Als wäre der Ärger für Sony BMG nicht schon groß genug: nicht nur hat das Unternehmen mit dem hackerfreundlichen Kopierschutz XPC massenhaft seine Kunden verärgert und deren Vertrauen verspielt, nun muss der Konzern auch ein juristisches Nachspiel befürchten. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet will der US-Bundesstaat Texas Sony nun verklagen – auf bis zu 100.000 US-Dollar Bußgeld pro verkaufter CD.
Wie der texanische Generalstaatsanwalt Greg Abbott gestern verlauten ließ, handele es sich bei Sonys Kopierschutz klar um einen Fall von Spyware. „Die Menschen kaufen diese CDs, um Musik zu hören,“ so Abbott. „Was sie sich nicht einhandeln wollen ist die Computer-Invasion, die Sony BMG entfesselt hat.“
Seit der Einführung von XPC hat Sony BMG über drei Millionen CDs abgesetzt – die Dimension des möglichen finanziellen Schadens für das Unternehmen sind also enorm. Der zu erwartende Imageschaden dürfte jedoch deutlich höher sein. Daran wird auch die Rückholaktion der mit XPC geschützten CDs nichts mehr ändern. Sony hat seine Kunden im Dunklen gelassen, erste Berichte über die potentielle Gefahr eines Hackerangriffs über XPC wurden nicht ernst genommen und als „Technikgeschwafel“ abgetan.
Mit der Anklage ist nun jedoch auch das letzte Puzzleteil für den perfekten PR-Supergau platziert. Die Kunden fühlen sich hintergangen, die Konkurrenz wie etwa Microsoft weidet sich an dem Skandal – und nun wird der ganze Vorgang durch die staatsanwaltliche Untersuchung in das Licht einer kriminellen Handlung gerückt. Damit hat sich Sony BMG einen Platz im Olymp der schlechten Krisenbewältigung gesichert. Bleibt abzuwarten, ob es irgendjemand noch schlechter machen kann.
kleine Korrektur: laut heise online wurden mehr als 3 Millionen CDs mit XPC-Kopierschutz verkauft.