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USA: PR-Krise wegen Koranschändungen

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Die US-Regierung steckt mitten in einer PR-Krise von enormer politischer Sprengkraft. Die LA Times berichtete
am 22. Mai über zahlreiche Aussagen von ehemaligen Guantanamo-Gefangenen, wonach der Koran in der Vergangenheit häufig geschändet worden sei: So hätten Aufseher auf das heilige Buch der Muslime uriniert, es in den Müll geworfen, oder sie seien darauf herumgelaufen „wie auf einem Teppich“. Auch seien Obszönitäten hineingekritzelt worden.

Hintergrund:
Nachdem das Magazin „Newsweek“ ihren am 9.Mai veröffentlichten Bericht über Koranschändungen im US-Gefangenenlager Guantanamo wegen angeblicher Irrtümer bei der Berichterstattung zurückgezogen hatte (genauer: Newsweek dementierte die Aussage, dass der Vorfall in einem Untersuchungsbericht erwähnt wurde), schien das PR-Debakel für die US-Regierung zunächst beendet: Im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit stand vornehmlich die als
unsorgfältig gebrandmarkte Arbeitsweise der Newsweek-Journalisten – anstatt die Frage der Existenz eines exterritorialen Gefangenenlagers fernab rechtstaaltlicher Mindeststandards.

Kritiker der Regierung sind indes davon überzeugt, dass der Newsweek-Rückzieher auf politischen Druck erfolgt ist: „Ich bin sicher, das wir noch nicht alles wissen. Es gab massiven Druck aus der Regierung und aus dem Pentagon, sowohl intern auf die zitierte Regierungsquelle als auch öffentlich auf das Magazin.“ zitiert DER SPIEGEL den Herausgeber des US-Magazins „Harper´s“ (DER SPIEGEL, Nr. 21, 23.05.05., S. 97)

Nach den erneuten Vorwürfen über Koranschändungen in Guantanamo steht zumindest eines fest: die PR-Krise der US-Regierung ist noch nicht beendet.

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