Ein Blog mit Paywall? In Deutschland bislang undenkbar. Vergangene Woche lief in Amerika ein Projekt mit Vorbildcharakter an. Politikjournalist Andrew Sullivan ruft den Blog „The Dish“ ins Leben. Finanziert ohne Werbung.
Sullivan, der früher für „The Daily Beast“ und „Time“ schrieb, kündigte seinen Job um mit einem Blog Geld zu verdienen. In Zeiten der Medienkrise und der etablierten Gratiskultur ein gewagtes Unternehmen. Mit „The Dish“ feiert Sullivan einen bislang einzigartigen Erfolg. Jeder Leser kann ein Jahresabo von mindestens 19,99$ abschließen und die Seite danach uneingeschränkt nutzen. Die Paywall ist nach oben hin nicht abgeriegelt. Es können auch höhere Beträge überwiesen werden, um das Projekt zu unterstützen. Zusätzlich bittet der Politikjournalist auf seinem Blog um Anschubfinanzierung – und es funktioniert. Bereits in den ersten 24 Stunden gingen laut Sullvian 330.000 Dollar ein. Für Gelegenheitsleser lässt er ein Schlupfloch offen. Einige Artikel sollen kostenlos verfügbar sein. Dieses Konzept nennt er „leaky meter“, also ungenaue Messung. Sullivan beschäftigt mittlerweile sieben Mitarbeiter, die ihn bei „The Dish“ unterstützen.
Wieso schafft Andrew Sullivan das, woran deutsche Angebote bislang scheiterten? Er begeistert durch Glaubwürdigkeit und Transparenz. Sullivan kritisiert, dass Verlage alles tun um Klickzahlen zu generieren. Beispielsweise durch Bildergalerien mit leicht bekleideten Prominenten. Seine Leser bezahlen für unabhängige Inhalte. Dem schlechten Einfluss der Werbung auf den Nachrichtenwert möchte Sullivan so entgegenwirken. Momentan wird der Blog gerelaunched. Erst ab dem 1. Februar werden Beiträge online gehen. Ein Projekt von dem 2013 bestimmt noch öfter zu Hören sein wird.