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(Not) Everybody’s Darling

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Von den einen wird es belächelt, von den anderen kritisch beäugt. Es sorgt für Nervosität, für Kopfzerbrechen, vielleicht sogar für Widerstand. Doch welches Wort ist überhaupt dazu in der Lage, die Journalismus und PR-Branche so sehr zu verunsichern und für Unruhe zu sorgen? Die Antwort hört sich so abstrakt wie außergewöhnlich an – es ist der Roboterjournalismus.

Vor ein paar Jahren galten solche Vorstellungen noch als utopisch: Ein Mitarbeiter gibt verschiedene Fakten über ein Thema in eine Software ein, wartet ein paar Sekunden und erhält dann mehr als dutzende Texte dazu. Keine Mitteilung gleicht der anderen und somit können nun die unterschiedlichen Portale bedient werden, ohne dass der Vorwurf des Copy-and-paste auftaucht. Und verschiedene Sprachen spielen nun auch keine Rolle mehr, die Texte werden automatisch und ohne Qualitätsverlust übersetzt.

Diese Gedanken sind mittlerweile zur Realität geworden und erhalten einigen Zuspruch. Schon jetzt greifen Online-Portale auf das Angebot der automatisierten Textgenerierung zurück, um Kosten und Zeit einzusparen. Firmen wie Aexea haben diese Programme entwickelt, die über Algorithmen funktionieren und vor allem für die Sportberichterstattung und den Tourismus- sowie E-Commerce-Bereich geeignet sind.

Das A und O davon: die korrekten Vorsteinstellungen. So können Kunden einstellen, welche Wörter in den Texten tabu sind oder wie viele für die SEO relevanten Keywords im Text enthalten sind. Damit sich das Textmaterial nicht zu sehr ähnelt werden per Zufall Synonyme eingebaut. Aexea verspricht sogar, dass sich kein Text dem anderen gleicht. Mittlerweile beträgt die Kapazität des Unternehmens mehr als drei Millionen Texte – pro Tag!

Im Zusammenhang mit dem Thema taucht oft der Vorwurf auf, dass durch diese Programme Arbeitsplätze verloren gehen. Doch auch darauf scheint es bereits passende Antworten zu geben: Die eingesparte Zeit kann nun für eine tiefere und genauere Recherche genutzt werden.

Schlussfolgerungen ziehen, Interviews führen, auf die eigenen Erfahrungen zurückgreifen oder Humor undSarkasmus miteinbringen – genau das kann der Roboterjournalismus nämlich nicht. Er nimmt uns einen Teil der Arbeit ab, aber keinesfalls nimmt er sie uns weg.

Von Marcel Sowa