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Wenn jeder Rappen zählt

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Trotz Wirtschaftskrise zählt Deutschland nach wie vor zu den spendenfreudigsten Ländern. Das bestätigt der Deutsche Spendenmonitor 2009 des Marktforschungsunternehmen TNS Infratest. Die aktuelle Befragung ergab, dass im Jahr 2009 mit 2,9 Milliarden Euro rund 100 Millionen Euro mehr gespendet wurden als im Vorjahr.

Zwar sei die Zahl der Spender von 27 Millionen auf 25 Millionen Bundesbürger zurückgegangen, aber die einzelnen Spender hätten insgesamt mehr gestiftet. Laut der Umfrage unterstützen knapp 40 Prozent aller Deutschen nationale und internationale Hilfsorganisationen.

Worauf man bei seiner Spende achten sollte

Gerade jetzt in der Weihnachtszeit, in der der Geldbeutel bei einigen etwas lockerer sitzt, gibt es zahlreiche Aufrufe zu Spendenaktionen. Allerdings sollte man sich zunächst informieren, ob es sich dabei tatsächlich um seriöse Unternehmen handelt. Um das beantworten zu können, rät der deutsche Spendenrat die „Goldenen Regeln für Spender“ zu beachten:

  • Die Organisation, der gespendet werden soll, ist als gemeinnützig anerkannt.
  • Die Organisation stellt auf Wunsch aussagekräftiges Material über die Aktivitäten und über die Organisation selbst zur Verfügung.
  • Die Organisation informiert die Spender regelmäßig über durchgeführte und aktuelle Projekte.
  • Die Organisation unterlässt aggressive Werbung.
  • Die Organisation hat sich zu Transparenz und Offenheit verpflichtet. Dafür steht das Logo des Deutschen Spendenrates e.V. oder das Zeichen des Deutschen Zentralsinstitut für soziale Fragen (DZI).
  • Die Organisation veröffentlicht einen Geschäftsbericht oder Jahresbericht mit Aussagen über die Mittelverwendung.

Neben diesen Punkten stellt sich Spendenwilligen natürlich noch die Frage, für wen oder welches Projekt man überhaupt spenden möchte, denn die Konkurrenz ist groß.

Mit rund-um-die-Uhr-Beschallung die Werbetrommel rühren

Für besondere Medienpräsenz sorgte in den letzten Tagen die Spendenaktion „Jeder Rappen zählt“, initiiert von der Schweizer Radio- und Fernsehgesellschaft SRG. Hier moderierte ein Radioteam vom 14. bis 19. Dezember täglich 18 Stunden in einem Glascontainer auf dem Bundesplatz in Bern. Auf SF 2 und Radio DRS konnten Hörer und Zuschauer die Spendenshow live verfolgen, Musikwünsche einreichen und mit den Moderatoren plaudern.

Doch das war nicht alles, auch Live-Musik und Promi-Besuche sorgten für Stimmung, so dass sich um den Pavillon viele Neugierige sammelten, um das Treiben durch die Scheibe zu verfolgen. Sinn und Zweck des Ganzen war, die Bevölkerung zum Spenden zu animieren und sie dazu anzuregen, sich mit eigenen Aktionen an der Großaktion zu beteiligen.

Der gesamte Erlös von über 7 Millionen Franken soll jetzt vollständig in Malariaprojekte fließen. Das Konzept der Aktion stammt aus den Niederlanden, genau wie die erste weltweit erfolgreiche Container-Reality-Show „Big Brother“.

Lob und Kritik an der Container-Show

Neben viel Lob erntete die Spendenaktion wegen der pr-lastigen Umsetzung auch Kritik, insbesondere von Hilfswerken wie dem Caritas Verband oder der Heilsarmee. Vor allem letztere prangerte an, dass die Kosten und der Nutzen der Spendenaktion in keinem Verhältnis stünden.

„Von uns erwartet die Öffentlichkeit, dass wir wirtschaftlich mit unseren Ressourcen umgehen“, so Martin Küenzi in Hilfswerke kritisieren SRG auf dem Nachrichtenportal nzz.ch. Man fühle sich in seinen Bemühungen benachteiligt, da sich Non-Profit-Organisationen solche großen PR-Aktionen gar nicht leisten könnten. „Die Weihnachtszeit ist der falsche Zeitpunkt dafür, bei dieser gewaltigen Medienpräsenz verschwinden unsere eigenen Aktivitäten“, beklagte sich Küenzi.

Was immer man von solchen inszenierten Spenden-Aktionen auch halten mag, in den Schweizer Medien hat die Kampagne auf jeden Fall für Aufmerksamkeit gesorgt. Bleibt nur zu hoffen, dass die PR tatsächlich das halten kann, was sie den Spendern versprochen hat und man in Zukunft auch erfahren wird, was mit dem Geld erreicht werden konnte.

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