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Musicians meet Social Network

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Bildquelle: Wikimedia Commons, Author: Radiusfirst
Bildquelle: Wikimedia Commons, Author: Radiusfirst

Wenn Beethoven heute noch leben würde, hätte er auch einen Twitter-Account? Warum nicht? Zu solchen Gedanken hat mich Heike Matthiesen (@gitarra) auf der Musikmesse in Frankfurt geführt. In ihrem Vortrag ging es darum, ob Klassikszene und Social Media zusammen funktionieren können.

Die Kommunikation im Social Web fällt allen Musikern schwer. Die häufigsten Antworten auf die Frage „Was hindert Sie daran, Twitter zu nutzen?“ sind:

-Ich möchte die Leute nicht mit Belanglosigkeiten nerven
– Passt nicht zu meinem Image
-Mein Fokus soll sich nicht auf die Kommunikation, sondern auf die Musik richten
-Ich vertraue der Kritik nicht
-Ich fühle mich unsicher in Bezug auf das Medienrecht.

Bei den klassischen Musikern gibt es da andere Schwierigkeiten. Sie sind Träger einer großen Tradition, von einer Kultur, die unsere Seele und Ohren fasziniert. Sie spielen Musik, die oft schon vor Jahrhunderten gespielt wurde, mit der Hoffnung, dass es zum besten Live-Erlebnis für das Publikum wird. Das birgt schon die erste Gefahr: Die Künstler schaffen einmalige Momente. Sie möchten diese Einmaligkeit als einen besonderen Faktor haben. Das bedeutet, die meisten klassischen Musiker können es nicht leiden, bei der Aufführung gefilmt zu werden. Der Zauber ginge dadurch verloren, dass der Zuschauer schon nicht im Moment ist, sondern sich mit der Reproduktion des Moments beschäftigt.

Ein anderer Aspekt, den Heike Matthiesen erwähnt hat, ist der „Content“. Woraus besteht inhaltlich eine typische Facebook-Seite eines Künstlers? Sie besteht aus seinen Werken. Sie sind das Einzige, was der Künstler zum Anschauen und Anhören ausstellen kann. Und hier findet sich das zweite große Problem: Wie kann man das eigene Werk gleichzeitig an die Öffentlichkeit bringen und schützen? Doch niemand verspricht, dass man nach dem online Anschauen noch Lust hat,das Ganze live zu erleben. Aber gehen wir mal davon aus, dass der Künstler den Social Networks vertraut. Das Video mit dem Konzert ist da, ein Aufruf zum „Liken“ und „Sharen“ auch. Es passiert aber nichts. Die Anzahl der Follower und potentiellen Fans bleibt konstant. In diesem Fall macht die Kommunikation den Weg für eine Selbstvermarktung frei. Um aber langfristige und feste Beziehungen mit dem Publikum aufzubauen, muss man die Musik nicht nur spielen, sondern auch kommunizieren. Das heißt über die Musik reden, eigene Eindrücke untereinander zu teilen und erklären, warum die Musik ein Teil des Lebens ist.

Eine weitere Schwierigkeit für die Künstler: Der Trend von der  Desktopnutzung zur Mobilnutzung.  Durch Handys wird die Informationsmenge, die beim Nutzer ankommt, noch kleiner. Will heißen: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Video mit einem beeindruckenden Klavierspiel schon nach 2 Minuten  ausgeschaltet wird, ist sehr hoch. Wie die Musiker darauf reagieren sollen, bleibt noch offen.

Also, auch in der Klassik-Branche – „Schweigen ist Silber, Reden ist Gold“. Und hätte Beethoven auch einen Twitter-Account, würde ich dem auf jeden Fall folgen. Und ihr?

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