In der aktuellen Ausgabe des Handelsblattes bin ich auf einen interessanten Artikel gestoßen.
Professor Günther Zimmermann, Sprachwissenschaftler und Dozent an der Fachhochschule Braunschweig / Wolfenbüttel schreibt über die Wichtigkeit der Kommunikation in einem Unternehmen.
In seinem Artikel nimmt er speziell zu der Sprache im Wirtschaftssektor Stellung, die zum Teil „verquast“ und kryptisch ist.
Dabei bemängelt er, dass es Autoren oft nicht klar ist, dass das Geschriebene nicht so ankommt, wie man es gemeint hat.
Zimmermann betont, dass man als Banker nicht bankisch sprechen soll, sondern kundisch!
Eine laienverständliche und damit barrierefreie Kommunikation sei auch ein bedeutsamer Teil der Corporate Identity des Unternehmens und der Markenpflege.
Da die Produkte immer ähnlicher werden, ist die Sprache eine Möglichkeit, kundenfreundliche Kommunikation zu profilieren.
Erfolg gibt es nur mit einem professionellen Umgang mit der Sprache.
Da die Welt immer komplizierter wird, legen die Menschen Wert auf Einfachheit und Sicherheit.
Der neue Trend in der Kommunikation heißt „neue Einfachheit“.
In der Marketing-Branche wird es KISS – Keep it smart and simple genannt.
Der neue Trend spart viel Zeit und Geld und ist eine Investition in eine nachhaltige Zukunft des Unternehmens.
Nun, also neu ist das nicht, dass man die Sprache seiner Kunden sprechen und dabei möglichst einfach bleiben sollte. Douglas‘ Werbeslogan „Come in and find out“ wurde in den Köpfen der Kunden ja auch zu „Komm herein und finde wieder heraus“ 😉 Außerdem wie heißt es so schön im Journalismus: „Erzähl es so, als ob du’s deiner Oma erzählen würdest.“
Genau, im Journalismus ist das „Schreibe so einfach wie möglich“ gar nicht mehr wegzudenken. Nun kommen die Unternehmen, vor allem im Wirtschaftssektor, die mit „Einfachheit“ die Kunden an sich binden wollen. Die Parfümerie Douglas sowie Saturn mit „Geiz ist geil“ haben es schon umgesetzt, und wie man sieht, kommt es bei den Kunden an und der Slogan bleibt auch im Kopf 😉
Nein, im Gegenteil. Douglas hat es damals eben nicht richtig gemacht. Die Parfümerie hatte nämlich auf die falsche Werbestrategie gesetzt (Englisch ist toll und „in“). „Come in and find out“ war alles andere als einfach, sondern offensichtlich zu kompliziert, da ein Teil der Kunden es ja falsch übersetzt hat. Douglas hat draus gelernt. Deswegen gibt es diesen Werbeslogan jetzt auch nicht mehr. Nun es heißt es stattdessen „macht das Leben schöner“.
Missverständnisse bei der Übersetzung von englischen Slogans gab es auch bei Mitsubishi.
„Drive Alive“ wurde als Aufforderung verstanden, die Autofahrt zu überleben. „Powered by Emotion“ erinnerte manchen sogar an die nationalsozialistische Parole „Kraft durch Freude“.
Einige Firmen bleiben den Ergebnissen der Untersuchungen zufolge dann doch bei den deutschen Claims.
Lufthansa: „Alles für diesen Moment“, Sat 1: „Sat 1 zeigt’s allen“ und Mitsubishi: „Heute. Morgen. Übermorgen“.
Esso: Von „We are drivers too“ zu „Packen wir’s an“, Audi TT von „Driven by instinct“ zu „Pur und faszinierend“ und RWE von „One Group. Multi Utilities“ zu „Alles in einer Hand“.
Mehr dazu auf: http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/meldungen/?id=532208
schon im ersten semester englisch, beim letterwriting, bzw. beim memo schreiben sollte die KISS formel von uns angewendet werden.
Schade das diese „Weisheit“ erst langsam in den Köpfen der Marktingmenschen und Journalisten ankommt.
Ja, diese KISS formel scheint ziemlich erfolgreich zu sein