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„Ich will mich nicht in einer digitalen Geisterstadt bewegen“ – Ein Interview mit Klaus Eck (Teil II)

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Quelle: Raimund Verspohl Portraits
Quelle: Raimund Verspohl Portraits

Klaus Eck, Gründer und Geschäftsführer der Eck Consulting Group, hat Anfang November seine neue Agentur „d.Tales” gelauncht. Im ersten Teil des Interviews haben wir, Studenten der Onlinekommunikation, mit Ihm über die Idee und Hintergründe zur Agenturgründung, die Zukunft der Medienlandschaft und die Schwierigkeit, up-to-date zu bleiben, gesprochen.

Linda:
Die Onlinelandschaft steht niemals still. Andauernd tauchen neue Plattformen und somit neue Trends auf. Ist es schwierig, dem Kunden eine neue Plattform näher zu bringen, wenn dieser noch nicht mit ihr vertraut ist, sie sich aber gut für den Content eignen würde?

Klaus Eck:
Neuen Kunden muss man erklären, welche Vorteile diverse Plattformen bringen würden, ohne gleich im Social-Media-Speak unterwegs zu sein. Interessanterweise bauen viele Mittelständler Content auf, noch bevor sie PR aufgebaut haben. Hier muss man ihnen oft erklären, warum sie überhaupt PR machen sollen. Es gibt zig Unternehmen, die eine eigene Webseite und einen Facebook Auftritt, aber trotzdem keinen PR-Verantwortlichen haben.

Linda:
Große Unternehmen sind nicht selten auf zahlreichen sozialen Netzwerken vertreten. Wie kann entschieden werden, welche Kanäle wirklich geeignet sind?

Klaus Eck:
Es gibt die üblichen verdächtigen Kanäle wie Facebook, Twitter, Blogs, Xing, vielleicht LinkedIn und natürlich die eigene Website. Welche Kanäle man bespielt hängt A: von den Ressourcen ab und B: sage ich den Unternehmen grundsätzlich immer: Es geht nicht darum, ein besserer “Kanalarbeiter” zu werden, sondern darum, vom Kunden her zu denken und dort zu sein, wo der Stakeholder wirklich zu finden ist.
Es muss nicht unbedingt ein Facebook-Auftritt sein. Es kann auch reichen, wenn ein verantwortlicher Mitarbeiter auf Facebook aktiv ist und darüber den Kundenkontakt pflegt. Ein Riesenerfolg wäre es, wenn die Inhalte über den Xing-Newsletter angeteasert werden. Dort zu erscheinen, kann bedeuten, dass ein Corporate Blog beispielsweise bis zu 20.000 Zugriffe erhält. Es ist extrem wichtig, dass die Mitarbeiter des Unternehmens zumindest hin und wieder auf Xing Inhalte teilen, um andere damit zu erreichen. Genau so ist es auf LinkedIn oder Facebook. Es geht darum, eine Content-Strategie zu entwickeln, die von den Zielen und den Möglichkeiten, die das Unternehmen hat, ausgeht.

Linda:
Klein- und Mittelstands-Unternehmen sind hingegen meist auf nur wenigen Kanälen vertreten. Gibt es eine Empfehlung zur optimalen Anzahl an Kanälen?

Klaus Eck:
Kurzfristig kann man mit wenigen Kanälen anfangen, um den Online-Auftritt anschließend langfristig weiter auszubauen. Immerhin kann man so seine Stakeholder erreichen. Hierbei sollte nicht zwischen großen und kleinen Unternehmen unterscheiden werden. Vielmehr liegt es daran, dass kleine Unternehmen meist eher weniger PR machen bzw. weniger Content produzieren als die Großen. Aber auch im kleinen Bereich gibt es Beispiele, wie der Malermeister Volker Geyer. Er beweist, dass auch kleine Unternehmen mit guten Inhalten auf vielen Kanälen für ihre Marke werben und sogar eine gewisse Popularität erreichen können.

Linda:
Eine immer größere Rolle spielt Storytelling. Der Leser soll sich durch emotionale und leicht verständliche Inhalte angesprochen fühlen. Aber gerade die jüngere Generation scheint oft nicht mehr bereit, sich mit längeren Inhalten zu beschäftigen. Kann es hier nicht zu Konflikten kommen?

Klaus Eck:
Storytelling beinhaltet nicht immer lange Inhalte. Schon ein einziges Bild kann eine Geschichte erzählen. Aber auch wenn man sich den Erfolg von Netflix oder Amazon Prime anschaut – vor allem Serien, die auch epische Längen entfalten – dann sieht man sehr deutlich, dass die Menschen schon für Komplexität zu haben sind. So ist auch die jüngere Generation bereit, sich lange mit Inhalten auseinanderzusetzen, solange die Geschichte gut erzählt wird.

Linda:
Lesen Menschen in Zeiten von Smartphones überhaupt noch lange Texte?

Klaus Eck:
Es ist nicht so, dass die Menschen E-Books oder längere Strecken nicht auf dem Handy lesen. Viele Menschen lesen tatsächlich ihre Bücher darauf. Sie haben die Handys stets dabei und müssen die Bücher nicht extra mitnehmen. Auch einen Kindle nimmt man nicht immer extra mit.
Das führt dazu, dass man alternativ anfängt, auf dem Handy zu lesen.

Linda:
Wie schaffen Sie es, Nutzer mit Ihren Inhalten anzusprechen?

Klaus Eck:
Ich muss Inhalte teilen, die dem Nutzungsverhalten der Stakeholder entsprechen. Man kann seine Leser hierzu direkt befragen oder Inhalte zuvor testen. Es geht darum, Alternativen zu schaffen, also abzuwägen, an welcher Stelle Videos und Bilder vielleicht besser funktionieren als lange Texte.

Bei einem Long-Read braucht man beispielsweise mindestens eine halbe Stunde, wenn nicht mehrere Stunden, um ihn durchzulesen. Zusätzlich gibt es dann oft noch Videos, Listen, Zwischen-Überschriften oder auch Bilder, durch welche der Leser viele verschiedene Möglichkeiten hat, den Inhalt zu scannen, ohne ihn ausführlich lesen zu müssen.

Das Stichwort hierbei ist Pull-Kommunikation. Es geht um attraktive Inhalte, großartige Ideen und unique Content. Ich muss beweisen, dass ich einzigartig bin und damit Anreize für meine Stakeholder schaffe, sich mit mir zu beschäftigen. Ich kann nicht erwarten, dass sie zu mir auf die Website kommen. Ich muss dahin gehen, wo die Stakeholder sind. So habe ich die Möglichkeit, meine Inhalte zum Fliegen zu bringen. Aber ich darf nicht überall dasselbe machen. Ich muss meine Geschichte verteilen, muss überlegen, was ich wo hinterlasse und wie ich das mache. Wenn ich überall 1 zu 1 dasselbe publiziere, wird das nicht funktionieren und den Leser eher langweilen. Zudem muss ich überlegen, wo Text das richtige Instrument ist und wo es vielleicht besser wäre, mit Bildern oder Videos zu arbeiten.

Linda:
Vielen Dank für die spannenden Einschätzungen, Herr Eck!

tl;dr
Der zweite Teil des Interviews dreht sich um die adäquate Führung von Corporate Blogs, gutes Storytelling und die optimale Nutzung von Plattformen.