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Zwischen Fahndungsplakaten und Katzenbildern – die Polizei und Social Media

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Foto:  Twitter / @PolizeiBerlin_E
Foto: Twitter / @PolizeiBerlin_E

„Hasen-tweet: Wir müssen einem Hasen helfen, der auf einer Kreuzung in #Spandau nicht mehr weiter weiß.“ Was hier wie die Heldentat eines x-beliebigen Twitterers klingt, ist in Wahrheit eine Alltagssituation der Berliner Polizei. Denn längst haben auch deutsche Gesetzeshüter die Social-Media-Kanäle für ihre Polizeiarbeit entdeckt.

So wie auch die Bürgerschaft, ist die Polizei in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Co unterwegs und präsentiert sich mit einem persönlichen und unbürokratischen Kommunikationsstil. Die „Polizei 2.0“ erfreut sich dabei steigender Beliebtheit. Mitte Juni hielt die Berliner Polizei ihren dritten Twitter-Marathon ab und berichtete 24 Stunden lang über den Alltag Berliner Streifenpolizisten. Die Twitter-Gemeinde belohnte die Berliner mit 5000 neuen Followern auf knapp 60.000 nach dem Ende der Aktion. Die gleiche Aktion im Vorjahr steigerte die Anzahl von 4000 auf damals 20.000 Follower. Damit ist der Twitter-Marathon eines der bekanntesten Beispiele für Polizeiarbeit innerhalb sozialer Netzwerke.

Foto: Twitter / @Polizei_Ffm
Foto: Twitter / @Polizei_Ffm

Die Gesetzeshüter profitieren vor allem von der Schnelligkeit und den Verbreitungsmöglichkeiten der sozialen Netzwerke. Warnhinweise über Vollsperrungen und Zeugenaufrufe erreichen die Bürger schneller als über das Radio oder Fahndungsplakate und Zeitungsartikel. Das gilt besonders für die Zielgruppe der Jüngeren. Mit der Darstellung ihrer Arbeit gibt die Polizei auch einen breiten Einblick in ihren Alltag und macht ihn transparenter. Sie lenkt damit ab von ihrem teilweise negativ behafteten Image – der „Freund und Helfer“ soll wieder in den Vordergrund gerückt werden. Und das mit Erfolg. Denn wie überall im Netz präsentieren auch die Beamten Beiträge über gerettete Kätzchen oder eine verirrte Entenfamilie. Die bringen dann überproportional viele „Likes“, die Imagepflege funktioniert.

Mit ihrer Social-Media-Arbeit versucht die Polizei auch die Kontrolle über schwierige Situationen zu erlangen. Ein Beispiel dafür sind die Ausschreitungen anlässlich der EZB-Eröffnung in Frankfurt. Hier zeigte ein von Beamten gedrehtes Video, wie ein Polizeirevier von vermummten Randalierern angegriffen wurde und dabei mehrere Streifenwagen in Brand gerieten. Dieses Video ist eines der symbolträchtigsten Beispiele für die Gewaltbereitschaft der Protestierenden und wurde nicht nur zahlreich im Internet geteilt, sondern schaffte auch den Sprung in die Fernsehberichterstattung. In den Augen vieler Bürger legitimierte dieses Beweisvideo das harte Vorgehen der Ordnungshüter gegenüber dem gewaltbereiten Teil des Blockupy-Bündnisses.

Natürlich haben die bloggenden Beamten mit ihrem Auftritt „Polizei 2.0“ auch die Nachwuchsgewinnung im Visier. Nach dem Twitter-Marathon im Jahr 2014 erhielten die Berliner Beamten rund 10.000 Bewerbungen für 450 zu besetzende Stellen – die Zahlen in diesem Jahr könnten ähnlich sein.

Von Philipp Bender