Jetzt haben wir endlich auch eine. Gestern wurde offiziell bekannt gegeben, dass der Musiksender MTV, die erste Reality-Show mit Journalisten plant. Genauer gesagt mit Musikjournalisten, die in der neuen Show um eine Stelle beim Musikmagazin „Rolling Stone“ kämpfen. Bei einer ersten Castingrunde sollen sechs bis 15 junge Journalisten an US-College ausgewählt werden. Für die Zeit des Praktikums müssen die Bewerber nach New York ziehen um sich in ihrem Berufs- und Privatleben vor der Kamera zu entblößen. Der Gewinner bekommt die ersehnte Festanstellung in dem bekannten Musikblatt. Herausgeber Jann Wenner hat jedoch nach Angaben der New York Times nicht vor, die Show zur Selbstprofilierung zu nutzen, wie Donald Trump es in der Reality-Show „You’re fired“ getan hat. Allerdings setzt er klare Regeln und betont, dass keiner seiner zukünftigen Praktikanten in einem Luxusappartement mit Whirlpool wohnen wird. Ihm geht es viel mehr darum, dass die Sendung die Karrieren der Jungautoren begleiten soll. Wie fühlt lebt und arbeitet man so als frischgebackener Redakteur in der großen weiten Stadt?
Wahrscheinlich sind auch hier Versagensängste mit anschließenden psyschichen Zusammenbrüchen der Praktikanten der eigentliche Stoff, den sich MTV erhofft. Readaktionssitzungen, die Wartezeit vor Fototerminen und die stundenlange Recherche am PC dürften die Teenies wohl kaum interessieren. Ich bin auf jeden Fall schon jetzt gespannt, was aus dem Beruf „Journalist“ in der angeblich wirklichkeitsgetreuen Sendung gemacht wird.
Danach müssen wir nur noch hoffen, dass dieses Format (wie beinahe alle erfolgreichen MTV-Formate) auch bald in Deutschland produziert wird. Vielleicht sogar pünktlich nach dem Erhalt unseres Diplomzeugnisses. Bevor es als freier Journalist nicht klappen sollte, kann der/die eine oder andere über eine Blitzkarriere als Jungredakteur mit eigenem Kamerateam in der Badewanne nachdenken.