Der Autobauer Opel macht in den letzten Wochen nur mit negativen Nachrichten Schlagzeilen. Für die Opelaner sind es keine guten Zeiten, sie müssen um die Zukunft der deutschen Werke bangen. Kein Werk kann von sich sagen, dass es sicher ist.
In diesen Zeiten eine neue Social-Media-Strategie zu beginnen ist mutig. Opel veröffentlicht schon länger rund um das Unternehmen und den neuen Modellen Beiträge auf Blogs. Bisher aber immer auf unterschiedlichen Plattformen.
Die neue Maßnahme der Social-Media-Strategie beinhaltet einen Opel-Blog, seit 4. Mai 2012 werden alle bisherigen Blogs auf opel-blog.com zusammengefasst. Es gibt fünf übergeordnete Kategorien: Unternehmen, Entwickler Tagebuch, OPC, Elektromobilität und Backstage.
„Die Zeichen stehen auf Erneuerung“, so die Social-Media-Abteilung des Unternehmens. Opel will den Lesern und Interessierten zeigen, dass der Autobauer nicht noch denkt und handelt wie vor fünfzig Jahren, sondern dass auch dieses große Unternehmen versucht mit der Zeit zu gehen. Sie wollen den potenziellen Kunden mehr Transparenz gewähren und Einblick in das Unternehmen bieten. Außerdem lässt Opel mit der Kategorie „Entwickler-Tagebuch“ Einblicke in die Zukunft der Opel-Autos zu. Gleichzeitig hofft der Autobauer aber auch auf ein Feedback.
Bemerkenswert ist, dass der Startpost des Opel-Blogs ein Statement von Karl-Friedrich Stracke, Vorstandschef von Opel, beinhaltet. Hier lädt Stracke jeden ein, Opel näher kennenzulernen und in einen Dialog mit dem Autobauer zu treten. “Dass eine Social-Media-Kommunikation zu einer Unternehmenskommunikation einfach dazugehört, sie fördert Transparenz.” so Stracke. Dieses Statement zeigt, dass selbst die oberste Etage von dieser neuen Strategie überzeugt ist.
In der Kategorie „Backstage“ bzw. „Entwickler-Tagebuch“ funktioniert das neue Konzept. Bei der Namensverkündung des neuen Kleinwagens geht der Plan auf, es hagelt Kommentare. In einem Blogbeitrag regen sie die Leser an erstmal zu raten um in einen Dialog mit Opel zu treten. Opel bietet einen versteckten Tipp in einer kleinen Comic-Reihe. Leser diskutierten wild um den Namen. Am 06. Mai wurde dann “Adam” als Name für den neuen Kleinwagen über den Opel-Blog kommuniziert.
In der Kategorie „Unternehmen“ geht die Strategie, meines Erachtens, nicht ganz auf. Es wird zwar zur Verlegung des Astra-Produktions-Standortes Stellung genommen: Opel-Kommunikationsdirektor Harald Hamprecht sagte am 08. Mai: „Wir müssen unsere Strukturkosten in den Griff bekommen.“ Allerdings würde ich mir hier eine kontinuierliche Berichterstattung wünschen. Hamprecht sagte zu diesem Zeitpunkt auch, dass die Gespräche noch nicht beendet seien. Sobald ein Ergebnis da sei, solle dieses kommuniziert werden. Dieses Versprechen wurde nicht gehalten: Das Ergebnis ist schon lange da, denn die Astra-Produktion wird vom Stammwerk Rüsselsheim ins britische Werk Ellesmere Port und ins polnische Gleiwitz verlegt – im Blog jedoch findet sich hierzu nichts.
Also muss folgende Frage gestellt werden: „Macht es Sinn, diesen Blog zu verfolgen?“ Denn nicht nur das Ergebnis der Astra-Produktions-Verlegung wurde nicht kommuniziert. Im Opel-Blog ist auch nichts zu den Spekulationen der Zafira-Produktions-Verlegung, die Schließung des Bochumer-Werks oder der generellen Auslastung der deutschen Werke zu lesen. Oder soll dieser Blog nur die Oberfläche abspeisen? Sollen nur ausgewählte, meist positive Einblicke in das Unternehmen gewährt werden?
Ich denke, wenn man sich für die Entwicklungen in der Autoherstellung interessiert bzw. auch wissen will, wie es hinter den Kulissen in solch einem großen Unternehmen aussieht, dann lohnt sich dieser Blog. Doch wenn es um die aktuellen Geschehnisse und die Strukturierung des Unternehmens geht, dann lege ich mir doch lieber einen Google Alert an. Dieser schickt mir alle Berichte zu einem Schlagwort online bequem per Mail und dann schau ich lieber nur hin und wieder auf den Blog.