Wikipedia ist die erste Anlaufstelle für viele Suchenden. Wann war der Geburtstag von Goethe? Wie hat sich die Weltproduktion von Walnüssen entwickelt? Was ist nochmal Dextran? In der Regel weiß Wikipedia Bescheid. Bei der Hitliste von Journalisten während der Online-Recherche kommt Wikipedia sogar schon an vierter Stelle. Das Bertelsmann Lexikon Institut bringt nun das „Wikipedia-Lexikon in einem Band“ heraus. Das Print-Nachschlagewerk soll ab September 2008 erhältlich sein.
Dieses Lexikon unterscheidet sich allerdings in seiner Konzeption wegen seines starken Aktualitätsbezuges und den artikelinternen Verlinkungen von den klassischen Nachschlagewerken. Die 50.000 am häufigsten recherchierten Suchbegriffe erscheinen jährlich in einem „lexikalischem Jahrbuch“.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese „Verprintung“ einen großen Erfolg haben wird. Wikipedia ist so erfolgreich, weil jeder schnell und vorallem einfach auf Informationen zugreifen kann. Versteht man ein Wort im Artikel nicht, klick, geht es zum nächsten. Nebenbei wird Musik im Web gehört oder gechattet. Außerdem geht der entscheidene Wiki-Charakter völlig verloren. Werden die Diskussionen mit gedruckt? Gibt es dann noch eine ausführliche Qualitätskontrolle der Artikel? Und warum Geld für etwas ausgeben, was auch kostenlos zur Verfügung steht?
Gefunden auf: www.prportal.de
Meiner Meinung nach ist das schlicht Geldmacherei. Bertelsmann bietet etwas kostenpflichtig an, was es im Internet kostenlos gibt. Zumal würde ich mir als Wikipedianer etwas auf die Schippe genommen vorkommen: Da schreibt man sich an einem Beitrag die Nacht um die Ohren und der Verlag Bertelsmann profitiert davon. Sicher, der primäre Gedanke ist es Wissen für die Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen und nicht als Autor Geld für seine Beiträge zu erhalten. Dennoch finde ich diesen Gedanken etwas befremdlich. Man stelle sich vor: Man lädt seine Urlaubsfotos von letztem Sommer auf Flickr und ein Verlag druckt selbige ungefragt für ein kostenpflichtiges Bildband. Nicht das gleiche, aber doch ein ähnliches Prinzip.
Im übrigen schließe ich einen Erfolg aus. Die wenigsten Deutschen die über einen Internetanschluss verfügen, werden wohl kaum in den Laden rennen und sich die gedruckte Version kaufen. Warum auch!? Die ältere Generation die vielleicht über keinen Netzanschluss verfügt und Wikipedia nicht kennt, wird sich auch nicht das Buch kaufen sondern einen Brockhaus vorziehen. Und wie ich finde zurecht.
An dieser Stelle sei noch auf eine hitzige Leserdebatte auf FAZ.net der vergangenen Woche hingewiesen.
Interessante Entwicklung: Bei Wikipedia gibt es seit Montag eine Qualitäskontrolle. Ob das ein Zusammenhang mit dem neuen Lexikon hat?
Mehr bei Klaus Eck: http://klauseck.typepad.com/prblogger/2008/05/wikipedia.html
[…] dem Transpirieren abgeneigten Mädels können im „Sweat Lexikon“ sich über die Termini der Schweißologie informieren und erhalten beim „Sweat Doc“ […]