Sony BMG hat sich selbst ein Bein gestellt: Der neue Kopierschutz XCP-Aurora funktioniert ähnlich wie Hacker-Software. Ohne Kenntnis der Nutzer installiert sich dieses „Rootkit“ beim Abspielen eines damit geschützten Originalalbums auf der Festplatte. IT-Sicherheitsexperte Mark Russinovich hat am Montag in seinem Blog veröffentlicht, welche Risiken für den unwissenden PC-User damit verbunden sind. Sony BMG reagierte auf die zunehmende Kritik mit einer Sonderseite zu XCP. Dort können sich besorgte User kostenlos ein Tool zum Entfernen des „Rootkit“ bestellen. In Spiegel Online war folgendes Statement von Sony BMG zu finden:
Es sei eine „Vorsichtsmaßnahme“ und nicht etwa eine Reaktion auf irgendein Sicherheitsrisiko, dass Windows-Nutzern durch die Kopierschutz-Software des Musikunternehmens entstünde. Acht Monate lang habe man den Kunden die Software unbemerkt aufinstalliert, und nie habe es Beschwerden gegeben.
Wenn sich das nicht nach einem PR-Supergau anhört! Wenn bisher niemand von dieser kritischen Software wusste, wie sollte es dann auch Beschwerden hageln?
Mit der Einführung des neuen Kopierschutz XCP-Aurora und der nun folgenden Kritik in den Medien, ist das nicht nur ein Supergau für das Unternehmen, nein, es zeigt auch auf, wie PR nicht laufen sollte.
Auszug aus dem Heise-Newsticker:
Der Treiber fragt alle zwei Sekunden alle laufenden Prozesse nach den von ihnen geöffneten Dateien ab, um seiner Aufgabe – dem Verhindern von unerwünschten Kopien – nachzukommen, und das gleich jeweils achtmal am Stück. So verbraucht der nicht ganz koschere Kopierschutz Rechenzeit, auch wenn die zu schützende CD gar nicht im Laufwerk liegt. Die Software verankert sich derart tief im System, dass sie selbst im abgesicherten Modus gestartet wird. Wenn die Treiber also Probleme verursachen, könnten sie das System komplett unbrauchbar machen.
Da hat sich Sony BMG ein richtiges Ei gelegt. Interessant in diesem Zusammenhang war auch die oben genannte Reaktion in Spiegel Online. Da stellt sich doch unweigerlich die Frage, ob das gutes PR-Krisenmanagement sein soll? Tatsache ist doch, dass im Vorfeld der Einführung des neuen Kopierschutzes keine PR stattgefunden hat. Vielleicht hätte Sony die nun auftauchenden negativen Schlagzeilen verhindern können durch bessere PR im Vorfeld? Wie war das nochmal mit dem bewussten Umgang mit Konfliktfeldern? Natürlich wird sich der materielle Schaden bei Sony BMG in Grenzen halten – der Vertrauensverlust bei den Kunden sicherlich nicht. Fazit: Imageverlust und der mögliche Satz vom unbedarften Kunden: „Sony? Das waren doch die mit den Viren auf meinen CD’s…. Nein, das kauf‘ ich nicht!“
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