zuschauer und schließt möglicherweise das Video. Dennoch muss die Art des Videos zum Thema passen; lacht MrWissen2Go in seinem Video über Depressionen, wären die Zuschauer sicherlich genervt. Für ihn steht das Thema im Vordergrund.

 

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YouTube, Instagram, Snapchat: Wie authentisch sind Soziale Netzwerke?