Stephanie zu Guttenberg ist in den Medien ständig präsent. Die Frau des deutschen Verteidigungsministers nimmt bei Günther Jauchs Quizsendung teil, fahndet auf RTL II nach Kinderschändern oder bereist jetzt sogar mit ihrem Mann Krisengebiete wie Afghanistan. Dabei produziert Stephanie zu Guttenberg nicht nur positive PR, sondern auch reichlich Angriffsfläche für die Opposition – und die Medien.
Der Besuch von Stephanie zu Guttenberg und ihren Mann in Afghanistan spaltet die Medien in drei Lager: So wird über den Besuch positiv, neutral oder negativ berichtet. Die „Bild“-Zeitung titelt „Woher nimmt sie diesen Mut?“ und fokussiert in ihrem positiven Bericht stark die Person Stephanie zu Guttenberg und ihr soziales Engagement. Die „Zeit“ schreibt in „Ehepaar Guttenberg besucht Feldlager Kundus“ sehr neutral über das Ereignis. Der Leser erfährt hier, dass auch Johannes B. Kerner mit im Gepäck ist. Kerner hat mit Karl-Theodor zu Gutenberg und stationierten Soldaten eine Talkshow im Krisengebiet aufgezeichnet, die im Laufe der Woche in Deutschland ausgestrahlt wird. Der „Kölner Stadtanzeiger“ betitelt seinen Kommentar mit „Viel Show, wenig Substanz“ und kritisiert die Anwesenheit von Kerner und Frau zu Guttenberg stark. In diese Richtung wettert auch die politische Opposition und bezeichnet den gesamten Auftritt als „unangemessen“ und „Selbstinszenierung“.
Doch wie ist der Afghanistan Aufenthalt von Karl-Theodor zu Guttenberg aus PR Sicht zu bewerten? Klar ist, dass der unangekündigte Besuch von zu Guttenberg auch ohne seine Frau ein mediales Interesse hervorgerufen hätte. Jedoch auch ein so starkes? Die Medien bekommen durch die Anwesenheit Stephanies ein Meer an möglichen Geschichten zu diesem Thema: So berichtet die „Süddeutsche-Zeitung“ – nicht in ihrem Ressort Politik, sondern im Bereich „Leben“ – in einer Fotoshow über das modische Outfit der Ministergattin und ihres Mannes. „Der Westen“ thematisiert das Mohnbrötchen auf dem Teller von Stephanie von zu Guttenberg in der Feldküche. Höhepunkt wird am Donnerstag die Ausstrahlung des „Kerner Spezial“ auf „Sat-1“ werden, dessen Inhalt noch unbekannt ist. Diese Themenvielfalt ist sicherlich positiv.
Zieht man jedoch ein Fazit über die Berichterstattung, so überwiegt der negative Eindruck. Die Begleitung der Ehefrau und die eines TV-Moderators ist einfach zu viel – der PR-Tross zu groß. Die Anwesenheit von Stephanie zu Guttenberg bietet eine unnötige Angriffsfläche für die politische Opposition. Die offizielle Begründung des Verteidigungsministerium („Stephanie zu Guttenberg möchte den Soldatinnen und Soldaten in der Vorweihnachtszeit die besten Wünsche und die Anerkennung der Heimat für den schweren und gefährlichen Dienst überbringen. Sie möchte ihre Solidarität als Gattin und Mutter ausdrücken und sich auch von der Situation der weiblichen Soldaten im Einsatz ein Bild machen.“) ist inhaltlich zu schwach und bietet wenig Substanz. Am Abend teilte die Bundesregierung noch mit, Stephanie zu Guttenberg „bezahle ihre Reisekosten selbst“. Aus PR Sicht ist diese Mitteilung eine Reaktion auf die kritische Berichterstattung und dient der Schadensbegrenzung.
Weiter Links zum Thema:
Berliner Morgenpost: Mit Stephanie und Johannes B. am Hindukusch
Wie viel PR verträgt Politik?
Auf die Gefahr hin, unhöflich zu klingen (was ich wirklich nicht will): Blöde Frage. Ganz viel PR verträgt die Politik.
Und von Guttenberg ist verdammt gut daran, dass richtige Maß zu finden. Ob „PR-Experten“ nun der Meinung sind, das alles wäre zu dick aufgetragen oder nicht, ist – mit Verlaub – irrelevant, wenn die entsprechenden Aktivitäten in den größten Titeln der gedruckten Presse und in den wichtigsten TV-Sendungen positiv dargestellt werden. Und das werden sie.
In der deutschen Politik, die in den letzten Jahren von Protagonisten dominiert wurde, die den Charm einer mehr oder weniger kompetenten Führungskraft im mittleren Management ausstrahlen, bietet von Guttenberg Sex-Appeal, Charisma, Intelligenz und Leadership. Man muss seine politische Ausrichtung nicht schätzen, aber er macht seinen Job als Politiker in einer massenmedien-dominierten Demokratie verdammt gut.
Hallo,
ich stimme Ihnen zu, zu Guttenberg muss das „richtige Maß“ finden. Auch in Bezug „Sex-Appeal, Charisma, Intelligenz und Leadership“ gebe ich Ihnen Recht.
Jedoch wurde über die Afghanistan-Reise mit seiner Frau nicht nur positiv berichtet. Siehe Links zur Berliner Morgenpost und Kölner Stadtanzeiger. Auch die ARD erwähnte in Ihrem Tagesschau-Beitrag die Meinung der Opposition.
Gutenberg hat unbestritten mehr Unterhaltungswert als die Masse der aktuellen Politiker.
Nur der Weg zur Lächerlichkeit ist vielleicht doch nicht mehr so weit.
Wenn dann der Ballon platzt, die RTL-Abenteuer der Gattin waren ein erster Vorgeschmack, wird sicherlich noch viel mehr PR nötig sein.
Oberst Sanftleben hat die Zusammenhänge schon treffend erläutert.
http://www.youtube.com/watch?v=0bWTINMzBpk
Politik ist PR. Unbestritten ist auch, dass das Thema Afghanistan und die Leistungen der Soldatinnen und Soldaten Anerkennung verdienen. Ob zu Guttenberg nun mit oder ohne Frau an den Hindukusch und ob das gut oder schlecht ist, hängt damit von den unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten ab.
Folgende Lesarten bieten sich an:
Aus Sicht der Soldatinnen und Soldaten
Nachdem sich über Jahre der Eindruck verfestigen konnte, dass die Bundeswehr von abgehalfterten Provinzpolitikern geführt wird, widmet sich nun ein Mann der Sache mit ganzem Herzen und lenkt die Aufmerksamkeit auf uns. Das er dabei auch Aufmerksamkeit auf sich lenkt ist Teil des Deals.
Aus Sicht kritischer Beobachter der Außen- und Sicherheitspoltik
Dass zu Guttenberg just an dem Tag, an dem die Bundesregierung ihren ersten Fortschrittsbericht zu Afghanistan vorlegt, mit Mann und Maus und Weib nach Afghanistan reist, kaschiert die inhaltlichen Schwächen der Politik.
Aus Sicht der Opposition und des Koalitionspartner
Das kann man lesen, was die denken. Mir ist zu Guttenberg mit Frau aber lieber als Wetserwelle mit Mann. Der würde ohnehin nicht mitkommen, denn das Hotel- und Event-Business am Hindukusch liegt ja ziemlich am Boden, lohnt also nicht.
Aus Sicht von Alice Schwarzer
Dass sich Stefanie zu Gutenberg dafür hergibt, sich in Afghanistan für die Gedöns-Themen einzusetzen, ist erstaunlich.
Aus Sicht eines Hobbypsychologen
Eine perfekte Verbindung von Eros und Thanatos. In das von Tod und Leid geplagte Land am Hindukusch schweben zwei Lichtgestalten des sauberen Sex ein. Vielleicht hilft es den Soldaten bei der Sublimation der Triebe, die sie ansonsten nur an sich selbst, an Kameradinnen und Kameraden und Prostituierten ausleben können.
usw, usf
aus meiner Sicht: Eine perfekte Show
http://bendler-blog.de/2010/12/13/fortschrittsberichte/
Hallo,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Die verschiedenen Sichtweisen sind sehr gut dargestellt 😉
[…] Stephanie zu Guttenberg zu Besuch in Afghanistan – wie viel PR verträgt Politik […]
Gutenberg hat unbestritten mehr Unterhaltungswert als die Masse der aktuellen Politiker. Nur der Weg zur Lächerlichkeit ist vielleicht doch nicht mehr so weit. Wenn dann der Ballon platzt, die RTL-Abenteuer der Gattin waren ein erster Vorgeschmack, wird sicherlich noch viel mehr PR nötig sein. Oberst Sanftleben hat die Zusammenhänge schon treffend erläutert. http://www.youtube.com/watch?v=0bWTINMzBpk
Hallo, ich stimme Ihnen zu, zu Guttenberg muss das „richtige Maß“ finden. Auch in Bezug „Sex-Appeal, Charisma, Intelligenz und Leadership“ gebe ich Ihnen Recht. Jedoch wurde über die Afghanistan-Reise mit seiner Frau nicht nur positiv berichtet. Siehe Links zur Berliner Morgenpost und Kölner Stadtanzeiger. Auch die ARD erwähnte in Ihrem Tagesschau-Beitrag die Meinung der Opposition.
[…] Stephanie zu Guttenberg zu Besuch in Afghanistan – wie viel PR verträgt Politik […]