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90 % weniger Flugbewegung – Fraport in der Corona-Krise

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90 % weniger Flugbewegungen am Frankfurter Flughafen. Dieser Realität musste sich im Laufe der Coronakrise der Flughafen Betreiber Fraport stellen. In welchen Bereichen hat es die Fraport AG getroffen und wie ist der Konzern mit der Krise umgegangen? 

Die Fraport AG

Die Fraport AG, gegründet im Jahr 1947, gehört zu den international führenden Flughafenbetreibern. Insgesamt rund 23 Tausend Beschäftigte verteilen sich neben dem Heimatstandort, dem Frankfurter Flughafen, auf 30 weitere Flughäfen über vier Kontinente. So wurden weltweit insgesamt bereits 182.000.000 Passagiere bewegt. Allein im letzten Jahr wurde ein Umsatz von 3,7 Milliarden Euro erzielt.

Der Frankfurter Flughafen

Im Jahr 2018 sind rund 70.000.000 Passagiere über diesen Flughafen gereist, was im europäischen Ranking den vierten Platz bedeutet. Dazu ist der Standort Frankfurt auch im Bereich Frachtgut (Cargo) ein wichtiger Knotenpunkt Europas. Mit 81000 .000 Beschäftigten in etwa 450 Unternehmen ist er außerdem die größte lokale Arbeitsstätte Deutschlands und fördert verschiedene Projekte in der Region: Von Kultur über Umwelt und Soziales. Innerhalb eines Tages landeten hier über 1.400 Flugzeuge und es werden über 6.000 Tonnen Cargo umgeschlagen.

Quelle: fraport.de

Fraport und die Pandemie

Infolge der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Sicherheitsmaßnahmen ist der Flugverkehr stark zurückgegangen. Zunächst schickte Fraport den Großteil seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit und stockte das Gehalt auf 75 % beziehungsweise 95 % auf. Der Flughafen sollte offen bleiben, um Urlauber aus dem Ausland zurückzuholen und die Versorgung in Deutschland und dem Rhein-Main-Gebiet sicherzustellen. Um die Liquidität und die finanzielle Sicherheit des Konzerns zu sichern, blieb für die Aktionäre der Fraport AG in diesem Jahr die Dividende aus.

Quelle: Instagram

In der 12. Kalenderwoche, sprich im März 2020, brachen die Passagierzahlen zusammen und sanken um über 70 % nach unten. Der Umschlag im Cargo Bereich fiel um 20 % und die Flugbewegungen um fast 60 %. Der Höhepunkt der Krise folgte allerdings erst im April 2020. Die Passagierzahlen waren nun um 90 % gesunken, auch die Flugbewegungen sanken um weitere 30 %. Dies bedeutet für die Fraport AG enorme wirtschaftliche Einbußen. Nur die Frachtlieferungen stiegen in diesem Zeitraum, da der Frankfurter Flughafen auch in der Corona-Krise die Versorgung in der Region sicherte. Der Höhepunkt der Krise scheint überwunden zu sein, denn seit der 24. Kalenderwoche steigen die Zahlen langsam wieder um 2-3 %.

Quelle: https://www.instagram.com/p/CAIioPTHm95/ 

Im Mai begannen am Frankfurter Flughafen die Vorbereitungen, um ein sicheres Fliegen zu gewährleisten. Es wurden umfassende Hygienemaßnahmen, wie der verpflichtende Mund- und Nasenschutz, Plexiglas, Desinfektionsmittel et cetera getroffen. Im folgenden Monat wurden diese umgesetzt und die Öffentlichkeit darüber informiert, dass sicheres Fliegen nun möglich sei. 

Mit der zentralen Aufgabe der Versorgungssicherung stieg im Juni das Importgeschäft, während der Export stagnierte. Dabei hat sich die Ware selbst verändert, den Großteil machten medizinische und pharmazeutische Schutzausrüstung aus. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht rechne sich das allerdings nicht, so der Fraport Vorstand, denn selbst vor der Pandemie machte das Frachtgeschäft nur 1 % des Gesamtumsatzes des Unternehmens aus. 

Folgen für die Fraport AG

Diese schwere Krise und die damit verbundenen wirtschaftlichen Einbußen ziehen schwere Folgen mit sich. Innerhalb der nächsten drei Jahre werden zwischen 3.000 und 4.000 Stellen abgebaut. Dies ist die Folge der wohl mittelfristig sinkenden Flug-Zahlen. Laut Fraport-Chef Stefan Schulte werden bis 2023 aber nicht so viele Mitarbeiter entlassen. In einem FAZ-Interview sagte er: “Bis dahin haben wir eine natürliche Fluktuation. Beschäftigte scheiden aus verschiedenen Gründen aus, zahlreiche treten in den Ruhestand. Das reicht aber nicht. Es bleibt eine sicher vierstellige Zahl, für die wir mit Betriebsräten und Tarifpartnern in Gespräche gehen. Wir können betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen – aber wir setzen auch alles daran, diese zu vermeiden.”

Auch die Inbetriebnahme des Terminal 3, das sich zur Zeit im Bau befindet, verlängert sich voraussichtlich um zwei Jahre. Während der Krise wurde, aufgrund der niedrigen Passagierzahlen, nur das Terminal 1 genutzt. Auch für die nächsten Jahre rechnet Fraport mit weniger Passagieren als vor der Krise. Die beiden bestehenden Terminals werden ausreichen, um die Passagiere der nächsten Jahre abzufertigen. Das dritte Terminal wird in den nächsten Jahren also nicht dringend benötigt. Außerdem gab es Verzögerungen bei den Bauarbeiten, die ebenfalls der Coronakrise geschuldet waren. Schulte sagte gegenüber der FAZ: “Die Fertigstellung war für 2023 vorgesehen. So schnell werden wir Terminal 3 nun nicht bauen. Es hat keinen Sinn, zu früh mit einem neuen Terminal an den Markt zu gehen, das dann im Betrieb Geld kostet. Wir entzerren die Arbeiten. Terminal 3 eröffnen wir zum Sommerflugplan 2025, vielleicht schon zum Winter 2024. Wir haben auch coronabedingte Verzögerungen, weil Arbeiter nicht anreisen konnten und Materiallieferungen an Grenzen festhingen.”

Der Aktienkurs ist im Verlauf der Krise stark gesunden und erholt sich langsam etwas, genauso die Flug-Zahlen, die einen positiven Trend für die Zukunft abzeichnen. Allerdings reicht dies zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht aus, um von einer nachhaltigen Erholung zu sprechen. Fraport-Chef Schulte sieht die Zukunft des Flugverkehrs zuversichtlich: “Wir werden 2023 etwa 15 bis 20 % weniger Passagiere haben als vor der Pandemie. Für Geschäftsleute ist es üblich geworden, interne Treffen virtuell durchzuführen. 20 bis 30 % des Geschäftsreisesegments werden wohl mittelfristig nicht wiederkommen. Für Urlaubsreisen bin ich optimistischer. Menschen wollen die Welt entdecken und fremde Kulturen kennenlernen. Das steckt tief in unserer DNA.”

Krise oder ein Issue?

Die Folgen des Coronavirus-Ausbruchs sind weltweit in allen Wirtschaftssektoren zu spüren. Der ausbleibende Flugverkehr und die Reisewarnungen bedeuten für ein Flugunternehmen massive Einschnitte in das Kerngeschäft. Die Nachricht über erste Fälle des Coronavirus in Europa und der westlichen Welt markiert den Beginn der Krise. Mit mehr Krankheitsfällen, auch in Deutschland und wachsender Angst in der Bevölkerung fielen die Passagierzahlen. Mit der Reisewarnung und Social Distancing-Regeln fielen diese weiter, bis letztlich der Höhepunkt der Krise erreicht war, als Fraport in der 20. Kalenderwoche die größten Verluste einbüßte. Seit dem erholen sich die Zahlen und erste Lockerungen wie Öffnungen der Landesgrenzen u. Ä. sind bereits umgesetzt. So ergibt sich ein eruptiver Krisenverlauf. 

Kommunikation in der Krise

Im eigenen Newsroom veröffentlicht Fraport laufend wichtige Pressemitteilungen und wöchentliche Flug-Zahlen. Beides hat sich nicht verändert und bildete eine gute Grundlage für die Krisenkommunikation. Ein Banner mit aktuellen Hinweisen und Informationen ist gut sichtbar eingeblendet. 

Der Instagram-Kanal des Unternehmens wird ebenfalls regelmäßig bespielt. Unter dem Hashtag „yourairports“ werden beispielsweise wichtige Aufgaben an einem Flughafen vorgestellt. Mitte März wurde auf diesem Kanal bekannt gegeben, dass der Kanal zur Zeit der Krise weniger genutzt werden sollte, Fragen aber weiterhin beantwortet werden. 

Seit dem wird der Kanal genutzt, um auf die aktuelle Lage aufmerksam zu machen: Bilder von geparkten Flugzeugen und Informationen zur Versorgungssicherung durch Frachtlieferungen. Auch auf allgemeine Hygienevorschriften und Social Distancing, die sich nicht auf den Flugverkehr beschränken, wird hingewiesen. Damit tritt Fraport in eine wichtige Rolle und weckt in seinen Followern die Erwartung, diese Informationen weiterhin zeitnah zu aktualisieren und verständlich aufzubereiten. 

Quelle: Instagram


Hätte man etwas besser machen können?

Die Fraport AG hatte bereits vor der Krise erprobte Kanäle, auf den laufend Informationen veröffentlicht werden. Das bedeutet, dass diese umgehend auch für die Krisenkommunikation genutzt werden konnten. Auf Informationen und Regeln zum Coronavirus wird von dort aus weitergeleitet. Das Unternehmen ist also bereits sehr kommunikativ und hat Erfahrungen auf diesem Gebiet. 

Wie geht es weiter?

Quelle: fraport.de

Als wichtiger Knotenpunkt im Flugverkehr ist in der Krise deutlicher denn je geworden, wie wichtig der Flughafen Frankfurt für die Region ist. Sowohl als Arbeitgeber, als auch als Sicherung der Versorgung. Trotzdem ist das Befördern von Passagieren das Hauptgeschäft des Unternehmens. Deshalb wird die Fraport AG noch einige Zeit im Krisenmodus bleiben. Die Krise ist noch nicht bewältigt und die Folgen sind langfristig. Außerdem ist nicht endgültig absehbar, wie sich das Virus in Zukunft verbreitet oder nicht. Voraussichtlich werden einige Hygienemaßnahmen auch nach der Krise in unser Alltagsleben übergehen. 

Diese könnten neue, noch unbekannte Kosten bedeuten. 

Fraport hat infolge der Coronakrise keine nennenswerten Image-Schäden erlitten. Es spricht also alles dafür, dass – wenn der Flugverkehr wieder voll aufgenommen werden kann – sich das Unternehmen auch nachhaltig erholen kann. “Wenn wir 2023 etwa 15 bis 20 % weniger Reisende haben, sind das 50.000.000 bis 55.000.000 Passagiere im Jahr. Und für die Zeit danach rechne ich fest mit Wachstum.”, spricht Stefan Schulte über die Entwicklung des Flugverkehrs nach der Krise.

Autoren

Sophia Dietz – 6. Semester Onlinekommunikation
Laura Klingelhöfer – 6. Semester Onlinekommunikation
Katharina Wolff  – 6. Semester Onlinekommunikation