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Sind unsere Werte in Gefahr?

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Ich gebe zu: Die Überschrift ist schon recht reißerisch. Aber ich denke , bei folgendem Thema sind leise Töne vielleicht nicht mehr angebracht – einfach deshalb , weil sie niemand mehr hört.

Es geht um die dänisch Zeitung „Jyllands-Posten“ und deren Mohammed- Karikaturen , die vor vier Monaten dort abgedruckt werden. Folge: Es werden dänische Flaggen verbrannt , Entschuldigungen gefordert und Chefredakteure (wie jetzt in Frankreich geschehen) gefeuert. Ich finde die ganze Sache ist ein Skandal!

In Europa haben wir Jahrhunderte gebraucht um uns halbwegs von der Dominanz einer Religion zu befreien und haben für Meinungs- und Pressefreiheit gekämpft. Und jetzt das? Sogar die TAZ schlägt sich – zumindest in der Tendenz – auf die Seite der Muslime (Eine Zeitung die einst die Satanischen Verse auf die Titelseite nahm!) und stellt sich gegen die Pressefreiheit. Was hätten die linken TAZ- Redakteure wohl gesagt , wenn Katholiken in Rom deutsche Fahnen verbrannt hätten , weil ein deutscher Comedian als Jesus-Verschnitt aufgetreten ist? Und wann muss sich bitte Monthy Python für „Das Leben des Brians“ entschuldigen? Es geht in diesem Streit längst nicht mehr um die Karikaturen (Ich habe sie nie gesehen und ann sie nicht bewerten. Ein dänisches Gericht hat sie aber für rechtens befunden!), sondern durch die überzogenen Reaktionen geht es inzwischen schlicht und ergreifend ums Prinzip: Was darf die Presse? Und: Dieser hochgepuschte „Skandal“ wird von Scharfmachern benutzt um in der arabischen Welt Stimmung gegen den Westen zu machen.

Um es an dieser Stelle klar zu formulieren: Presse- und Meinungsfreiheit stehen für mich klar über religiösen Gefühlen und Überzeugungen – egal ob christlich , muslimisch , jüdisch oder sonst was! Aber vielleicht sollte mich die Reaktionen von Politik , Medien und Öffentlichkeit nicht wundern , schließlich leben wir in Zeiten in denen man – ohne ausgelacht zu werden – ernsthaft über die biblische 7-Tage-Schöpfungs“theorie“ sprechen darf.

Interessante Links:

www.spiegel.de
www.taz.de
www.netzeitung.de
www.handelsblatt.com

Damit jeder weiss um was es geht:
www.gulli.com

  1. piag

    Ein klares Ja! Unsere Werte sind in Gefahr. Wobei natürlich schon hier unterschieden werden muss, welche Gemeinschaft liegt denn dem „unsere“ zu Grunde? Und, von welchen Werten wird gesprochen? Kleinere Beispiele finden sich leider bereits en masse im Alltag.
    Die größeren lassen sich dort orten, wo statt Pressefreiheit munter die Zensur waltet. Aber von diesen ganzen ethischen Fragen abgesehen, finde ich es interessant, wie sich allein in den letzten Wochen, da ich das ganze etwas konsequenter verfolge, Erpressungen im Internet häufen.
    Ich bin gespannt, wann in den Köpfen vieler ankommt, dass das Internet von beiden Seiten (Produzenten und Rezipienten) für die jeweiligen Interessen genutzt werden kann. Da kommt noch eine spannende Phase auf uns zu.
    Aber nochmal zum eigentlichen Thema zurück: Prinzipiell gebe ich dir Recht, dass Presse- und Meinungsfreiheit über religiösen Gefühlen und Überzeugungen stehen sollte. Nur muss eben auch hier in Betracht gezogen werden, dass diese durch unvorsichtige Äußerungen, Karikaturen, etc. verletzt werden können.
    Naja, und ob jetzt die einen (freie Presse) oder die anderen (Religionen) eine Anhängerschaft hinter sich sammeln und ihre freie Meinung ihnen auflegen – hm, das ist für mich, wie würde der Hesse sagen, gehopst wie gedopst. Die Frage ist, ob man a) die Möglichkeit hat, sich auch aus und über andere Quellen zu informieren und b) ob man dazu auch bereit ist und zumindest einen Moment darauf verwendet, die andere Seite zu hören.
    Entscheidend ist für mich nur, wie weit man andere (nach ihrer Gesinnung, Lebensstil, etc.) in Frieden leben lässt. Und ab jetzt wird es leider heikel.

  2. Tilman Becker

    Ich bin voll und ganz deiner Meinung, Roland: Es ist ein Skandal, wer sich alles (wenn auch subtil) gegen die Pressefreiheit äußert – von den Bush-USA sind wir das ja inzwischen gewohnt, da verwundert auch die jüngste „Washington Post“-Cartoon-Kontroverse nicht.
    Im Radio habe ich übrigens ein unfassbares Statement eines Islamik-Experten gehört, der den Karikaturhype sowie die deutsche Außenpolitik (insbesondere in Bezug auf den Iran) für „gefährlich“ hält, gerade auch in Hinblick auf die aktuelle Entführung der zwei Deutschen im Irak. Ist es schon so weit gekommen, dass wir unsere eigene, lang erkämpfte Meinungsfreiheit aus Angst vor fanatischer Propaganda und Terrorismus in Frage stellen?

  3. Glaubenskrieger

    Nach langem hin- und her überlegen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass diese Karikaturen doch veröffentlicht werden müssen, im Interesse der freien Meinungsbildung:

    Ich hoffe, dass ich jetzt nicht in den Fokus von Karikaturisten, Journalisten …

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