Auf geht´s in den letzten Vortrag des Tages. Dr. Jan-Hinrik Schmidt vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung in Hamburg bildet nach Prof. Dr. Pleils eröffneder Frage „Was bringt das Netz?“ eine Brücke ans Ende der Veranstaltung und versucht eine Antwort zu geben.
Der Einstieg erfolgt mit einem kleinen Blick darauf, was im Web2.0 eigentlich geschieht. So stellt er unter anderem fest, dass die Hürden für onlinebasiertes Interessen-, Beziehungs- und Informationsmanagement sinken. Wir stellen uns anders, vielfältiger dar als im Real Life, pflegen bestehende Beziehungen und knüpfen neue Kontakte, die sonst nie entstanden wären und organisieren unser Wissen anders.
Und aus diesem Grund „trauen“ wir uns auch eher an einer Community wie StudiVZ, Wer-kennt-wen, Facebook und Co. teilzunehmen. Das Kontaktknüpfen steht dabei aber nur an zweiter Stelle. Sich um alte Freunde zu kümmern, Bekannte von gemeinsamen Erlebnissen wiederzufinden oder einfach nur von Kindergartenfreunden aufgestöbert zu werden, ist die primäre Handlung. Dem Einzelnen werden quasi persönliche Öffentlichkeiten zur Verfügung gestellt, in denen sie sich bewegen und präsentieren können.
Im Bereich Informationsmanagement nutzen wir das Netz nach unseren Vorstellungen und stellen uns das gewünschte (fachspezifische) Wissensangebot über ganz persönliche Filter zusammen. Wir abonnieren die uns genehmen Nachrichten-Feeds, Twitteraccounts und Blogs und klammern das aus, was für uns sowieso nicht relevant erscheint, teilen unsere Interessen bei Bedarf aber auch mit anderen Nutzern. Social News-Plattformen wie Digg profitieren gerade davon, müssen sich aber noch stärker etablieren.
Doch wie definieren sich die genannten persönlichen Öffentlichkeiten? Bin ich in meiner Aktualität meiner Profile stabil oder sprunghaft? Agiere ich nur in einer oder mehrerer Communities? Allesamt Faktoren, die meinen „Raum“ ausmachen, aber nicht bestimmen. Die naturgegebenen Grenzen des Real Life existieren so gesehen nicht mehr. Im Web kann ich an vielen Orten gleichzeitig sein, was meiner Person zweifelsohne entgegenkommt, wenn ich es darauf anlege.
Wenn meine Freunde aber versuchen all meine Schritte und „Aufenthaltsorte“ zu verfolgen, wird es für sie kompliziert. Wollen sie sich wirklich die Mühe machen und mir überall hin folgen? Und noch wichtiger: Will ich überhaupt, dass sie mir überall hin folgen? Schließlich kann es durchaus passieren, dass ich gerade das nicht möchte – und ich könnte im schlimmsten Fall nichts dagegen tun. „Man agiert im Netz immer vor einem unsichtbaren Publikum“, da man nie nachvollziehen kann, wer mich wie gefunden/ „besucht“ hat.
Man sieht, es ist ein schwieriger Spagat, den das Web uns abverlangt. Man kann sich in fast jede Richtung ausleben, muss aber gleichzeitig damit rechnen, dass jeder genau das nachvollziehen kann. Das Stichwort „Privacy Management“ spielt gerade in dieser Beziehung eine ganz bedeutende Rolle und wird vielen auch in Zukunft noch einiges Kopfzerbrechen bereiten. Die Frage, wie ich mich darstelle und vor allem wahrgenommen werden möchte, sollte aus diesem Grund nie ganz ausgeblendet werden…
Schön, da geht der Tag mit einem Vortrag eines Ehemaligen der Uni Bamberg zu Ende, wo auch ich mein Studium genoss. So schließt sich der Kreis und auch wenn ich der scheinbar der einzige bin (außer einer Volkszeitung), der hier den Responsekanal benutzt, so habt ihr mindestens einen von denen, die nicht nach Darmstadt kommen konnten, gut informiert. Die Folien bei SlideShare schaue ich mir dann jetzt auch noch an – und so ist es fast, als wäre ich dabei gewesen. Im nächsten Jahr dann, auch wenn ich dann das Live-Blogging vermissen werde. Vielen Dank und viel Spaß bei der „After-Show“ und beim Aufräumen 🙂
@Hendrik: Gern geschehen! Schön, wenn wir dich gut unterhalten konnten und mit unserem finalen Redner auch noch ein paar nostalgische Gefühle wecken konnten 😉
Und das Aufräumen wird schon schnell von statten gehen, wenn alle mit anpacken…
yeah, eine antwort innerhalb von sechs minuten. so geht dialog im web2.0 🙂
schönen abend euch!