Das System von Wikipedia ist erneut in die Schlagzeilen geraten. Einmal mehr wurde die Internet-Enzyklopädie Opfer eines üblen Scherzes. Diesmal gingen anonyme Spaßvögel dabei jedoch einen gehörigen Schritt zu weit: Über den Züricher Informatiker Bertrand Meyer war fünf Tage zu lesen, er sei am 24. Dezember verstorben.
Als Heise Online den Irrtum aufdeckte, war die Information keine vier Minuten später korrigiert. Meyer wieder unter den Lebenden. Und doch zeigen solche Fälle, wie anfällig Wikipedia für derlei Schandtaten ist. Schließlich kann sich der Vorteil, dass jeder jeden verbessern kann, auch ins Gegenteil wenden.
Erst kürzlich sorgte eine ähnliche Fehlinformation für Aufsehen: Auf der Wikipedia-Seite des US-amerikanischen Journalisten John Seigenthaler, früher Assistenten von Robert Kennedy, stand über Monate hinweg, dass er in den Mord an John F. Kennedy involviert gewesen sei. Er habe sich einen „Spaß“ daraus gemacht, bekannte ein Mann aus Nashville. Bei Meyer liegt die Vermutung nahe, dass einige seiner Studenten die Meldung seines Todes eingefügt haben. Am 23. Dezember wurden nämlich Prüfungsergebnisse aus einem Meyer-Kurs veröffentlicht.
Was tun? Bei mehr als 330.000 Artikeln im deutschen Wikipedia (900.000 sind es in der englischen Variante) ist es den freiwilligen Helfern kaum möglich, sämtliche einträge rund um die Uhr zu überwachen. Einzig bei „explosiven“ Themen wie das Dritte Reich wird eine ständige Kontrolle garantiert.
Soll man die Eingriffsmöglichkeiten von außen beschränken? Diese Idee sorgte bei Wikipedia-Freunden auf der ganzen Welt für Unmut. Schließlich lebt Wikipedia gerade davon. Gründer Jimmy Wales hat nun zumindest angedacht, dass neue Artikel nur noch von registrierten Nutzern angelegt werden können. An der Editierbarkeit würde dies jedoch nichts ändern. Daher arbeitet Wikipedia bereits an einer weiteren Möglichkeit: Die Originalversion soll in einem fixen Fenster stehen bleiben, auf eine zweite Variante kann dann immer noch live zugegriffen werden. Mal sehen…
Quelle: Spiegel-Online