Tue Gutes und rede darüber – der alte Wahlspruch der Politik gilt auch in der PR. Die schönste Corporate Social Responsibility bringt eben nichts für’s Image, wenn man nicht auch alle wissen lässt, wie lieb man zu seiner Umwelt ist. Deshalb dreht die weltweite Burgerbraterei McDonald’s jetzt so richtig auf und will über die eigene Verwantwortung und die vielen schönen Projekte reden, die man im Laufe der Zeit so angestoßen hat. Und weil das Web 2.0 so schön in Mode ist, tut der Konzern das auch gleich in Form eines Blogs.
Unter dem Titel „Open for Discussion“ will McDonald’s Kunden und Stakeholdern den buchstäblichen Blick hinter die Fast-Food-Theke gewähren. Die Kategorien des Blogs geben auch gleich die Richtung vor, worauf der werte Kunde besonders achten soll: Umwelt ist der Name einer Kategorie, Aktive Lebenstile der einer anderen.
Jetzt ist es natürlich leicht, das Ganze zynisch zu beäugen. Und in der Tat, in den Zeiten von „Supersize Me“, der Kennzeichnungspflicht von Burgerverpackungen und Lebensmittelskandalen kommt ein solches Blog wie eine Charmeoffensive zur Imagestützung daher. Immer schön die netten Seiten zeigen: glückliche Kühe, glückliche Fleischereiarbeiter, glückliche, aktive und vor allem schlanke und herzinfarktfreie Kunden. Das hübscht schön auf und macht attraktiv. Ist doch alles gar nicht so schlimm hier – darf’s vielleicht noch ein Liter Cola zum halben Kilo Fleisch im Brötchen sein?
Aber mit der Form eines Blogs und der Überschrift mit der Aufforderung zum Dialog hat sich McDonald’s auch eine Chance geschaffen. Bob Langert, Senior Director for Corporate Social Responsibility bei McDonald’s hat das Blog mit hehren Worten eröffnet: „We want to hear from you because we are always learning and trying to improve. And you can’t learn–or improve–without listening.“ Wenn der Konzern wirklich zuhören will, wenn wirklich ein Dialog mit den Kunden zu Stande kommt – und McDonald’s dabei ehrlich bleibt und Kritik akzeptiert – dann kann aus diesem Blog mehr werden als eine Charmeoffensive. Dann könnte McDonald’s – zumindest in den Blog-aktiven USA – etwas zurückgewinnen, was das Unternehmen über Jahrzehnte Stück für Stück verloren hat: echtes Kundenvertrauen.
Denn das ist die Chance, die Unternehmen haben, wenn sie im Web 2.0 aktiv werden: mit ihren Kunden wirklich zu sprechen, ihnen ihre guten Seiten zu zeigen und auch die manchmal Unschönen nicht zu verschweigen. Hier kann man mit offenem Visier auf die Öffentlichkeit zugehen, und Probleme und Befürchtungen dieses anonymen Wesens namens Kunde verstehen und darauf eingehen, auch einmal geteilter Meinung sein, aber am Ende am Dialog wachsen. Oder um es mit Bob Langert zu halten: „We live in a constantly changing world where the issues are complex and solutions anything but simple. With such complex issues, we may not always agree on the root causes or best solutions, but we can have a conversation.“
via Micro Persuasion