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Der Trend zum Social Media Newsroom

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Ein Großteil der Unternehmen setzt mittlerweile auf Onlinekommunikation und versucht ihre Stakeholder über Social Media zu erreichen. Aus diesem Grund bauen viele Unternehmen aktuell einen Social Media Newsroom auf, in dem alle Medien integriert werden. Vorteil: sämtliche Nachrichten und Informationen sind mit einem Klick direkt einseh- und aufrufbar. So hat Google zum Beispiel seine Quartalsergebnisse über ein kurzes Statement mit Link zur Homepage bekannt gegeben und auf eine klassische Pressemitteilung verzichtet (was bei Reuters nicht wirklich gut ankam).

Doch was steckt hinter dem neu aufkommenden Phänomen Social Media Newsroom?

Ein Social Media Newsroom vereint alle Onlineaktivitäten eines Unternehmens oder einer Organisation auf einer Webseite und ist somit die Weiterentwicklung des klassischen Pressebereichs. Unternehmen haben durch einen strategisch aufgebauten Newsroom die Chance verschiedene Zielgruppen zu erreichen und ihre Medien zu bündeln. So müssen Journalisten nicht auf Twitter, Facebook, YouTube und anderen Kanälen nach Neuigkeiten suchen, sondern werden über den Social Media Newsroom direkt informiert und finden im Idealfall neue Blogbeiträge, Tweets oder auch Fotos auf Flickr auf der Homepage.

„Durch Social Media Newsrooms lernt man die unterschiedlichen Medien wie Twitter richtig einzusetzen. Es ist wichtig, dass man Neuigkeiten nicht über alle Kanäle ausspielt, sondern gezielt die relevanten Medien auswählt“, erklärt Christine Kinze von der Profilwerkstatt, einer PR-Agentur in Darmstadt. Der Social Media Newsroom der Profilwerkstatt ist im Februar 2010 online gegangen. Das Interesse der Unternehmen an Newsrooms bemerkt Kinze auch an der steigenden Anfrage von Kunden. Sie sieht ein Ziel der Newsrooms im Wandel der Kommunikation: „Unternehmen werden lernen müssen sich zu öffnen. Auf Grund des Schnelligkeit der Medien kann nicht mehr jede Aussage vorher abgesprochen werden, die Kommunikation wird dadurch authentischer.“

Klaus Eck von Eck Kommunikation schrieb im PR Blogger bereits darüber, was einen Social Media Newsroom ausmacht. So erwähnt er unter anderem, dass Social Media Newsrooms einen schnellen Zugang zu den wichtigsten Unternehmensinhalten liefern, per RSS komplett abonnierbar und individualisierbar sein sollten. Außerdem sollten Journalisten wie andere Influencer gleichermaßen angesprochen und ein schneller Kontakt für einen Dialog ermöglicht werden.

Beispiele für Social Media Newsrooms

Ein oft genanntes Beispiel der Newsroom von maiak – the newsroom of eastern europe. Dieser bietet eingebundene YouTube-Videos, Flickr-Fotos, Powerpoint-Präsentationen und Texte zum Download. Weiterhin wird auf soziale Netzwerke, Social Bookmarks und aktuelle Dossiers verwiesen und die letzten Tweets, sowie Rubriken zu den Themen Multimedia und Medienresonanz angezeigt.

Der Newsroom der Profilwerkstatt besteht aus einer Rubrik der aktuellen, kommentierbaren News, den Pressemitteilungen, einem aktuellen Twitter-Livestream, einer Medienresonanz-Box sowie einem Hinweis zu aktuellen Events und einer Infobox zur Agentur. Außerdem gibt es ein Videodisplay und eine Rubrik für Videos, die Nachrichten des Tages, Links zu Social Networks und Flickr-Fotos.

Besonders größere Unternehmen haben den Trend zum Social Media Newsroom aufgegriffen. In Zukunft bleibt die Frage, wie sich der Newsroom weiter entwickeln wird und wie Unternehmen Newsrooms strategisch richtig aufbauen und einsetzen werden. So beurteilten Referenten von iCrossing während eines Social Media Workshops den im Februar veröffentlichten Newsroom von Coca Cola als gut gemacht, aber mit den zahlreichen Links zu unterschiedlichen Gruppen in sozialen Netzen als verwirrend.

Wichtig sei, dass jedes Unternehmen einer für sich passenden Strategie folge. Das kann bedeuten, dass ein Unternehmensblog besonders hervorgehoben werden könne oder auch weniger relevant sei, beurteilt Christine Kinze.

Wohin sich der Social Media Newsroom entwickeln wird, kann man noch nicht sagen. Aber wer dem Trend folgt, kann mehr gewinnen als verlieren.

  1. Vielen Dank für den interessanten Artikel. Vor allem auf newsrooms größerer Marken bin ich gespannt, hier fehlt es noch ein bischen an Referenzen. Super gemacht finde ich zB den hier: http://www.dtdf.mediaquell.com/

  2. Isabelle Hein

    Ich bin auch gespannt wie sich das weiter entwickeln wird. Auf den genannten Newsroom bin ich auch gestoßen. Er wurde von der Profilwerkstatt entwickelt. Danke für den Hinweis!

  3. Gern schließe ich mich den Kommentaren an, nicht aber ohne auf zwei Dinge zu verweisen. Von einem Phänomen zu sprechen, hielte ich für übertrieben. Fakt ist, dass diese Newsrooms gute Werkzeuge sind und glaubt man den Studien, in den Journalisten befragt wurden, was sie sich von einem Pressebereich wünschen, kommen Newsrooms dem recht.
    Ergänzend möchte ich natürlich gern auch auf die Newsroom-Strategie von Zucker. verweisen, die unter newsroom.eu zur Zeit wohl die meisten Newsrooms betreiben.

  4. Das Thema Social-Media-Newsrooms wird gerade heiß diskutiert – super, dass Ihr es hier auch aufgreift. Wir behandeln es ebenfalls gerade in einer Expertenrunde als E-Roundtable in unserem Blog: Hier gibt’s jede Menge ergänzende Tipps und Gedanken zum Thema… http://bit.ly/aygwik

  5. Eine „kompremierte Form“ Stakeholder über online und über Social Media zu erreichen und dabei die klassischen Medien nicht zu vernachlässigen ist der typische amerikanische Wire Service, der alle Formen von Kommunikationskanälen gleichzeitig bedient. Der Wire besitzt nicht nur Push-Funktionen, sondern als Social Media Newsroom/Plattform auch Pull-Funktionen für Suchmaschinen, RSS-Feeds und mobile Apps. Er ergänzt den Social Media Newsroom eines Unternehmens vor allen Dingen durch die Masse an zusätzlichen News und Funktionen, ähnlich dem Vergleich einer „Hausemesse“ und einer „Leitmesse“. Dann klappt’s auch mit Reuters wieder.

  6. Vielen Dank für diesen guten und interessanten Beitrag. Ich denke auch, dass sich der Social Media Newsroom mittlerweile bei Unternehmen als Instrument für die effiziente Online Kommunikation etabliert – auch wenn, gerade in großen Unternehmen dafür erst noch Prozesse und Strukturen geschaffen werden müssen.

    Einen Aspekt würde ich hier auch gerne noch ergänzen.

    Der Social Media Newsroom ist ein tolles Instrument um die Kommunikation effektiv zu gestalten und die Unternehmenskommunikation mit dem Social Web zu verzahnen. Er ersetzt jedoch nicht die „klassische“ Kommunikation eines Unternehmens und auch nicht die Notwendigkeit „Social Media“ als Disziplin im Unternehmen zu verankern. Sympra ist hierfür eine gutes Beispiel. Dort wird Social Media im Unternehmen gelebt und der Social Media Newsroom als Werkzeug in die bestehenden Social Media Aktivitäten zentral integriert. Mehr dazu hier: http://blog.myonid.de/2010/05/wie-marken-und-unternehmen-einen-social-media-newsroom-erfolgreich-nutzen-konnen/

  7. Tut mir leid, ich kann den Sinn eines Social-Media-Newsrooms nicht erkennen und kann auch die Begeisterung hier nicht nachvollziehen. Ich habe dass Gefühl, hier wird Kommunikation auf den Kopf gestellt: Die Instrumente bestimmen die Strategie, nicht die Strategie die Insturmente.

    Welchen Zweck soll es denn haben, einen Journalisten mit einem Social-Media-Newsroom zu belasten, anstatt ihm die zielgruppengerecht aufbereiteten Informationen (Pressemitteilung) schnell und einfach zur Verfügung zu stellen?

    Der Newsroom der Profilwerkstatt zeigt das aus meiner Sicht besonders deutlich. Statt gezielt mit Zielgruppen zu kommunizieren, wird alles auf einer Seite hingeworfen. Und die Dialogpartner sollen sich aus dem Wust das raussuchen, was sie interessieren könnte. Da mag der Köder dem Angler schmecken – für den Fisch ist er nicht lecker.

    Besser ist der Media-Newsroom von Coca-Cola. Doch was ist daran neu? Es ist eben ein Pressechannel – das machen Unternehmen seit Jahren mit unterschiedlichster Technik im Hintergrund. Und das der Isabell Hein dann noch ein „Social“ davor schreibt, macht ihre Freude über Social-Media-Newsrooms nicht besser.

    Bei allem Interesse an Social Media – es ist ein Instrument, keine Lösung!

    Jens Voshage

  8. Ich verstehe die Skepsis, denn über den wirklichen Nutzen haben wir bisher noch wenige gesicherte Erkenntnisse. Ich denke aber, diese Art von Newsroom wird manchmal auch missverstanden.

    Zunächst: Es ist ja nicht allein die Autorin, die „Social“ vor den Begriff Newsroom schreibt, sondern der „Social Media Newsroom“ ist mittlerweile ein Fachbegriff, der nach meiner Erinnerung etwa vor drei Jahren geprägt wurde. In den USA gab es damals, stark angeschoben vom Social Media Club, eine Diskussion zur Frage, ob die verstreuten Social Media-Aktivitäten (die hoffentlich einer Strategie folgen) nicht auch auf der Corporate Website gebündelt werden sollten. Gleichzeitig gab es eine Diskussion um eine neue Form der Mitteilung, die so genannte Social Media News Release als Ergänzung zur Presseinfo. Und man stellte fest, dass die herkömmlichen Newsrooms durch einfache Social Media-Elemente verbessert werden könnten (z.B. bessere Orientierung durch Tagging, bessere Verbreitung multimedialer Materialien durch Nutzung von Diensten wie flickr und youtube, Integration von Bookmarking- bzw. Sharingfunktionen etc. ).

    Nach meinem Verständnis löst der Social Media Newsroom (SMN) nicht automatisch die Pressemitteilung ab. In vielen Fällen wird auch in Zukunft eine ausformulierte (publizierbare) Meldung Mittel der Wahl bleiben.

    Eine andere Frage ist, ob der SMN wirklich vorwiegend für Journalisten ist – ich denke, es geht hier um eine erweiterte Zielgruppe, also besonders auch um ProdUser. Beispielsweise Blogger, die eine Produktreview schreiben und Bilder aus flickr oder ein YouTube-Video einbinden möchten.

    Ob der SMN die beste Lösung ist und wie er im Einzelfall bestmöglich aufgebaut wird, ist meines Wissens noch nicht untersucht. Eine wichtige strategische Herausforderung ist jedoch aus meiner Sicht, einerseits Kommunikationsbeziehungen aufzubauen und zu entwickeln, wofür online – ein entsprechendes Konzept vorausgesetzt – Social Media sinnvoll sein können. Die zu Grunde liegende Annahme: Live-Kommunikation schafft Bindungen. Andererseits gilt es, Einstiegsmöglichkeiten zu schaffen, beispielsweise themen- bzw. newsbezogene. Es geht also auch darum, Informationsbündel zu schaffen. Hier sehe ich den Social Media Newsroom als eine Option.

  9. Hallo Herr Prof. Pleil,
    einverstanden! So sehe ich das auch. Als optionales Angebot kann es für gewisse Zielgruppen sinnvoll sein. Dann stehen aber auch die Bedürfnisse dieser Nutzer im Vordergrund und nicht „ein tolles Instrument um die Kommunikation effektiv zu gestalten“ (Zitat aus dem Post von Mario Grobholz).

    Gruß
    Jens Voshage

  10. @Jens Voshage & @Thomas Pleil

    My 2 cents:
    Ich habe mich ja in meiner Bachelorarbeit wissenschaftlich mit dem Thema (zwar damals unter dem Gesichtspunkt des social media releases – aber vieles lässt sich auf den social media newsroom als logische Konsequenz übertragen) beschäftigt und verfolge das Ganze seit über 4 Jahren. Dabei lässt sich meiner Meinung nach folgendes (immer noch) feststellen:
    „…Der Social Media [Newsrooom] ist [..] ein Versuch Inhalte, Distributionskanäle sowie die Erwartungen und Ethiken [nicht nur] des Social Webs bestmöglich für die Verbreitung von Informationen und Neuigkeiten im Internet zu kombinieren. Blogger, Podcaster, Konsumenten, Online Journalisten und sonstige interessierte Bezugsgruppen, die [Online und im] Social Web aktiv sind, sollen hier die Möglichkeit bekommen, sich multimedial und im Hinblick auf die Aufbereitung und Distribution der Inhalte in Web 2.0 optimierter Weise über die gegebenen Themen und Neuigkeiten zu informieren und […] schnell alle Inhalte zu finden, die sie benötigen, um aus den Informationen und Neuigkeiten eigene Inhalte für das Social Web zu generieren. … Die Zielgruppen des Social Media [Newsrooom] sind nicht primär Journalisten. Je nach Inhalt und Herausgeber kann der Social Media [Newsrooom] die unterschiedlichsten Zielgruppen haben, z.B. Blogger, Bestands- und Neukunden, Journalisten von Fachmagazinen, allgemeine On- und Offline Journalisten, Affiliate-Partner, Jobinteressenten, Investoren, Analysten, alle Menschen, die Online Inhalte publizieren, und [/oder] alle sonstigen interessierten Bezugsgruppen“
    Also geht es darum:
    1. Informationen, Inhalte und Social Media Engagements und Angebote im einem „Hub“ zu Bündeln
    2. So die Sichtbarkeit, Auffindbarkeit und Reichweite dieser Inhalte und Angebote zu erhöhen

    Aber natürlich ist das aus diversen Gründen sehr unterschiedlich (auch qualitativ) Umgesetzt. Und natürlich kann man oft das „Social“ streichen bei dem Newsroom, vor allem wenn man von der Warte aus kommt, das Social Media Dialog bedeutet – aber das ist eine andere (Teil)Diskussion. Und natürlich ist das nichts Neues, aber gerade gibt es wieder viele Diskussionen und neue Beispiele dafür und mal ehrlich, wenn wir uns den durchschnittlichen News-, Presse- und/oder Media-Bereich von deutschen Unternehmenswebseiten anschauen, dann ist das immer noch revolutionäres Neuland für viele, die einfach nur PMs als PDF hochladen und ihre Ansprechpartner anonym hinter einem Kontaktformular verstecken.

    Das spannende ist und bleibt, wie der (Social Media) Newsroom strategisch in die (online) Kommunikation eingebunden wird und das hat eigentlich eher wenig mit dem Newsroom slebst und viel mehr mit der Generierung der Inhalte zu tun.

  11. Wenn ich hier noch etwas aus der Sympra-Praxis anmerken darf: Der Newsroom (http://newsroom.sympra.de) ersetzt auf unserer Website die früheren Rubriken Aktuelles, Termine, Publikationen und (eigene) Pressemeldungen; in der englischen Fassung (sympra.com) noch zu sehen. Wir kommunizieren von hier aus mit ganz unterschiedlichen Zielgruppen, die für uns als Agentur wichtig sind: die Web-Community, die Besucher unserer Website wie z. B. potenzielle Kunden, die den Newsroom als solchen vielleicht gar nicht wahrnehmen und ihn schlichtweg als Teil unserer Website betrachten, Bewerber – und die Medien, die zugegebenermaßen für ein Unternehmen unserer Größe nicht die wichtigste Zielgruppe der Newsroom-Aktivitäten ist. Für Journalisten haben wir die Rubrik „Pressemeldungen“.

    Wenn Sympra etwas für die Medien zu vermelden hat, versenden wir nach wie vor die klassische Presseinformation (und hinterlegen sie im Newsroom); denselben Weg beschreiten wir auch für unsere Kunden, sofern sie einen Newsroom haben.

    So gesehen kann ich den Kommentar von Prof. Dr. Pleil aus Praxissicht nur bestätigen.

    Veit Mathauer, Sympra

  12. Isabelle Hein

    Ich denke auch, dass die Herausforderung der Unternehmen bei der strategischen Einordnung eines Social Media Newsrooms liegt. Natürlich ist es „nur“ ein Instrument und ich sehe es auch als eine Ergänzung der klassischen Pressearbeit. Sinnvoll genutzt, kann man aber gerade dadurch Zielgruppen ansprechen, die man mit „Offline“-Kommunikation nicht erreichen würde.
    Vielen Dank auch für die vielen Informationen und Anregungen.

  13. @Isabelle Hein

    Für mich findet klassische Pressearbeit nicht nur offline statt – online gehört ebenso dazu. Ich habe jedoch vermutlich einen anderen Ansatz zur Pressearbeit (beziehungsweise Medienarbeit) als Sie: In einem Online-Pressechannel stelle ich der Dialoggruppe Journalisten gezielt die Informationen und Angebote so zur Verfügung, wie Sie von Journalisten erwartet und schnell genutzt werden können. Aber ich mute ihnen nicht zu, dass Sie sich aus einem Sammelsurium von Inhalten „ihren“ Baukasten zusammenstellen müssen. Sondern bereite alles so auf, dass aktuelle Meldungen, Termine und Themenvorschläge schnell gefunden werden können – ebenso wie die Kontaktdaten der Pressesprecher.

    Blogger mögen da andere Erwartungen haben und mit dem vorgestellten Social-Media-Newsroom zufrieden sein. Aber sie gehören dann vielleicht ebenso zu einer anderen Dialoggruppe. Und auch Kunden haben andere Ansprüche an ein Unternehmen, die nicht unbedingt im Pressebereich befriedigt werden sollten.

    @ Veit Mathauer
    Wenn Sie schreiben „Wir kommunizieren von hier aus mit ganz unterschiedlichen Zielgruppen …“ dann zeigt sich hierin ebenfalls der unterschiedliche Ansatz. Ich habe das Gefühl, es dient nicht dazu, sich besonders auf die jeweilige Zielgruppe einzustellen und die Kommunikation zu verbessern, sondern die eigene Prozessorganisation zu straffen. Kann man machen – ist aber nicht unbedingt das Ziel von strategisch geplanter Kommunikation.

    Jens Voshage

  14. Alleine die ausgiebige Diskussion hier zeigt, dass das Thema Social Media Newsroom ein sehr interessantes, aber auch vielschichtiges ist.

    Zum Aspekt „Zielgruppe“ möchte ich gerne einen neuen Gedanken einwerfen.

    Meine Theses lautet, dass in Social Web eine Zielgruppe gar nicht mehr exakt definiert und damit auch nicht adressiert werden kann. Die Grenzen verschwimmen doch gerade dort wo bislang passive Besucher einer Seite früher oder später zu aktiven Akteuren im Social Web werden. Es ist also nicht mehr ausschliesslich der klassiche Journalist der von einem Unternehmen mit Informationen versorgt werden muss. Thomas Pleil nennt sie „ProdUser“, also Blogger, Multiplikatoren, Fans, Kunden, … egal wie sie diese Gruppen nennen wollen, in jedem Fall Akteure im Social Web, die ich als Unternehmen nicht aussen vor lassen sollte. Genau dafür, und das war meine Aussage oben stellt der Social Media Newsroom eine interessante Lösung für die „effiziente Kommunikation“ dar.

  15. @Thomas Pleil @all
    Der Social Media Newsroom ist ein vorsichtiges bis halbherziges Herantasten an eine Realität, die wir schon mal größer bei der Frage nach Firmen als Medienunternehmen diskutiert haben (http://thomaspleil.wordpress.com/2009/06/15/new-media-academic-summit-09-jede-firma-ist-ein-medienunternehmen/)

    Nicht der SMNR ist der SMNR, die Webpräsenz des Unternehmens (inkl. der Website) ist der eigentliche SMNR. „If the news is that important, it will find me“ ist das Prinzip. Wir müssen Kommunikation dekonstruieren, um Konsistenz zu ermöglichen, nicht ein Tool propagieren, um Konsistenz (und damit Kontrolle) zu simulieren.

    Wann diskutieren wir das in Darmstadt? 😉

  16. Ich empfinde den SMNR nicht als Simulation einer konsistenten Kommunikation. Auch innerhalb des SMNR ist Kommunikation entweder konsistent oder nicht.

    Natürlich muss sich ein Unternehmen der Bedeutung jeder einzelnen Plattform im Klaren sein und verstehen, dass sie unterschiedliche Ziele und Zielgruppen erreichen kann. Das floss hoffentlich zuvor in die strategischen Überlegungen ein. Der SMNR ist für mich kein Tool für konstruierte Kommunikation. Er bündelt vielmehr die differenzierte Kommunikation eines Unternehmens im (Social) Web.

    Die Diskussion insgesamt zeigt jedenfalls, dass es weitere Überlegungen und Entwicklungen geben wird.
    In den letzten Tagen hatte ich mich an einem E-Roundtable der Agentur Walter beteiligt (http://visuellepr.de/2010/05/04/e-roundtable-social-media-newsroom-teil-1/). Auch dort gab es unterschiedliche Sichtweisen.

  17. Wirklichkeit ist immer eine Konstruktion. Und wie gesagt: wir waren in der Diskussion schon mal weiter.

  18. @Jens Voshage Ihrem Kommentar „Ich habe das Gefühl, es dient nicht dazu, sich besonders auf die jeweilige Zielgruppe einzustellen und die Kommunikation zu verbessern, sondern die eigene Prozessorganisation zu straffen. Kann man machen – ist aber nicht unbedingt das Ziel von strategisch geplanter Kommunikation“ möchte ich gerne wiedersprechen.

    Der Social-Media-Newsroom bündelt die Social-Media-Aktivitäten eines Unternehmens und macht sie für einen Besucher (sei er Journalist, Blogger, Kunde oder aus zufälligem Grund auf der Seite) übersichtlich. Die eigentliche Kommunikation findet aber nach wie vor gezielt und geplant in dem Netzwerk statt, aus dem der Feed stammt: Blogkommentare und Diskussionen entfalten sich im Blog, Twitter-Retweets und -Dialoge auf Twitter. Pressemeldungen werden selbstredend noch an die Journalisten verbreitet. Bei Facebook wird kommentiert etc. Das alles könnte eine solche Übersichtsseite ja auch nicht abbilden!

    Insofern ist es richtig: Für das Unternehmen stellt der SMNR eine Prozessverbesserung dar, weil er selbst für interne Zwecke Transparenz bietet. Für Nutzer stellt er einen Service dar -hierunter auch die schnelle Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen, über Mail, vielleicht auch skype o.ä. Mit einer ungeplanteren oder weniger zielgerichteten Kommunikation aber hat das nichts zu tun.

  19. @Sascha Stoltenow: Erst mal danke für die Erneuerung des Angebots und Asche auf mein Haupt – ich habe versäumt, Ihnen einen Termin vorzuschlagen. Ich komme darauf zurück.

    Ich denke, die Grundüberlegung, dass jedes Unternehmen ein publizistischer Akteur ist und sein muss, bleibt von dieser Diskussion unberührt. Und damit auch der Mechanismus, dass wichtige Informationen mich als User erreichen. Ich würde das als Ergebnis von Informationsströmen sehen. An diesen muss ich aber erst einmal beteiligt sein.

    Deshalb glaube ich, dass Informationspakete ihre ergänzende Berechtigung haben (vgl. http://thomaspleil.wordpress.com/2008/11/06/strome-und-pakete-ein-essay/). Mir jedenfalls geht es oft so, dass mein Netzwerk und damit die Informationströme, an denen ich beteiligt bin, zu einem mir neuen Thema wenig hergibt. Deshalb suche ich zunächst nach Einstiegen (also Informationpaketen), wenn ich zu einem mir neuen Thema recherchiere. Insofern sehe ich das ähnlich wie Leonie Walter. Einen solchen Einstieg kann ein Blogpost mit fünf guten Links zum Thema bieten, ggf. aber auch ein SMNR.

    Ob der SMNR wirklich Kontrolle simuliert? Ich habe ihn bisher eher als Sprungbrett gesehen, um in Informationsströme eintauchen zu können. Allerdings ist das natürlich insoweit kontrolliert, dass der Betreiber festlegt, wohin ich springen kann. Aber dank Tags, Google & Co. finde ich ja ziemlich schnell noch andere Schwimmbecken. Oder ist da ein Denkfehler drin?

  20. […] Der Trend zum Social Media Newsroom Noch ein kleiner “Inhouse”-Tipp: Die PR-Fundsachen werden seit Beginn des Sommersemesters Ende März von meinen Kommilitonen des Nachfolgejahrgangs im Hauptstudienschwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit/Online-PR befüllt, wobei Isabelle Hein gleich mit ihrem ersten Beitrag ein richtiges Pfund rausgehauen hat. Mit einer kurzen, aber sehr treffenden Beleuchtung des aktuell viel diskutierten Themas “Social Media Newsroom” hat sie einen der (wenn nicht sogar den) am häufigsten via Twitter weiterempfohlenen sowie kommentierten Post der letzten Jahre fabriziert. Chapeau dafür! Und auch hier gilt: Unbedingt in die Kommentare reinschauen, in denen äußerst rege Meinungen und Ansichten ausgetauscht werden. […]

  21. Sascha Stoltenow

    @Thomas Pleil: Nein, keine Denkfehler bei Ihnen, aber wenn wir einige der zentralen Aussagen des Artikels sowie der Diskussion nebenan bei Walters betrachten, lohnt es sich, genau hinzuschauen, worüber wir sprechen. Vor allem müssen wir unterscheiden, ob wir von Instrumenten oder Inhalten sprechen.

    Mein Eindruck: das Instrumentelle überwiegt, eben weil es die häufig anzutreffende Angst vor dem Kontrollverlust bedient.Ich greife daher mal einige der Aussagen auf, die m.E. durch ein entsprechendes Verständnis von Kommunikation geprägt sind, und kommentiere diese.

    „Unternehmen haben durch einen strategisch aufgebauten Newsroom die Chance verschiedene Zielgruppen zu erreichen und ihre Medien zu bündeln.“

    – Bereits der Begriff Zielgruppe offenbart ein Sender-Empfänger-Denken.
    – Die Chance, verschiedene „ZG“ zu erreichen habe ich nicht wegen eines Newsrooms. In der Tat bietet u.a. das Internet, neue Kontaktchancen. Ein weniger instrumentelles Kommunikation führt jedoch zwangsläufig zu einer differenzierteren Betrachtung von Stakeholdern.
    – Warum sollten Unternehmen ihre Medien bündeln wollen? (Dazu mag es Gründe geben, die o.g. Prozessverbesserung könnte einer sein. Die von Frau Walter benannte Übersichtlichkeit auch, aber keine überragend relevante. Es mag zwar Menschen geben, die sich für die Soc Med Aktivitäten eines Unternehmens interessieren, wirklich relevante Stakeholder interessieren sich aber hoffentlich für die Inhalte.)
    – Was, bitte, ist ein „strategisch aufgebauter Newsroom“?

    “Durch Social Media Newsrooms lernt man die unterschiedlichen Medien wie Twitter richtig einzusetzen. Es ist wichtig, dass man Neuigkeiten nicht über alle Kanäle ausspielt, sondern gezielt die relevanten Medien auswählt”

    – Wer behauptet, zu wissen, wie man Twitter richtig einsetzt, müsste, wie man das im Amerikanischen so schön derb sagt ein „fuvking genius“ sein. Aber bitte, eine starke Behauptung wirkz ja manchesmal mehr, als ein schwacher Beweis.

    – Eine Differenzierung zwischen Kanälen und Medien würde hier ebenfalls nicht schaden. Und wie verhält sich der Rat, zu selektieren, zu „The news will find me“?

    “Unternehmen werden lernen müssen sich zu öffnen. Auf Grund des Schnelligkeit der Medien kann nicht mehr jede Aussage vorher abgesprochen werden, die Kommunikation wird dadurch authentischer.”

    – Eben wegen der Schnelligkeit müssen Aussagen abgesprochen werden. So stelle ich Verbindlichkeite her. Alles andere ist Geplapper.

    – Authentische Kommunikation – was soll das sein? Ich vertraue da lieber auf kluge Köpfe, die lange nachgedacht haben und zur vorläufigen Erkenntnis kamen, Kommunikation sei die Konstruktion von Wirklichkeit. Ist im Kern zwar schon tausende Jahre alt, aber wenn ein SMNR das über den Haufen wirft, Respekt! 😉

    „Wohin sich der Social Media Newsroom entwickeln wird, kann man noch nicht sagen. Aber wer dem Trend folgt, kann mehr gewinnen als verlieren.“

    – Wohin die Lemminge laufen, wissen wir zwar noch nicht, aber wenn wir hinterherlaufen, gewinnen wir ganz sicher. Ehrlich. Doch, doch.

    Bei Walters: Der Vorteil eines SMNR soll sein, dass “man mehr und differenzierter über sein Unternehmen berichten” könne, weil die Inhalte nicht “zigfach abgestimmt” seien.

    – s.o. Das Tool SMNR heilt nicht die Konzeptions- und Führungsschwäche, die langweilige Kommunikation zur Folge hat.

    SMNR sollen helfen, dass Inhalte “vor der strengen Kontrolle durch die Multiplikatoren bestehen () können und deshalb “glaubwürdig und präzise sein” müssen.

    – heißt das im Umkehrschluß, dass das Unternehmen auf allen anderen Kanälen unpräzise lügt?

    Ja, das Internet verändert die Kommunikation. Ja, es ist wichtig, die Perlen im Content-Stream zu finden. Braucht es dazu einen SMNR? Er ist dazu nutzbar, aber entsprechende Tools sind quasis for free erhältlich: twazzup, paper.li, netvibes, etc.

    Der Trend mag für manche zum SMNR gehen. Welche Frage er aber beantworten soll, ist weiter unklar.

  22. Sascha Stoltenow

    Nachtrag: Ach ja, natürlich macht es Google richtig. Social Media Strategie heißt nämlich nicht, jeden Mist mitzumachen, sondern zu ermöglichen, dass in den Social Media über Relevantes gesprochen wird. Beispielsweise indem man eine Perle in den Fluß wirft 😉

  23. … und wenn dann noch einer am Ufer steht und etwas entdeckt, das für eine Perle hält, aber der nächste, der vorbeikommt, sagt: „Quatsch, das ist ’n olles Steinchen“, dann haben wir einen ähnlich ergiebigen Austausch wie hier gerade :-).

    Inhaltlich gebe ich Ihnen Recht, Herr Stoltenow: Der SMNR ist erst sinnvoll, wenn ich Social Media-Strategien entwickelt und umzusetzen begonnen habe – und hoffentlich Twitter & Co. halbwegs unfallfrei nutzen kann. Der SMNR ist sicher kein Katalysator, um viel in einem Unternehmen zu verändern (wäre IMO auch die falsche Zielsetzung).

    Ob man am Ende fertige Tools wie Twazzup etc. einsetzt oder nicht, ist IMO wiederum eine eigene Diskussion – vielleicht ist sogar beides sinnvoll. …

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    Unsere Themen heute: – Social Media Newsroom – angekommen in Deutschland? Alle reden auf einmal (wieder) über Social Media Newsrooms – wir auch! – Realitätscheck: Social Media in Unternehmen – David Nelles schreibt einen Blo…

  25. […] professionelle Kommunikationsbranche diskutiert, wie beispielsweise dem Für und Wider so genannter Social Media Newsrooms. Am 18.5.2010 erfolgt der – in der Tat – lohnenswerte Hinweis auf die Märzausgabe der Zeitschrift […]

  26. Danke für den interessanten Artikel und die anregende Diskussion. Ich denke, der „Social Media Newsroom“ hat mit der zunehmenden Nutzung von Social Media durch Unternehmen noch viel Potenzial. Einfach, weil es sowohl auf Unternehmensseite als auch für Multiplikatoren und andere Zielgruppen von Interesse ist, auf einen Blick zu sehen, was geschieht. Bei unserem für „Twinity“ umgesetzten Newsroom (http://www.twinity.com/de/newsroom) gab es zumindest die Vorgabe, den Newsroom für verschiedene Zielgruppen umzusetzen (Journalisten, Nutzer, Mitarbeiter).

  27. Katja Miorin

    Danke für die umfassenden Überlegungen zum Thema. Sehr interessant zu lesen.

    Mich würde hierbei interessieren, ob ein SMN eines Unternehmens eine Kommentarfunktion benötigt? Oder leitet man Diskussionen am Besten auf andere Social Media Plattformen? Ich versuche gerade Pros und Cons abzuwägen, komme aber zu keinem befriedigenden Ergebnis…

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