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„Wir haben nicht einfach die Hand aufgehalten“

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Die Uni Mannheim startete 2004 wohl eine der bisher einzigartigsten PR-Kampagnen für die „Renaissance des Barockschlosses“. In Zusammenarbeit mit der WOB AG und dem Mannheimer Morgen sammelte die führende deutsche Universität in Wirstchafts- und Sozialwissenschaften stolze 11,6 Millionen Euro für die Uni-Renovierung. Und das ohne auf die gängige Praxis des Klingelbeutels zurückgreifen zu müssen: „Wir haben nicht einfach die Hand aufgehalten“, so Uni-Pressesprecher Achim Fischer. Für die außergewöhnliche PR-Maßnahme erhielt die Uni Mannheim im September vergangenen Jahres den höchsten deutschen PR-Preis in Gold.

Die drei Partner warben im Rahmen des Projektes 11,6 Millionen Euro an Spenden für die Renovierung des Mannheimer Schlosses ein, in dem weite Teile der Hochschule untergebracht sind. Das Besondere dabei: „Wir haben nicht einfach die Hand aufgehalten“, erklärt Uni-Pressesprecher Achim Fischer. „Unsere Studierenden und Mitarbeiter und sogar Prominente aus der lokalen Wirtschaft und Politik haben bei Streichaktionen selbst mit angepackt. Intern hat uns das zusammen geschweißt. Nach außen hin hat es uns in der gesamten Region große Sympathien verschafft.“

Die Universität band Unternehmen und Bürger mit in das Projekt ein. Die Wissenschaftler laden seit mittlerweile vier Jahren die Öffentlichkeit regelmäßig zu Vorträgen, Konzerten, Kunstausstellungen und Festen in die renovierten Räume ein.
Mehr als 15.000 Besucher kamen dadurch in den vergangenen vier Jahren in die Universität. Höhepunkt und inzwischen fester Bestandteil des Mannheimer Terminkalenders ist das jährliche Schlossfest im Sommer.

Frank Merkel, Vorstand der Markenagentur WOB AG, hat die Idee zu dem Projekt in einem Workshop mit Studierenden entwickelt. Seitdem treibt er das Vorhaben voran. Er berät die Universität und leistet mit seiner Agentur praktische Unterstützung. „Die Idee war schon leicht verrückt“, schmunzelt heute Merkel. „Umso mehr freue ich mich über diesen Erfolg, der einfach alle Erwartungen übertrifft.“ Merkel ist Absolvent und Ehrensenator der Universität Mannheim. Noch während seines Studiums hat er die WOB gegründet. Heute ist das Unternehmen mit 122 Mitarbeitern die größte Werbeagentur im Südwesten Deutschlands. „Ich habe von meiner Uni viel bekommen und bin froh, dass ich davon nun einiges zurück geben kann“, begründet er sein Engagement.

„Die Funktion der Tageszeitung reicht heute weit über die reine Berichterstattung hinaus“, betont Dr. Björn Jansen, Geschäftsführer des Mannheimer Morgen. „Als regionales Medienhaus ist es für uns selbstverständlich, dass wir uns vor Ort engagieren.“ So hat der Mannheimer Morgen nicht nur immer wieder ausführlich über das Projekt berichtet. Er hat sich unter anderem auch mit Anzeigen, gemeinsamen Veranstaltungen, einer 24seitigen Sonderbeilage und der Schirmherrschaft über einen ganz besonderen Hörsaal – den Bürgerhörsaal – engagiert. Der Raum wurde dank vieler Einzelspenden Mannheimer Bürger erneuert. Das Spendenziel wurde dabei, trotz wirtschaftlicher Flaute, sogar noch um zehn Prozent übertroffen. „Man darf nicht nur klagen, man muss auch etwas tun“, so Jansen. „Der Erfolg des Projektes zeigt, dass viele Menschen genauso denken und sich gerne engagieren. Man muss nur einen Anfang machen.“

Eggert Voscherau, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BASF Aktiengesellschaft und Vorsitzender der Initiative „Zukunft Rhein-Neckar-Dreieck“, beglückwünschte die drei Partner zum Gewinn des höchsten deutschen PR-Preises. „Sie zeigen, was möglich ist, wenn drei hervorragend aufgestellte Partner an einem Strang ziehen“, erklärt Voscherau. „Sie machen damit eine glänzende Werbung für das Rhein-Neckar-Dreieck. Denn diese unkomplizierte Zusammenarbeit ist typisch für die Menschen und Unternehmen in unserer Region.“

Die Pressestelle der Universität setzt zusammen mit der WOB AG und der universitären Tochtergesellschaft AbsolventUM GmbH das Projekt mit einer integrierten Kommunikationskampagne um. Die Zielgruppen sind breit gestreut – von Studierenden und Mitarbeitern über Bürger in der Region bis zu Unternehmern und Politikern. Neben der Kommunikationsbasis über Uni-Periodika, e- und print-Mailings, Pressearbeit und Veranstaltungsreihen sorgen zwei bis drei Veranstaltungs-Highlights pro Jahr immer wieder für hohe Aufmerksamkeit.
Quelle: Uni Mannheim

Es ist zwar ein schmaler Grat zwischen Lobbying und der Unabhängigkeit der Uni, dennoch könnte sich auch die FHD an diesem PR-Projekt ein Beispiel nehmen. Bedenke man nur die miserablen Zustände am Campus Dieburg. Was würde es da schon ausmachen, hätte man Räumlichkeiten, die beispielsweise als „Esa-Hörsaal“ oder „Fraunhofer-Aula“ betitelt würden. Zudem eine PR-Aktion, die in hohem Maße die Öffentlichkeit mobilisiert, integriert und – vor allem – für eine Identifikation sämtlicher Stakeholder mit der Uni Mannheim gesorgt hat. Wäre ein kleine Portion von dieser Vorgehensweise nicht auch für die FHD geeignet?

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