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UNICEF jagt die Schlümpfe in die Luft

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Unsere Gesellschaft strotzt vor Kommunikation. In Zeitungen, im Radio, im Fernsehen, im Netz oder auf Werbeplakaten. Jeden Tag werden wir mit tausenden Nachrichten bombardiert. Damit steigen auch die Anforderungen an die PR-Treibenden. Nur die cleversten Kommunikationsexperten schaffen es regelmäßig den allgemeinen Lärmpegel zu umgehen und ihre Nachrichten an den Mann zu bringen.

Doch was, wenn die Zielgruppe die Nachricht gar nicht hören will.

Diesem Problem muss sich die UNICEF („United Nations Children’s Fund“) regelmäßig stellen.
Egal ob Kinderarbeit, Kinderhandel oder Kinder im Krieg. Die Missstände, gegen die die UNICEF kämpft, werden von großen Teilen der Bevölkerung lieber verdrängt. Schließlich hört niemand gerne Geschichten über Leid und Elend.

Da die UNICEF auf die Unterstützung der gesamten Bevölkerung angewiesen ist, fährt sie nun schwere Geschütze auf.

Im Mittelpunkt eines aktuellen TV-Spots von UNICEF Belgien stehen die allseits bekannten Schlümpfe. Doch was man in dem Spot zu sehen bekommt, hat nichts mehr mit der kinderfreundlichen Fernsehserie zu tun. Am Anfang tanzen und singen die Schlümpfe noch fröhlich in ihrem Dorf. Plötzlich fallen dutzende Bomben vom Himmel. Was dann kommt, ist nichts für schwache Nerven. Panik bricht aus, Schlümpfe werden durch die Luft gewirbelt, das Dorf wird von Explosionen zerrissen. Der Spot schließt mit einem schreienden Baby inmitten von zerstörten Häusern und toten Schlümpfen.

UNICEF-Sprecher Philippe Henon hält den Spot für wichtig, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. „Wir haben noch nie etwas in dieser Art gemacht, aber wir haben über die Jahre hinweg gelernt, dass die Reaktionen auf normale Kampagnen sehr begrenzt sind.“

So weit sind wir schon:
Bilder von verhungernden Kindern schaffen es schon lange nicht mehr, die Menschen wachzurütteln. In der Hinsicht sind wir bereits abgestumpft. Also greift man sich beliebte Comicfiguren und versucht über deren Leid auf echte Missstände aufmerksam zu machen.

Aus PR-Sicht muss man diese Herangehensweise bewundern. Letztlich hat die UNICEF nichts Anderes gemacht als dutzende andere Firmen auch. Sie alle nutzen prominente Figuren, um ihre Produkte und Standpunkte zu verkaufen. Im Normalfall sind das Sportler, Schauspieler oder Musiker. Weltweit bekannte Kulturphänomene wie die Schlümpfe sind da nur eine logische Fortsetzung.

Auch die Medien werden ihren Spaß an dieser Geschichte haben. Schließlich werden die Schlümpfe sonst nur in zuckersüßen Geschichten gezeigt. Die Einführung von Gewalt, Tod und Verzweiflung in die Idylle von Schlumpfhausen wird noch für einige Artikel und Beiträge sorgen. Das Thema des Spots (Don’t let war affect the lives of children – Lasst Kinderleben nicht von Krieg beeinträchtigen) bekommt durch die unvermeidliche Medienaufmerksamkeit ein zweites Leben.

Einer Sache kann man sich sicher sein: Die Publicity, die die UNICEF über den „Schlümpfe-Aufhänger“ für das Thema „Kinder im Krieg“ bekommt, übersteigt alles, was man mit einem herkömmlichen Spot erreicht hätte.

Das Video kann unter der folgenden Adresse angesehen werden:
Bomben auf Schlumpfhausen

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  1. Martin aus Wien

    Das Video auf deutsch in besserer Qualität.
    ed2k://|file|unicef_schl%C3%BCmpfe.mpg|5365764|5048C8C49418D26B3DE40C185DCD9297|h=ZAKUES4L3VWP4SE2HBJFDO47IDQUL3Q2|/

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