Der Facebook-Auftritt der Tagesschau zählt derzeit fast 100.000 „likes“ und die Posts von ZDF heute werden von über 92.000 Facebook-Nutzern verfolgt. Bisher gab es ein Abkommen mit Facebook, das diese und alle anderen Seiten der öffentlich-rechtlichen Sender werbefrei hielt. Nun verlangt Facebook für jedes einzelne werbefreie Profil 50.000 Dollar. Laut Rundfunkstaatsvertrag § 11d Abs.5 dürfen ARD und ZDF keine Werbung im Internet senden. Nun wird geklärt, ob ARD und ZDF zahlen, die Seiten entfernt werden müssen oder die Werbung auf den Seiten geduldet werden kann.
Für viele Facebook-Nutzer ist sind die täglichen Posts auf den ZDF und ARD Seiten die Hauptinformationsquelle für Nachrichten. Die beiden dafür am häufigsten genutzen Seiten von ZDF heute und der Tagesschau dürfen noch ein Jahr werbefrei bleiben. Wie es danach weitergeht ist noch genauso ungeklärt wie die Frage nach dem Bestehen der anderen Facebook-Seiten von ARD und ZDF.
Der Leiter „Neue Medien“ des ZDF, Eckart Gaddum sagt laut einem Artikel des Hamburger Abendblattes, dass es für ihn nicht in Frage komme, Geld für werbefreie Facebook-Seiten zu zahlen. Derwesten.de berichtete, dass das ZDF das Thema weiterhin mit Facebook verhandele, während die ARD wohl akzeptiere, dass auf ihrer Facebookseite Werbung gezeigt wird. Die Sprecherin des Senderverbundes begründet dies damit, dass die bei Facebook platzierte Werbung offenkundig allgemeiner Bestandteil des Facebook Auftritts sei und somit nicht dem Einfluss der ARD unterlege.
Die Facebook-Seite zur ZDF-Sendung „Neo Paradise“ schloss bereits am 20. Februar. Als Alternative dient nun ein Webauftritt, der mit Open Graph erweitert wurde und somit alle Facebook-Funktionen beinhaltet. Auch hier können Nutzer per „Gefällt mir“-Knopf Neuigkeiten abonnieren, die dann auf ihre Facebook Startseite erscheinen.
In Österreich gibt es derzeit ein ähnliches Problem. Hier geht es zwar nicht um die Werbeschaltung, dafür aber um eine generelles Verbot von sozialen Netzwerken für den österreichischen Rundfunksender ORF. Dieser kämpft nun für die Erhaltung seiner Facebook-Auftritte. Die Medienbehörde KommAustria sieht in den 39 Facebook-Seiten des Unternehmens einen Verstoß gegen die ORF-Gesetze und erklärt sie für rechtswidrig. Die taz berichtet von dem Verbot gegen „soziale Netzwerke, sonstige Verlinkungen zu ihnen und Kooperationen mit ihnen, außer in Verbindung mit der eigenen tagesaktuellen Onlineberichterstattung“. Der Redakteursrat Fritz Wendl möchte sich das nicht gefallen lassen. Derstandard.at zitiert die folgende Stellungnahme: „Eine Berufung gegen den Bescheid ist etwas Selbstverständliches.“ Der Bundeskommunikationsrat in Österreich wird innerhalb des nächsten halben Jahres entscheiden, ob es eine Novelle im Gesetz geben wird oder ob der ORF seine Facebookseiten löschen muss. Bis zur endgültigen Entscheidung bleiben diese aber bestehen.
Im Gegensatz zum ORF bleibt die Entscheidung bei ARD und ZDF den Sendern überlassen. Legale Tribune Online rät den öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern in einem Artikel zu dem Thema davon ab, sich ganz aus Facebook zurück zu ziehen. Der Autor des Artikels Ermano Geuer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Sicherheitsrecht und Internetrecht an der Universität Passau schreibt dazu: „ARD und ZDF sollten, um hier nicht den Anschluss zu verlieren, lieber in ihren Auftritt investieren. Wer wie das ZDF 54 Millionen Euro für 18 – wenn auch sicherlich sehenswerte – Fußball-Champions League-Spiele ausgibt, dem sollte auch ein weitaus geringerer Betrag für Social Media nicht zu viel sein“.
Guten Tag,
mir ist nicht klar weshalb Facebook jetzt plötzlich Geld verlangt von Leistungen, die in ihrer aktuell noch kostenlosen Variante, eher als Werbung von Facebook (zu ihrem Nutzen) zu sehen ist.
Es ist doch toll, wenn man die ARD und ZDF Gucker auch in den Pool von Facebook einbindet bzw. erstmal hinführt. Facebook alleine hätte das nicht geschafft, da gehören zwei dazu. Letztendlich profitieren doch beide Seiten, vor allem sehe ich da Facebook. Man denke mal, wie oft Facebook im Fernsehen genannt wird und man Frage sich dann mal, warum zahlt hier Facebook nicht für die Nennung? Jedes andere Unternehmen, dessen Logo im Fernsehen gezeigt würde, freut sich darüber und sagt nicht, jetzt zahlst du für meine Präsenz(sinnbildlich).
Logisch betrachtet ist Facebook ein Profiteur-a-la-bonheur in dieser Zeit.
Die Bestrebungen kommen doch nur auf, weil Facebook sobald es an die Börse geht, sich immer wieder neu erfinden muss und neue Geldquellen erschließen muss. Ob das für eine langfristige Bindung an den Kunden, damit meine ich uns oder Unternehmen die sich darstellen reicht wird sich zeigen.
In Zeiten von Werbefiltern, sehe ich es ohnehin als schwer einschätzbar, ob sich Werbung online noch als hoch-dottierte Investition rechtfertigt.