Anfang Mai beschrieb PR-Fundsachen-Autor Eric Scharfenort die Job-Entwicklungen in der Kommunikations-Branche. Gerade Berufseinsteigern fällt es demnach schwer, den Arbeitsmarkt zu überblicken. Auch Fachmedien und Blogs diskutierten in den letzten Wochen mehrfach über den Arbeitsmarkt und wie der Berufsstart gelingt. Als Geschäftsführer einer PR-Agentur weiß Ulf-Hendrik Schrader, was PR-Einsteiger mitbringen müssen. In seinem Gastbeitrag für PR-Fundsachen gibt er der Diskussion eine neue Richtung.
Ein Mensch: Der Königsweg zur Öffentlichkeitsarbeit
In letzter Zeit haben einige PR-Experten im Netz eine Diskussion darüber geführt, welche Kandidaten für den Beruf der Public Relations besonders geeignet sind. Es ist keine Überraschung, dass die Ausbildung in Form des Studiums im Zentrum des Disputs steht. Es ist aber auch keine Selbstverständlichkeit.Den Aufschlag machte der PR Report mit dem Artikel: „Die PR ist eine durchakademisierte Welt“. Der Tenor ist deutlich: Eine Karriere müsse mit einem abgeschlossenen Studium beginnen, am besten Jura oder BWL/VWL, da die Geschäftsleitung ein klares Verständnis betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge erwarte. Nun stellt sich allerdings die Frage, ob jemand, der gelernt hat wissenschaftlich zu arbeiten und zum Diplom ein hohes Maß an Faktenwissen mitbringen sollte, auch den nötigen Transfer in der Praxis hinbekommt. Denn im Alltag der Öffentlichkeitsarbeit hat man es primär mit Kommunikation zu tun. Sei es der Umgang mit Journalisten, Mitarbeitern oder Kunden.
Wo lernt man Flexibilität?
Auch das Einarbeiten in fremde Themen ist eine wesentliche Grundvoraussetzung, die flexibles Denken und hohe mentale Anpassungsfähigkeit erfordert. Beides sind nicht unbedingt Fähigkeiten, die in den oben genannten Studiengängen gefördert werden. Denn allein die enorme Betonung des Faktenwissens in diesen Bereichen ködert nicht selten Charaktere, die sich gern hinter Textbergen verschanzen oder Zahlenberge wälzen.Genau das jedoch ist im Alltag der Öffentlichkeitsarbeit eher kontraproduktiv. Auch der Einspruchvon Oliver Jorzik, PR-Dozent und PR-Trainer, streift hier nur die Oberfläche, das jedoch in der richtigen Richtung, wenn er schreibt, dass es auf die Anforderungen der jeweiligen Kunden ankäme. Politologen reden eben gern mit ihresgleichen und Gesundheits- oder Ernährungswissenschaftler haben einen guten Stand bei Firmen, die genau diesen Markt rund um Wellness und Medizin adressieren.
Eine Fachausbildung ist gut, aber nicht hinreichend
Diese Verengung auf die Ansprüche der Kunden greift zu kurz. Denn ein PR-Mensch muss Erfahrung im Bereich der Medien haben und schreiben können, er oder sie sollte aber vor allem verstehen, was Kunden wollen und ihnen aufzeigen können, was davon möglich und überhaupt zielführend ist. Außenperspektive ist mindestens ebenso wichtig. Da ist dann weniger Expertise im Faktenlernen gefragt sondern das kreative Anpassen des eigenen Wissens an veränderliche Umgebungsvariablen. Dabei muss man auch noch einen inneren Kompass hochhalten können und die Ergebnisse der Kollegen und freien Mitarbeiter im Auge behalten.Es geht hier in Sachen Kompetenz also zunächst darum, sich schnell und tief in Themen einzuarbeiten. Dabei muss man immer auch mehrere Perspektiven von verschiedenen beteiligten Teilöffentlichkeiten im Auge behalten und eben nicht nur die Wünsche der Fachleute bedienen. Der Einwand von Jorzik ist gut, aber ein guter PRler ist ähnlich wie ein guter Journalist immer auch Anwalt der Leser und der Stakeholder und muss das Wichtige, die Nachricht, erkennen und aufbereiten. Wer zu nahe am Fach ist, verliert diese Außensicht schnell. Es helfen an dieser Stelle auch keine Berufsfeldstudien.
Zwar ist es sehr sinnvoll und wünschenswert, wenn das Handwerkszeug sowie die einzelnen Werkzeuge einer Agentur zumindest bekannt sind und verstanden wurden. Aber ihr Einsatz ist dann schon wieder so abhängig von der Branche der Kunden, der Aufgabe in der internen Kommunikation, dem strategischen Zuarbeiten der Geschäftsleitung oder der schlichten Nachbereitung von Events, dass man nur on the job wirklich erkennen und bewerten kann, was jemand zu leisten imstande ist.
Fazit:
Zeugnisse verhindern nicht selten den offenen Blick auf die Entwicklungsmöglichkeiten einer Person. Die Bewerber brauchen vor allem einen klaren Zugang zum eigenen Potenzial und den Willen zu überzeugen. Das muss jeder Bewerber mitbringen, da ist weder ein Jurastudium wirklich förderlich noch ein abgebrochenes Theologiestudium hinderlich.
Als PR-Studierende interessiert das PR-Fundsachen-Team, wie der Start ins Berufsleben gelingt. Worauf achten Sie bei Bewerbern? Wie haben Sie Ihren Chef von sich überzeugt? Ob als Kommentar oder Blogpost – Teilen Sie mit uns Ihre Erfahrungen!

Ulf-Hendrik Schrader ist Geschäftsführer der Aufgesang Public Relations GmbH, die mit 14 Mitarbeitern national und international marktführende Unternehmen der digitalen Wirtschaft sowie branchenübergreifend eine Vielzahl erfolgreicher kleiner und mittelständischer Unternehmen berät. Schrader hält für verschiedene Bildungsträger Seminare zu Online-PR. Er ist Autor zahlreicher Fachartikel sowie Studien, Herausgeber des Online-PR-Newsletters und Mitveranstalter des ConventionCamp, der größten Internet(Un)Konferenz Deutschlands.
[…] und Berufseinstieg in die PR hat mit Ulf-Hendrick Schrader ein Arbeitgeber den Ball aufgenommen und für die PR-Fundsachen, dem Blog meiner Studenten, einen Gastbeitrag geschrieben. Tenor: Es kommt auf die einzelne Person an, und was die in der PR zu leisten vermag, […]
Ich frage mich häufiger, warum es nicht mehr ausgebildete Hotelanimateure in der PR-Branche gibt. Die müssen sich schließlich schnell in Neues einarbeiten und sehr gut auf ihre Kunden eingehen.
Im Ernst: wenn man sich anschaut, wer heutzutage einsteigt, dann fällt auf, dass ein Hochschulabschluss Pflicht ist. Einfach, weil ein Studium an sich die Reflexion über das eigene Tun auf eine ganz andere Ebene hebt. Zudem haben alle jüngeren PRler, die ich kenne, entweder Kommunikations- oder eine Sprachwissenschaft studiert, oder alternativ den passenden fachlichen Hintergrund (z.B. PoWi für Public Affairs oder BWL für Investor Relations) in Kombination mit diversen PR-Praktika. Die häufig zitierten Theologen habe ich bisher noch nicht erlebt.
Ich bin seit kurzem im Job. Für meinen Arbeitgeber war mitentscheidend, dass ich zuvor Kommunikationsmanagement studiert habe. In die Themen muss man sich sowieso einarbeiten. Mein Vorteil liegt aber darin, dass ich vom ersten Tag an ausgeprägte Methodenkenntnis und ein hohes Abstraktionsvermögen liefern konnte. Dass ich Kommunikationsprobleme systematisch und nicht aus dem Bauch heraus löse, wird in meiner Agentur sehr geschätzt.
Und ich bin mir recht sicher, dass sich das Berufsfeld insgesamt nur weiter professionalisieren kann, wenn es die ihm eigenen Kompetenzen weiterentwickelt. Neugier, Teamfähigkeit und Flexibilität werden dann nicht mehr reichen.