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Product Placement oder Schleichwerbung?

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Auf der gemütlichen Couch, das Bier in der Hand und die neuste Folge von Marienhof & Co auf der Mattscheibe. Feierabend. Während die Lieblings-Soap am frühen Abend über deutsche Fernseher flimmert und die Zuschauer eifrig mit den Akteuren mitfiebern, fragt sich der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR): Schleichwerbung oder Product Placement?

Hat das Tragen eines T-Shirt mit dem Aufdruck „Florida-Boy“ eine werbeähnliche Absicht oder ist es schlicht ein Zufall? Wanderte für eine deutlich sichtbare Marke einer Getränkedose etwa Geld über den Tisch oder sind es unentgeltliche Requisiten, also Product Placement? Und wenn Schleichwerbung vorliegt: Von wem an wen floss Geld und in welcher Absicht?

Die Recherche des Rates reicht dabei vom Hersteller des Produkts, über die mögliche Placement-Agentur, die sich des Produktes gegen ein Honorar annimmt, bis zum Film-Produzent, dem es gegen einen „Produktionskostenzuschuss“ angeboten wird. Und dann wäre da natürlich noch der Sender, der den Film oder die Serie ausstrahlt.

Der Deutsche Rat für Public Relations hat nun die ersten Fälle von Schleichwerbung in ARD-Sendungen der letzten Jahre zum Abschluss gebracht. Nach sorgfältigen Recherchen werden gegen 2 Agenturen und 4 Auftraggeber öffentliche Rügen ausgesprochen.

Ähnlich wie der Deutsche Presserat ist der DRPR ein Organ der freiwilligen Selbstkontrolle der in Deutschland tätigen PR-Fachleute. Seine Träger sind die Deutsche Public Relations Gesellschaft e.V. (DPRG) und die Gesellschaft Public Relations Agenturen e.V. (GPRA).

Auf Grund des gestiegenen Aufkommens an Beschwerdefällen in Sachen Schleichwerbung hat der PR-Rat drei Beschwerdekammern eingerichtet. Neben der Beschwerdekammer I für Fälle zur ad-hoc-Publizität und der Beschwerdekammer II für Schleichwerbung im Printsektor, ist die Beschwerdekammer III für Fälle zur Schleichwerbung in TV-Medien verantwortlich.

Und so stellen sich die Damen und Herren allabendlich die Frage „Schleichwerbung oder Product Placement?“, recherchieren und bereiten Rügen vor, bevor deutsche Soap-Junkies völlig in Werbung ersticken. Ob die „erschlichene Werbebotschaft“ beim Zuschauer überhaupt positiv aufgenommen wird, ist dabei eine ganz andere Frage.

DRPR-Richtlinie über Product Placement und Schleichwerbung

  1. Ein spannendes Thema, zu dem übrigens bei uns gerade ein Diplomarbeit läuft.
    Übrigens werten die PR-Räte das Programm nicht kontinuierlich aus, sondern werden – wie ihre Kollegen vom Presse- oder vom Werberat – erst aktiv, wenn sich jemand beschwert. Ein bisschen PR für den PR-Rat kann deshalb sicher nicht schaden – so wahnsinnig bekannt scheint er mir nicht zu sein…

  2. Heißes Thema! Ich denke auch, dass der Verband von sich aus suchen muss und nicht erst nach einer Beschwerde. Ich finde die Arbeit der Selbstkontrollverbände sehr wichtig, schwarze PR-Schaafe müssen mit Hilfe der Rügen aus der PR-Landschaft vertrieben werden.
    Direkt zum Thema:

    http://www.typepad.com/t/trackback/4902748

  3. Ich kann mir nicht so recht vorstellen, wie es funktionieren kann, dass der PR-Rat selbst aktiv wird. Der Vorwurf der Ethikpolizei käme da schnell. Abgesehen davon, dass man wahrscheinlich Dutzende von Leuten benötigt, die diesen Job machen. Pragmatischer scheint mir zu sein, sowohl den PR-Rat in der Öffentlichkeit bekannter zu machen als auch die Codizes in der Praxis bzw. in der Ausbildung. Und natürlich: Ethik laufend zu thematieren. Diskutieren kann man sicher auch über die Frage, welche Konsequenz eine Rüge haben sollte.

  4. Ja da hast du Recht. Man sieht es ja ständig im Bildblog (hier natürlich meist bezogen auf den Pressekodex): Die Rügen gehen alle unter bzw. man muss sie mit der Lupe suchen. „Ethikpolizei“ finde ich gar nicht übel. Aber die Sache mit dem Personal sehe ich ein. Auch Ethik thematisieren finde ich ganz wichtig. Hätte ich an meiner FH nicht einen Professor, der dafür besonders viel Herzblut zeigt, wäre das Kapitel nach dem ersten Semester bestimmt in die Schublade gewandert.

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