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Paid Content: Das Wall Street Journal traut sich

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Lange, sehr lange diskutiert die Medienwelt, insbesondere die großen Verlagshäuser unserer Zeit, über bezahlten Inhalt im Internet.

So fällt es nicht nur deutschen Online-Zeitungen schwer sich für das Paid-Content-Konzept zu entscheiden. Sie trauen sich irgendwie nicht, der Null-Cent-Mentalität im Web einen Riegel vorzuschieben. Zu groß ist die Angst, dass kein User auch nur einen Penny für „Paid Content“ ausgeben würde. Kurzum: Man traut dem modernen Internet-Menschen in den hiesigen Gefilden kein moralisches Verständnis zu, dass Qualität auch kostenpflichtig sein darf.

Spiegel-Online, FAZ.net und Co. versuchen es dann doch lieber über Online-Werbung, Brückenfinanzierung durch ihre Print-Schwestern oder über den Verkauf von Dossiers, Hörbücher sowie Special-Interest-Lektüre.

Nun aber kündigte das renommierte Wall Street  Journal an, ab Januar 2010 US-$49 für ein Monatsabo im Internet zu verlangen, nachzulesen im Econsultancy-Blog.

Ein großer Einschnitt für die zahlreiche, englischsprachige Anhängerschaft. Als Trostpflaster beinhaltet das Abo aber eine Premium-Version des WSJ plus Online-Ausgaben weiterer Glanz-Blätter.

Dem vorausgegangen ist eine intensive Auseinandersetzung mit möglichen Geschäftsmodellen, bei denen das Mix-Modell bislang als Königsweg galt. Hier ist beispielsweise auch Spiegel Online mit im Boot, deren Dossiers bereits gegen einen kleinen Obolus zu erwerben sind. Neben dem Mix-Modell bieten zahlreiche Zeitungen ihre Online-Version immer noch gratis an. So hat ein Analyst von Lehman Brothers für das Journal durchgerechnet, was die Free-Version kosten würde bzw. wie viel Werbung das Mediumimperium generieren müsste, um sich dennoch selbst zu finanzieren. Das Ergebnis war allerdings nicht zufriendenstellend. Zwar ist Online-Werbung im Kommen, aber noch nicht attraktiv genug, um Qualitätsjournalismus zu finanzieren.

Und außerdem, wer will denn erst drei Artikel Werbung lesen oder überblättern, bevor er an den echten Inhalt gelangt?

Somit dürften die deutschen Verlagsaugen erst einmal gespannt nach Amerika schielen – in unendlicher Hoffnung, dass dieses Konzept unsere hiesige Zeitungslandschaft retten möge und Journalismus wieder Spaß machen darf, wenn wieder mehr Geld für echte Journalistenarbeit übrig ist.

Im besten Fall macht sich das  hoffentlich für den Leser bemerkbar. Schließlich macht der mittlerweile weit verbreitete dpa-copy-and-paste-Einheitsbrei das Zeitunglesen sowohl im Print als auch im Web zuweilen nämlich sehr langweilig…