In diesem zweiten Beitrag zum diesjährigen MPI DialogTag, von dem ich bereits berichtete, widme ich mich den Vorträgen der Redner Stefan Kaduk und Dirk Osmetz, auch bekannt unter dem Namen „die Musterbrecher„.
Sie präsentierten in ihren zwei Vorträgen die Nebenwirkungen von Managementprofessionalität und – wie soll es anders sein? – Muster und ihre Brüche. Dabei stellten sie drei zentrale Fragen:
- Wie geht man mit Komplexität um?
- Wie gehen Führungskräfte mit Mitarbeitern um? und
- Wie wirkt sich die Rolle der Führungskraft auf Mitarbeiter aus?
Doch der Reihe nach: Während viele bei der Frage nach dem Umgang mit Komplexität an Vereinfachungen denken, begingen die Referenten einen ihrer originellen Musterbrüche anhand der Darstellungen eines Bildes. Die erste Darstellung (ich nehme der Verfügbarkeit wegen ein anderes Beispiel, ein Bild von Nicki de Saint Phalle) zeigt das Ursprungsbild, eine Frau. Die zweite Darstellung wiederum ein „aufgeräumtes Bild“, in dem alle Körperteile „übereinander gestapelt“ liegen. Die Bilder (sowohl mein Bsp. als auch die der Referenten) sind aus der Reihe „Kunst aufräumen“ von Ursus Wehrli, über den man auch herzlich lachen kann.
Welches Bild man sich von Wehrli anschaut, ist egal. Sie haben im Kontext die selbe Aussage: Komplexität rauszunehmen kann dazu führen den Blick für das Ganze zu verlieren.
Unternehmen verlieren im Kontext zur zweiten Frage aber noch ein weiteres wertvolles Gut (außer sie schließen es von Anfang an aus): Vertrauen.
Kaduk und Ometz gingen den Nebenwirkungen von fehlendem Vertrauen im Umgang mit Mitarbeitern nach und kamen zu folgendem Schluss: Nach einem Vertrauensbruch durch einen Mitarbeiter geht dieser oftmals zu Lasten des ganzen Teams. So arbeiten viele Unternehmen mit Managementtools, die der Kontrolle dienen, und fokussieren sich nach Kaduk und Ometz auf die schwarzen Schafe, die gerade einmal ein Prozent der gesamten Mitarbeiter ausmachen. Daraus entstehen für alle Mitarbeiter Umstände, die die sogenannten Wettbewerbsvorteile zweiter Ordnung (zum Beispiel angstfreie Organisationen) betreffen und negativ beeinflussen.
Mit dem schönen Beispiel von Andreas Glemser, Geschäftsführer von Cocomin, demonstrierten die Musterbrecher, dass eine Firma auch ohne Kontrolle funktioniert – aus manchen Perspektiven vielleicht sogar zu gut. Die Story von Glemser, der seine Firma 100 Tage seinen Mitarbeitern überlies, endete für den Kopf des Unternehmens mit dem Gefühl nicht mehr gebraucht zu werden. Aber auch mit der Einsicht endlich Zeit zu haben und seine Rolle voll und ganz der Führung widmen zu können.
Die Antwort der zweiten Frage bedient auch die dritte („Wie wirkt sich die Rolle der Führungskraft auf Mitarbeiter aus?“). Eine eigene Antwort auf diese Frage habe ich aus dem Vortrag nicht mitgenommen. Vielleicht weil ich mit dem Gedanken beschäftigt war, dass Frage zwei sehr stark auf alle gesellschaftliche Ebenen anwendbar ist. Und mit dem Gedanken, dass Kaduk und Glemser recht haben: Misstrauen wir nicht in vielen Lebensbereichen zu viel?
Nach vielen wunderbaren Beispielen und Workshopelementen entließen uns die Musterbrecher schließlich mit neuen Denkanstößen. Vielen Dank an dieser Stelle.
[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Verena Berghof, Simone Schröter erwähnt. Simone Schröter sagte: @veerina:"Die Musterbrecher" – Nebenwirkungen von (mangelhafter) Managementprofessionalität (MPIDialogTag 2010) http://bit.ly/7ATW1E […]
Hallo! Den Artikel finde ich besonders interessant. Gestellt sind sehr gute Fragen und die Bespiele finde ich sehr ungewöhnlich. Danke schön!