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CSR-Begriff „dahin zurückschicken, wo er hingehört“

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„Den Begriffsimport „Corporate Social Responsibility“ sollte man schnellstens wieder dahin zurückschicken, wo er herkommt, denn er beschreibt Selbstverständliches oder Althergebrachtes.“

In der Freitagsausgabe der FAZ vom 24. November schrieb Ralf Nöcker einen recht kritischen Kommentar mit dem Titel Tue Gutes, und schweige darüber über das amerikanische Importgut Corporate Social Responsibility.Anlass dazu gab sicherlich das CSR-Forum, dass am 8. November im Frankfurter Hilton stattfand. Die AmCham, American Chamber of Commerce in Germany e. V., und Stach´s Kommunikation & Management GmbH hatten Kommunikationsprofis geladen, um über den Stand und die Chancen von CSR-Arbeit für Unternehmen zu diskutieren. Ralf Nöcker war ebenfalls Gast-Redner und brachte „die Würze“ in die ganzen Vorträge über gutgemachte CSR-Arbeit.

Einen kurzen Überblick über die vier Redner und deren Gesprächsthemen:

Thomas Stach, Managing Director bei Stach´s Kommunikation & Management GmbH, stellte acht Thesen zu CSR vor. Anfang 2006 hat seine Agentur die Onlinepräsenz der 70 umsatzstärksten Unternehmen untersucht und ausgewertet. Die 8 Thesen lauten wie folgt:
CSR…

…braucht Meinungen und integrierte Unternehmensperspektiven.
…entscheidet sich an Normen und sozialem Kontext.
…in Deutschland ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Defizite.
…bedeutet die bewusste Übernahmen von Verantwortung.
…heißt, die Zukunft der Gesellschaft aktiv mitzugestalten.
…verlangt klare Wert- und Zukunftsvorstellungen.
…ist der Transfer von Kernkompetenzen.
…ist Unternehmenspolitik.

Dr. Andreas Muschik, RWE AG, und Andreas Funke, Eurohypo AG, stellten jeweils kurz die CSR-Strategie ihres Unternehmens vor. Die RWE AG förderte unter anderem das Buch „Sichere Energie im 21. Jahrhundert“, dass im Oktober bei Hoffmann und Campe erschienen ist. Die Eurohypo AG sieht sich selbst als „Corporate Citizen“, als „verantwortungsvoller Bürger“ also, und erachtet CSR vor allem in Krisenzeiten als sehr wichtig an. Für Architekten werden Wettbewerbe ausgerichtet (Urban Landscape Award und Architekturolympiade Hamburg) und mit dem Weblog www.perfectcity.net führt Eurohypo einen offenen Dialog über kritische Bauprojekte und mögliche Lösungen. Und natürlich Ralf Nöcker, Wirtschaftsredakteur der Frankfurter Allegmeinen Zeitung, dessen Vortrag inhaltlich in dem Zeitungsartikel wiedergegeben ist,
Ralf Nöcker greift bei all seiner Kritik nicht das soziale Sponsoring an, dass er stark befürwortet und ebenfalls für wichtig erachtet. Allerdings stört ihn der Stempel CSR, der nun allem aufgedrückt wird, der im entferntesten mit karitativen oder uneigennützigen Tätigkeiten zusammenhängt. Das ein Unternehmen sein Tagesgeschäft im Griff hat und „(…) auf Umweltverschmutzung, Kinderarbeit, Bilanzfälschung, die Ausbeutung Mitarbeiter (…) verzichtet“, ist für ihn selbstverständlich und bedarf keiner großartigen Erklärung.

Unternehmen sollten sich mehr darauf konzentrieren „ordentliche Produkte in vernünftigen und ethisch einwandfreien Prozessen zu angemessenen Preisen und Qualitäten zur rechten Zeit an den Kunden zu liefern.“

Soll der Begriff CSR also wieder dahin zurück wo er hingehört? Gibt es da nicht doch einen Unterschied zwischen Social Sponsoring und Corporate Social Responsibility? Einen gäbe es da schon, CSR ist eine Erweiterung des Soziale-Verantwortung-Gedankens, nämlich die Implementierung ethischer Werte in Unternehmensmanagement und -führung. Wenn ein Kreditunternehmen beispielsweise darauf achtet, wem es seine Kredite vergibt oder wenn ein Autobauer nur Zulieferer wählt, die den Mitarbeitern einwandfreie Arbeitsbedingungen bietet.

Wie auch immer die Diskussion weitergehen mag, der kritische Leitartikel von Ralf Nöcker zeigt deutlich die journalistische Zurückhaltung gegenüber CSR.