Weniger als drei Jahre hat Pinterest gebraucht, um die 25-Millionen-User-Marke zu knacken. Das soziale Netzwerk setzt dabei vor allem auf eins: Ästhetik. Auf der virtuellen Pinnwand können die Nutzer ihre Inspirationen mit anderen teilen. Auch Unternehmen springen immer häufiger auf den Pinterest-Zug auf und wollen im neuen Netzwerk mitwirken. Doch für welche Unternehmen ist die schöne Pinnwand überhaupt sinnvoll?
Ob Haustierfotos, Produktbilder oder Inneneinrichtung: auffallend ist, dass die Professionalität der Bilder und der schöne Schein eine große Rolle spielen. Im vergangenen Mai wurden bereits 100 Millionen Dollar in das Unternehmen investiert. Pinterest hat dieses Geld dazu genutzt, neue Updates für die Website sowie eine iPhone-App zu entwickeln. Zudem wurden die sogenannten „secret boards“ eingeführt und auch in den letzten Monaten hat Pinterest noch einmal ordentlich an seiner Online-Präsenz gefeilt. So sind mittlerweile die Pins größer und das neue Tool „News“ lässt die Nutzer leichter den für sie relevanten Inhalt finden.
Seit Ende 2012 hat Pinterest auch für Unternehmen die Nutzung einfacher und effizienter gemacht. So können private Accounts nun von Unternehmensseiten getrennt werden. Auch, wenn der Unterschied auf den ersten Blick nicht wirklich stark zu erkennen ist. Eines der Erkennungsmerkmale einer Unternehmensseite ist die eigene URL (z.B. pinterest.com/greenpeace/), die bei der Erstellung eines Businessaccounts gewählt wird. Zudem muss das Unternehmen mit dem eigenen Nutzerprofil eine Verifizierung durchlaufen. Nutzer erkennen daran sofort, dass es sich bei der aufgerufenen Seite um einen Businessaccount handelt. Rein optisch unterscheiden sich die privaten und die Unternehmensprofile (bisher) kaum.
Zielgruppen und Interessen der Nutzer sollten klar sein
Produktbilder, Landschaftsbilder, Videoclips und Modefotos werden an Pinnwände (Boards) geheftet, die meist ein übergeordnetes Thema haben, um die Inhalte zu strukturieren. Daraus entstehen bunt gemischte Gallerien, die im Idealfall nicht nur die Interessen des “Pinners”, sondern auch die der anderen Nutzer und Follower widerspiegeln. Es wird bereits diskutiert, wie Firmen und Marken Pinterest zu Marketingzwecken nutzen können. Vor allem Online-Shops bietet Pinterest eine gute Plattform, um Produkte populärer zu machen und dadurch mehr Traffic zu generieren. Immerhin war das “schöne Netzwerk” laut dem amerikanischen Marktforscher shareholic im letzten Jahr sogar drittgrößter Traffic-Lieferant.

Will man als Unternehmen erfolgreich auf der bildlstarken Plattform agieren, sollte zunächst ein Auge auf die Nutzer und deren Interessen geworfen werden. So sind beispielsweise 80% der User weiblich. Wer hätte das gedacht? So wird doch das Hauptaugenmerk der Plattform auf Bilder von schönen Urlaubsorten, neuen Modetrends und Einrichtungsinspirationen gelegt. Die Infografik von wishpond zeigt außerdem, dass die Hälfte dieser Frauen Mütter sind. Vielleicht eine Chance für Babyausstatter oder Ratgebermagazine rund um das Thema Familie.
Große Chance für Online-Shops
Online-Shops könnten die großen Durchstarter auf Pinterest werden. Produktbilder, besonders im Mode- und Lifestylebereich, werden gern weitergepinnt und solche, die zusätzlich eine Preisangabe beinhalten, erhalten zudem 36% häufiger ein “Like” von den Nutzern. Interessierte fanden Produkte, die sie schließlich kauften, in 69% der Fälle auf Pinterest. Von Facebook wurden hingegen “nur” 40% der Käufer inspiriert. Wir sehen also, dass für Online-Shops sowie für Reiseveranstalter, die beispielsweise Bilder von schicken Urlaubsresorts “pinnen”, großes Potenzial in den bunten Bilderkollektionen steckt. Aber auch nicht kommerzielle Unternehmen wie der WWF oder Greenpeece sind auf Pinterest aktiv und teilen dort Bilder ihrer Kampagnen, Videos und Infografiken.
Wie Unternehmen die Nähe zum Kunden herstellen
Worauf aber sollten Unternehmen achten, um Ihren Business-Account auf Pinterest erfolgreich zu führen? Um durch den Auftritt eine Verbindung zu Kunden herzustellen – und das möglichst kreativ – sollten folgende Punkte beachtet werden:
- die Zielgruppe des Unternehmens muss auf Pinterest vertreten sein
- die Inhalte der Unternehmensseite (außerhalb von Pinterest) sollten möglichst “pinbar” sein
- die Produkte (sofern es welche gibt) sollten visuell eindrucksvoll, kreativ und professionell darstellbar sein
Auf Pinterest geht es nicht nur darum, eigenen Content zu erzeugen. Es muss den Nutzern auch ermöglicht werden, Inhalte (Bilder/Grafiken) direkt von der Unternehmensseite außerhalb des Netzwerks zu pinnen. Dafür eignen sich diverse Widgets und Buttons, die Pinterest für Businessaccounts anbietet. Auch eine Verbindung mit Twitter und Facebook ist möglich und erleichtert dadurch wiederum das Verbreiten der Inhalte.
Ein gutes Beispiel für einen Businessaccount bietet die deutsche Unternehmensseite von Mercedes Benz. Aktuell ist das Unternehmen mit 798 Pins auf 38 Pinnwänden aktiv. Mercedes teilt Fotos von Fahrzeugmodellen und Entwicklungsschritten, lässt die Nutzer aber auch an den “Milestones” der Unternehmensgeschichte teilhaben. Mit der Pinnwand “Mercedes Benz loves Pets” zielt das Unternehmen auf Liebhaber der “Lustige-Katzenbilder”-Kategorie ab. Auch für die weiblichen Nutzer generiert Mercedes ein Board mit Bildern der Mercedes Benz Fashion Week.
Urheberrechte und Lizenzreichweiten beachten
Nahezu 80% der Pins sind sogenannte “Repins”, also Bilder, die schon auf Pinterest existieren und innerhalb des Netzwerks weitergepinnt werden. Hier (wie auch beim ursprünglichen “pinnen”) ist jedoch zu beachten, dass es nicht zu Urheberrechtsverletzungen kommt. Was bei privaten Accounts aufgrund der riesigen Datenmenge und der kaum nachvollziehbaren Verbreitung der Pins eher selten zu Abmahnungen führt, könnte bei Unternehmens-Accounts zum Problem werden. Hierzu gibt es einen interessanten Artikel auf Gründerszene.de, der die Probleme näher erläutert. Klar ist: Jedes Mal, wenn ein fremder Inhalt auf der Unternehmensseite gepinnt wird, ist eine Urheberrechtsverletzung möglich. Denn selten ist genau bekannt, wer das entsprechende Foto für welchen Zweck gemacht hat (so z.B. auch Produktbilder). Um dieser Abmahnfalle zu entgehen, sollten sich Unternehmen also absichern und über die rechtlichen Risiken informieren.
Die Nutzung durch Unternehmen wird in nächster Zeit sicher auch in Deutschland weiter ansteigen. Fraglich bleibt jedoch, ob die kreative Plattform erfolgsversprechend ist und eine Nähe zum Kunden herstellen kann. Sicherlich ist es nicht für jedes Unternehmen leicht, rein visuell und ohne viel Text (anders als beispielsweise bei Facebook-Kommentaren) zu kommunizieren.