Für so gut wie jedes kontroverse Thema, das in dieser Welt existiert, gibt es Aktivisten, die für Besserung oder eine Veränderung kämpfen. Sei es für mehr Frauenrechte, wie 1923 in Amerika, oder für die gleichgeschlechtliche Ehe seit Jahrzehnten, es passiert immer etwas, egal wo man lebt. Durch die globale Vernetzung wurden für Aktivisten viele neue Möglichkeiten geschaffen. Eine davon nennt sich “Maptivism”.
Was ist Maptivism?
Hinter dem Begriff “Maptivism” steht eine Bewegung, die Daten von Standorten live und transparent für jeden verfügbar machen möchte. Die alte Kartografie Methode ist völlig veraltet. Heute werden Informationen von Cyber-Aktivisten durch online Karten in Echtzeit über die sozialen Medien geteilt. Diese Karten helfen Aktivisten Gewaltsituationen zu vermeiden, Orte zum Untertauchen zu finden und Gleichgesinnte zu warnen.
Open Street Map – die freie Weltkarte
Open Street Map (OSM) ist eines von vielen Beispielen für den Einsatz von Maptivism. OSM ist eine kostenlose und vor allem lizenzfreie Weltkarte. Sie wird aus weltweit gesammelten Daten von Häusern, Straßen, etc. aufgebaut. Da diese Daten selbst gesammelt und nicht aus anderen Karten kopiert wurden, hat auch nur Open Street Map die Rechte daran. Das 2004 gegründete Projekt will eine freie Geodatenbank schaffen, auf die weltweit alle Menschen Zugriff haben.
So muss man beispielsweise kein Geld mehr für den Kauf eines Navigationssystems ausgeben, bei dem man das meiste Geld für das Kartenmaterial drauf geht, was oftmals nicht einmal mehr aktuell ist.
Die OMS-Community besteht aus Freiwilligen, die Daten sammeln und anschließend in Open Maps eingeben. Im März 2018 konnte OMS eine Millionen aktive Mitglieder feiern. Außerdem wird Open Maps durchschnittlich von 4 Millionen Menschen genutzt.
Maptivism in der Realität
Freie Karten haben in den letzten Jahren in vielen Protesten eine große Rolle gespielt. Im arabischen Frühling zum Beispiel wurden diese Karten genutzt, um die Standorte der jeweiligen Proteste, Aufstände oder andere Informationen für Aktivisten zugänglich zu machen. So konnten die Menschen, die an diesen Protesten teilnahmen, sichergehen, dass die Situationen nicht zu gefährlich sind.
Auch für die Proteste in der Türkei, unter Tayip Erdogan ist Maptivism eine essenzielle Hilfe. Die sozialen Medien, die von dem Präsidenten so verhasst sind, ermöglichen den Aktivisten sich freier zu bewegen und den Tränengas Attacken der Polizei zu entgehen.
Wo ist die Polizei?
Eine Gruppe von Türken hat im Juni 2017 eine Karte erstellt, um die Bewegungen der Polizei zu verfolgen und festzuhalten. Sie nannten die Karte “Istanbul Polis Hareketler”, übersetzt also: Istanbul Polizei Bewegungen. In dieser Karte wurde markiert, wo die Polizei die Straßen gesperrt hat, wo sich die freiwilligen Ersthelfer befinden und die Namen der verschiedenen Protestgruppen. Diese Karte wurde innerhalb der ersten 2 Tage nach ihrer Erstellung über 24.000 mal angeschaut.
Für die privaten Treffen der Aktivisten, die logischerweise geheim bleiben sollen, wurden außerdem noch andere geheime Karten geschaffen, denn auf die öffentliche Karte hatte natürlich auch die Polizei Zugriff.
Auch andere Medienkanäle halfen bei der Erstellung von Karten.
2011 in Libyen zum Beispiel hat ein Aktivist eine Karte erstellt, um Polizeigewalt gegen Demonstranten zu dokumentieren und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dies schafft er, indem er Twitter Posts gesammelt und in der Karte zusammengefügt hat. Der ursprüngliche Grund diese Karte zu schaffen war, um internationale Medienaufmerksamkeit zu bekommen. Im Nachhinein hat die Karte aber viel mehr geschafft. Sie hat Menschen nicht nur geholfen, sondern sie auch geschützt.
Auch in vielen anderen Protesten, machen sich die Aktivisten Karten zu Nutzen. Oft werden nicht nur die Polizei Aktivitäten festgehalten, sondern auch wo Proteste stattfinden und wo Menschen gestorben sind. Dies wird dann auf Karten in verschieden farbigen Symbolen deutlich gemacht.
In England sind Studenten 2010 noch einen Schritt weiter gegangen und haben die App “Sukey” entwickelt. Dies soll Menschen helfen in Echtzeit sicher und informiert über die derzeitigen Proteste zu sein.
Moderner Aktivismus erfordert Internetzugang!
Natürlich kann nichts von alldem funktionieren, wenn keine Internetverbindung besteht. Und gerade aus diesem Grund hören wir so oft von der Stilllegung des Internets im Mittleren Osten. Oder der Sperrung von Facebook und Twitter in der Türkei. Die Regierungen versuchen nicht nur Maptivism zu unterdrücken, sondern die generelle Verknüpfung der Menschen über die sozialen Medien. Doch auch das ist nicht einfach. Die Nutzung von Onlinekarten für solche Zwecke wird immer beliebter.
Außerdem werden diese Karten nicht zwangsläufig nur während Protesten eingesetzt. Die Menschen finden immer mehr Gründe eine frei zugängliche Karte zu nutzen. In China zum Beispiel wird auf einer öffentlichen Onlinekarte festgehalten, wo die Luftverschmutzung am schlimmsten ist, um die Menschen in diesen Gebieten zu informieren.
Die globale Vernetzung und der technische Fortschritt ermöglichen uns vieles. Dass daraus eine Bewegung wie “Maptivism” entstanden ist, ist nur eines von vielen guten Beispielen.