Was der erfolgreiche Unternehmer Götz Werner, Gründer der Drogeriemarktkette DM, vorschlägt , ist eine Revolution: Jeder soll ein Grundeinkommen von 1.200 Euro bekommen, bis auf die Mehrwertsteuer sollen alle Steuern weg, aber auch Subventionen. Eine Welt, in der es keine Arbeitslosen mehr gibt und jeder der Arbeit nachgehen kann, die er wirklich machen will. Und was hat dieses Thema hier zu suchen?
Zweierlei: Erstens ist Werners Vorstoß ein spannendes Beispiel für Corporate Social Responsibility (CSR). Ein Unternehmer, der ohnehin schon im Ruf eines verantwortungsvollen Bürgers steht, macht sich Gedanken, die Poliker kaum zu denken wagen. Zweitens scheffelt Werner so natürlich weiteres Reputationskapital, beispielsweise wenn er mit diesem Thema seit Monaten landauf, landab in Medien präsent ist. Gerade neu veröffentlicht auf Spiegel Online ist ein langes Interview mit ihm und dem hinter dem Konzept stehenden Steuerexperten. Auch das sorgt wieder für ein bisschen Buzz. Bereits im Juli hatte übrigens Attac ein Interview der Stuttgarter Zeitung auf seine Website gehoben.
Aber auch mit noch ganz anderer Brille erscheinen Werners Vorschläge spannend, denn:
„Hinzu kommt, dass Arbeitgeber nicht mehr mit ihren Angestellten umspringen könnten, wie es ihnen beliebt. Die wären nämlich frei in ihrer Entscheidung zu kündigen, weil sie damit nicht ihre Existenz aufs Spiel setzen würden. “ (SpOn)
Das erfordert nicht nur gute Management-Berater, sondern so viele PR-Leute, wie wir Hochschulen wohl kaum ausbilden können. Schließlich müssten vorhandene Mitarbeiter in dieser Welt gepflegt und neue Mitarbeiter erst mal gewonnen werden. Wir sollten mal darüber nachdenken, PR und Recruiting (wie sagt man da noch auf deutsch?) in neuem Licht zu sehen.
Mich würde es freuen, wenn dem:
wirklich so wäre. Und ja, es gibt auch den guten Arbeitgeber, wie ebenfalls vor geraumer Zeit medienwirksam in einem Portrait aufgeführt. Protagonist war ein Unternehmer, der mit Bastmöbeln (?) sein Geld verdient, zwischen Hannover und Hamburg lebt, in Asien fertigen lässt – jedoch zu weitaus angemesseneren Konditionen.
Leider klingt all das auch ein wenig nach der bereits geplatzten New-Economy-Blase. Und ich will das Beispiel der Mietpreisbindung anführen. Theoretisch sollte es doch möglich sein, dass die Quadratmeterpreise nicht von 5 bis 20 Euro schwanken. Praktisch leider nicht. Denn Angebot und Nachfrage stehen in einem Missverhältnis.
Aber vielleicht sehe ich das gerade negativer, als es tatsächlich ist. Dann sei es mir verziehen: Ich unterhielt mich erst kürzlich mit einer Freundin, die nun binnen eines Jahres zum dritten Mal gekündigt wurde. Offensichtlich verlangt die Callcenterbranche besondere Nerven 😉
Der dritte Weg?
Götz Werner will ein bedarfsunabhängiges Bürgergeld für jedermann. Ist das die Synthese von Kommunismus und Kapitalismus? Der viel beschworene dritte Weg, von dem ich schon lange nichts mehr gehört habe.
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