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PR-Agenturen und die Ethik

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Da habe ich mich wohl leicht vertan: Eigentlich ging ich davon aus, dass die meisten PR-Agenturen selbstverständlich so etwas wie eigene Ethik-Codizes haben oder zumindest ihre Mitarbeiter auf die bekannten Codizes (Übersicht) wie den Code d’Athènes verpflichten. Doch das scheint ein Irrtum zu sein – zumindest, wenn es um die zehn größten Agenturen weltweit geht.

Der australische PR-Experte Trevor Cook Keith Jackson ist der Sache genauer nachgegangen und hat im Rahmen der von ihm mit initiierten Kampagne gegen Astroturfing geschaut, was die zehn Großen der Branche auf ihren Websites zum Thema Ethik veröffentlichen. Sein Ergebnis:

„Many firms don’t address ethical issues on their websites. They have no Code of Practice and no Code of Conduct. Nothing to explicitly address matters central to the reputation of the PR industry. I guess they’re just too busy, in their own words, leading, expanding, innovating, collaborating, committing, recruiting the finest talent and being recognised by their industry peers. Or maybe they’re content to leave the ethical running to the industry associations.“

Einzig Edelman besteht den (formalen!) Ethik-Check unter den zehn großen PR-Agenturen: Auf der internationalen Website (nur dort) gibt es einen so genannten Code of Conduct in dem auch Astroturfing abgelehnt wird. Alle Mitarbeiter müssen den Kodex unterschreiben.

Natürlich kann man darüber diskutieren, ob und wie sinnvoll so etwas ist. Ein paar Gedanken dazu: Dass die PR-Branche nicht höchstes Ansehen und größtes Vertrauen genießt, ist nicht wirklich neu. Die Frage ist, ob eine Selbstverpflichtung der Dienstleister, bestimmte ethische Standards einzuhalten, vertrauensbildend wirken kann. Ich meine: Ja, bis zu einem gewissen Grad. Und da scheint mir eine Verpflichtung, die von Mitarbeitern einer Agentur entwickelt wurde, wirksamer zu sein als die eher anonymen Branchen-Codizes. Die sollten sicherlich Grundlage für die Diskussion sein, haben aber den Nachteil, dass sie wohl auch unter vielen Praktikern wenig bekannt sind. Ein zusätzliches Plus ist sicher, wenn Mitarbeiter bei der Einstellung nicht nur ihren Arbeitsvertrag, sondern auch die Verhaltensregeln ihrer neuen Agentur unterschreiben.

In Deutschland verpflichten sich die Mitgliedsfirmen der Gesellschaft der PR-Agenturen (GPRA), immerhin den Code d’Athène einzuhalten. Keine Ahnung, ob Mitarbeiter den bei ihrer Einstellung in die Hand gedrückt bekommen. Aber zumindest müssen sich diese Agenturen öffentlich an dieser Verpflichtung messen lasse. Mich würde interessieren, wie andere PR-Agenturen mit diesem Thema umgehen. Ist vermutlich ein nettes Diplomthema – aber vielleicht weiß jemand unserer Leser mehr?

>> via mediations

Nachtrag (25.8.06): Thomas Knüver hat den (im Negativen) sehr lehrreichen Fall eines Poltikers, der sich in der PR umtut, recherchiert. Dumm, dass der Fall „Mosdorf und die Sportwetten“ vor allem seiner eigenen PR-Agentur schaden könnte – und den Rheinischen Merkur auch in unappetitlichen Verdacht bringt.

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