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Wie verbindet man Praxis und Lehre in der Onlinekommunikation? – Yashar Azad im Interview

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“Die Social-Media Abteilung haben wir ganz abgeschafft, weil Onlinekommunikation zum Skill-Set eines jeden Kommunikators gehören muss”

… berichtet Yashar Azad aus seinem Job in der Konzernkommunikation bei Siemens.

Dabei kommt auch der Lehre die Verantwortung zu, diese nötigen Skills für den Berufsalltag bei Kommunikatoren der Zukunft von Anfang an zu etablieren. Die Lehre in der Kommunikationsbranche lebt daher auch von einem starken Praxisbezug. Die schnelllebige Branche erfordert stetig über aktuelle Entwicklungen und Trends aus dem Arbeitsalltag informiert zu sein. Dementsprechend profitieren wir Studierende der Onlinekommunikation auch stark von zahlreichen Lehrenden, die aus der Wirtschaft kommen. Die umfassenden Einblicke, die uns die Praktiker in die Seminarräume mitbringen bereiten uns optimal auf unseren späteren Berufsalltag vor.

Praxisprojekte wie unsere Redaktion der PR-Fundsachen oder verschiedene Lernagenturen (Praxisprojekte mit realen Kunden) ermöglichen es uns, die gelernte Theorie direkt umzusetzen. So werden Inhalte für uns greifbarer als durch ausschließliche Frontbeschallung.

Auf praxisnahe Lehre setzt auch Yashar Azad von Siemens. Neben seiner Stelle als Global Spokesman lehrt er seit dem aktuellen Sommersemester im Modul Online-PR am Mediencampus.

Wie er sein Wissen und praktisches Know-How vermittelt, erklärt Yashar Azad im Interview mit den PR-Fundsachen:

Was ist Ihre persönliche Motivation, neben der Praxis noch eine lehrende Tätigkeit auszuüben?

#Lifeisforsharing – Erfahrungen zu teilen – das ist eine große Motivation. Aber die gesamte PR-Branche durchlebt momentan auch einen Wandel und Online-PR, Daten-Analyse oder Influencer Relations sind Disziplinen, die in der Praxis immer mehr an Bedeutung gewinnen. Entsprechend verändern sich auch Anforderungs- und Kompetenzprofile von Kommunikatoren in diesem Bereich – ich finde es daher wichtig, dass neben der Theorie auch diese Veränderungen in der Lehre vermittelt werden.

 

Fließen Ihre Erfahrungen aus dem Berufsalltag bei Siemens in die Inhalte Ihrer Lehrveranstaltung mit ein?

Ja, meine Erfahrungen aus der Praxis spielen eine ausschlaggebende Rolle – vor allem weil der Wandel in der Praxis auch immer die Theorie beeinflusst. Insbesondere in einer sich so schnell verändernden digitalen Welt, die immer neue Kompetenzen von Kommunikatoren erfordert. Unsere Kommunikationsabteilung befindet sich gerade in einer solchen Transformation und Digitalisierung spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. Wir arbeiten heute mit Tools wie Slack und Trello, setzen auf Corporate Influencer und künstliche Intelligenz, betreiben Social-Listening und führen aktiv Dialog im Netz. Die Social-Media Abteilung haben wir ganz abgeschafft, weil Onlinekommunikation zum Skill-Set eines jeden Kommunikators gehören muss. Ich will den Studierenden in meiner Lehrveranstaltung neben der Theorie auch genau diese Veränderungen und geforderten Kompetenzen aus der Praxis näherbringen.

 

Was sind Ihrer Meinung nach Kernkompetenzen, die man speziell im Bereich der Online-PR mitbringen muss?

Ich würde sagen, neben journalistischen Kompetenzen wie kreativem Schreiben und ein gutes Gespür für Themen – viel Neugierde und Kreativität. Aber auch Erfahrungen mit Analyse-Tools und Community-Management sind wichtige Kompetenzfelder. Denn bei der Flut von Content und Themen, wird heute mehr denn je von Kommunikatoren verlangt, dass sie die digitale und analoge Welt um sich herum aufmerksam beobachten, zuhören und nicht nur einfach zuschauen, sondern mitreden und Kommunikation aktiv gestalten können.

 

Nutzen Sie spezielle Methoden um den Studierenden diese Kompetenzen zu vermitteln?

Ich setze da auf „Learning by Doing“ – das erlernte direkt in die Praxis umsetzen und ausprobieren. Die Studierenden sollen neben der Theorie von Beginn an mit Analyse- und Kollaborations-Tools arbeiten, sich in Twitter-Communities einbringen, Themen recherchieren, Influencer identifizieren, die Online-PR von Unternehmen unter die Lupen nehmen und aktiv Dialog führen. Bestimmte Kompetenzen in der Online-PR lassen sich am besten vermitteln, wenn die Studierenden selbst die Erfahrungen sammeln können.

 

Aus Ihrer persönlichen Sicht: was ist die wichtigste Botschaft für Studierende der (Online)-PR?

Es gibt nicht die eine Botschaft, aber ich würde sagen, nutzt als Kommunikatoren von Morgen mehr die Möglichkeiten aus, die euch digitale Plattformen und die Onlinekommunikation bieten. Führt Dialog, vernetzt euch mit Experten und sammelt parallel frühzeitig Praxis-Erfahrung.

 

Wir Studierenden diskutierten in letzter Zeit öfters die Frage, wie viel Privates man als Sprecher und Vertreter eines Unternehmens im Netz preisgeben sollte. Auf Ihrem Twitter Profil kombinieren Sie erfolgreich private Inhalte mit Neuigkeiten aus Ihrem beruflichen Umfeld bei Siemens. Haben Sie Tipps, wie dieser Spagat zwischen Privatem und Beruflichem gelingt? Gibt es gewisse Grundregeln für die Auswahl der Inhalte?

Also im Netz gilt doch die Regel: Menschen folgen erst Menschen – dann Marken und Unternehmen. Inhalte sollten auf diesen Plattformen daher unterhaltend, bereichernd und relevant sein. Insofern finde ich es entscheidend, authentisch zu bleiben und auch ausgewählte private Inhalte zu teilen, wie meine Leidenschaft für Fußball und den FC Bayern München.

Ich finde aber, dass mehr Sprecher in Deutschland den Weg ins Netz finden sollten – egal ob mit oder ohne private Inhalte – denn wir wirken nicht mehr nur als Strategie- und Imagevermittler, sondern auch als Moderatoren zwischen Interessengruppen und das vermehrt auch auf digitalen Plattformen.

Wenn ich meine Timeline sehe, würde ich sagen für mich gilt das Pareto-Prinzip (80/20-Regel), also 80% direkter oder unternehmensnaher Content und 20 % privater, aber am Ende sollte die Entscheidung bei jedem selbst liegen.

 

Abschließend können wir aus unserer studentischen Sicht nur hinzufügen:

Profis aus Unternehmen wie beispielsweise Siemens geben besonders wertvolle Einblicke in die Praxis, was wir Studierende sehr schätzen. Frischen Wind aus dem Berufsalltag und konkrete Tipps werden uns bei zukünftigen Herausforderungen außerhalb der Vorlesungssäle helfen. Dozenten aus der Praxis bieten hier einen echten Mehrwert und verknüpfen die theoretische mit der praktischen Lehre.