Jetzt ist es also endlich passiert: Die EU-Kommission hat einen Gesetzesentwurf veröffentlicht, der unter anderem auch Product Placement offiziell zulässt. Für diejenigen, die sich mit dem Thema schon länger beschäftigen, kommt dieser Entwurf alles andere als überraschend. Schließlich steht die verantwortliche Medienkommissarin Viviane Reding der Werbewirtschaft schon lange sehr liberal gegenüber (zuletzt zu sehen in einem Interview mit dem Spiegel vom 14. November 2005).
Kaum dass der Entwurf ans Licht kam, hörte man erwartungsgemäß auch schon die ersten Abgesänge auf die heilige Kuh der Medienwächter, das Trennungsgebot, das die strikte Trennung zwischen werblichen und redaktionellen Inhalten vorschreibt. In vorderster Front standen wieder einmal die Grünen. „Für uns GRÜNE ist die klare Trennung von Werbung und redaktionellen Inhalten ein hohes medienpolitisches Gut“, war am Dienstag von Rebecca Harms, Mitglied im Ausschuss für Industrie und Telekommunikation des Europaparlaments, und Helga Trüpel, Vizepräsidentin des Kultur- und Medienausschusses zu hören.
Schon werden Schauergeschichten verbreitet, von der bösen Industrie, die die armen und schützenswerten EU-Bürger mit versteckten Werbebotschaften verführen will. Doch eines übersehen die Propheten des Trennungsgebots nur allzu gerne: Das Trennungsgebot hängt ohnehin schon an lebenserhaltenden Maschinen. Die Zeiten, in denen edle Journalisten mutig die skrupellosen Annäherungsversuche der Industrie abwehrten, sind lange vorbei.
Heute sind die Medien fest in der Kontrolle der Industrie. Aber halt: Damit tun wir den Unternehmen unrecht. Es gibt in der Branche nämlich nicht die skrupellosen PR-Menschen auf der einen Seite und die hilflosen Journalisten auf der anderen Seite. Die Medien arbeiten heute enger mit der Industrie zusammen als jemals zuvor. Es ist eine win-win-Situation, in der beide Parteien sich gegenseitig mitziehen und voneinander profitieren.
Über kurz oder lang wird sich das Trennungsgebot nur noch bei einigen wenigen Publikationen halten können. Der Rest der Medien wird dann schon Hand in Hand mit den Unternehmen in den Sonnenuntergang marschieren. Was für ein happy end.