Seit rund einem Jahrzehnt pflegen wir mit Anbietern wie Skype unsere Kontakte auf der ganzen Welt. Wir tauschen uns aus und können einander sehen, ohne physisch anwesend zu sein. Lässt sich das auch in der PR einsetzen? Zum Beispiel, um Stakeholder untereinander kommunizieren zu lassen, ohne sie an ein und denselben Ort zu bringen? Die Marketingabteilung eines bekannten Sportartikelherstellers hatte genau das vor und ging sogar noch einen Schritt weiter: Auf einem Firmenevent sollten vier Roboter umherfahren, gesteuert über eine skype-ähnliche App, von Kunden auf der ganzen Welt.
Einmal im Jahr lädt das Unternehmen alle Local Market Stakeholder in seinen Hauptsitz ein, um Kollektionen und Marketing Strategien für das nächste Jahr vorzustellen. Neben dem offiziellen Teil können die Mitarbeiter das Firmengelände erkunden und sollten dabei in diesem Jahr auf vier Roboter treffen. Auf den ersten Blick erinnern diese Roboter der Firma „Double Robotics“ an einen Segway, an dessen Lenkstangen-Ende sich eine iPad-Halterung samt iPad befindet. Auf dem Bildschirm ist dann, ähnlich wie bei Skype, der Kunde zu sehen. Dieser steuert den Roboter über die „Double-App“, die es kostenfrei im AppStore gibt, allerdings nur für iOS Geräte. Neben der Möglichkeit den Roboter vorwärts, rückwärts oder seitwärts zu bewegen, kann auch die Höhe der Lenkstange, je nach Größe des Gesprächspartners, variiert werden.
Aber was genau ist nun Ziel dieser Aktion? Die Kunden sollen möglichst viel über sich erzählen: Wer sind sie? Was verbinden sie mit dem Unternehmen? Was ist ihre Meinung zu bestimmten Dingen? Und welche Medien nutzen sie? Ausgewählt wurden verschiedene Altersgruppen und zu jedem Teilnehmer gab es eine kurze Bio, die unter anderem Angaben zur Aktivität in Social Media Kanälen enthielt.
Für die Mitarbeiter sollte das eine einmalige Chance sein, wirklich nah an den Endkunden zu kommen, Fragen zu stellen und deren Meinung zu verschiedenen Dingen zu hören. Die Kunden hingegen sollten die Möglichkeit haben, exklusive Einblicke ins Firmengelände zu bekommen, bei dem Event dabei zu sein und ihre Meinung zu sagen. Ein gewisses Risiko für den Hersteller bietet die Aktion aber natürlich schon: Denn obwohl ein Mitarbeiter vor Ort die Roboter betreut, und somit quasi überwacht, lässt sich natürlich nicht restlos sicher stellen, dass der „Roboter“ keine unangenehmen Fragen stellt. Zum Beispiel zur Produktion der Artikel oder der Bezahlung von Mitarbeitern. Ziemlich schnell kann dann aus einem eigentlich harmlosen Projekt eine unangenehme Situation werden, auf die das Unternehmen gut reagieren muss.
Dazu kam es im Fall des Sportartikelherstellers aber nicht, denn die Roboter kamen nicht rechtzeitig im Firmenhauptsitz an und das Projekt musste am Morgen des Events abgesagt werden. Interessant ist die Idee aber schon: Denn auch wenn die „Double Robotics-Roboter“ für die meisten noch lächerlich wirken und eher in eine Folge von The Big Bang Theorie passen würden als auf ein seriöses Firmenevent, werden sie bereits von Firmen wie Johnson & Johnson, Tommy Hilfiger und Coca-Cola getestet.
– Mirijam Friedrich
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