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Konsolenkrieg: Microsoft schwenkt die weiße Fahne

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Aus Fehlern wird man klug, darum ist einer nicht genug.“ – Das dachte sich wohl auch die PR-Abteilung von Microsoft, die in den letzten Wochen geschickt von einem Shitstorm in den nächsten segelte. Aber alles der Reihe nach:

Mit der Xbox One will Microsoft dieses Jahr die Gamerherzen erobern. Doch über der Spielekonsole schwebte bereits vor ihrer offiziellen Ankündigung eine dunkle Wolke: Gerüchten zufolge soll sie weder in der Lage sein Gebrauchtspiele abzuspielen, noch würde sie ohne eine permanente Internetverbindung funktionieren. Anfang April goss Microsofts Creative Director Adam Orth als erster Öl ins Feuer: Unter dem Hashtag #dealwithit twitterte er, dass er den Wirbel um einen Onlinezwang nicht verstünde – immerhin wären ja alle Geräte mittlerweile „always on“.  Als andere Twitter-User erwähnten, dass nicht jeder Haushalt über eine stabile Internetverbindung verfügt, konterte Orth mit einer immer größer werdenden Süffisanz. Die Tweets verbreiteten sich schnell und Orth war letzten Endes gezwungen, sein Twitter-Konto  zu sperren. Doch da war der Schaden bereits angerichtet.

AdamTweetEin paar Tage später durfte Adam seinen Schreibtisch räumen und Microsoft entschuldigte sich per Pressemeldung. Orth sei kein Sprecher des Unternehmens und überhaupt wäre dem Konzern die Kundenmeinung sehr wichtig. Bis zu diesem Zeitpunkt war es noch PR-Krisenmanagement aus dem Lehrbuch.

Als man die Xbox One im Mai schließlich offiziell präsentierte, wurde aus den Gerüchten Wahrheit: Gebrauchtspiele konnten nicht abgespielt werden, einmal am Tag musste man die Konsole ins Internet lassen und die Kinect-Kamera war jederzeit eingeschaltet und hörte mit. Dass so viele Hiobsbotschaften bei einer Produktpräsentation eher schädlich sind, hat Microsoft im Vorfeld wohl nicht gewusst. Auch die aufkommenden Pressefragen haben den Software-Riesen komplett überrascht: Pressestelle und -sprecher gaben teils widersprüchliche, teils ungenaue Antworten und spielten auf Zeit. In den darauffolgenden Tagen versuchte man zwar vergeblich, die Antworten aufeinander abzustimmen und damit die Wogen zu glätten, doch es wurde schnell klar, dass es keinerlei Kommunikationskonzept gab und Microsoft mit dem Gegenwind einfach überfordert war.

Aber man musste ja nur eine kurze Durststrecke durchalten, denn am 11. Juni fand endlich die Electronic Entertainment Expo statt und hier wollte Microsoft punkten: Die Kommunikation war endlich mehr oder weniger abgestimmt und mit den neuen, exklusiven Xbox One-Spielen in petto, wären Negativpunkte schnell vergessen. Dummerweise wurde diese Rechnung ohne die Konkurrenz gemacht: Sony hatte das ganze Debakel beobachtet und verkündete nun stolz, dass sie bei ihrer PlayStation 4-Konsole auf jegliche Gebrauchtspielsperren mit Onlinezwang verzichten werden – und das bei besserer Technik und zu einem niedrigeren UVP im Vergleich zur Xbox One. Durch die Ankündigung, den Status quo nicht ändern zu wollen, erntete der japanische Konzern tobenden Applaus und Microsoft schaute dumm aus der Wäsche.


Der finale Dolchstoß kam letzten Endes jedoch aus den eigenen Reihen. Eigentlich sollte Don Mattrick als Präsident des Interactive Entertainment Business bei Microsoft am Verkauf der neuen Konsole interessiert sein. Aber anstatt für sie zu werben, riet er allen, die keinen verlässlichen Internetanschluss haben, doch einfach das Vorgängermodell Xbox 360 zu kaufen.

Die Sache war damit sowohl für Gamer als auch für die Presse gegessen: Sony hatte die erste Runde des kommenden Konsolenkrieges gewonnen. Nicht durch Technik oder Exklusivität, sondern durch PR-Versagen der Konkurrenz. Bei der Facebook-Umfrage von Amazon.com, welche Konsole nun die bessere sei, führte die PlayStation 4 mit knapp 39000 Stimmen gegenüber der Xbox One mit etwas mehr als 2100 Stimmen. Bei den Vorbestellungen zeigte sich ein ähnliches Bild. Microsoft konnte und wollte nicht von seiner Strategie weichen, jeglicher Versuch der Kunden- und Pressekommunikation verschlimmerte die Lage.

Ergebnis der Amazon.com-Umfrage Quelle: Cinemablend.com
Ergebnis der Amazon.com-Umfrage
Quelle: Cinemablend.com

Doch nun hat man offenbar genug und zieht die Reißleine: Per Pressemitteilung gibt Don Mattrick bekannt, dass alle Kritikpunkte gestrichen wurden. Keine Gebrauchtspielsperre mehr, kein Onlinezwang, alles so wie gehabt – und das nur, weil man ja immer auf die Kunden hören würde.

Durch diese 180°-Wende setzt Microsoft ein Zeichen: Sie geben auf, schwenken die weiße Fahne, haben keine Lust mehr, die PR-Fehler der letzten Monate auszubügeln. Stattdessen gibt man den Kundenwünschen nach, hofft auf Gnade und versucht, die Zeit zurückzudrehen. Zurück bis Anfang Mai, als der Shitstorm noch ein ungefährliches Shitwölkchen war.

  1. Zitat: CHIP Online meint: Nach aktuellem Informationsstand lässt sich noch kein eindeutiger Leistungssieger ausmachen. Wir vermuten jedoch, dass die PlayStation 4 am Ende etwas performanter ist, sofern sich an den Spezifikationen nichts ändert. Grund hierfür ist der genutzte Arbeitsspeicher. Sony setzt voll auf GDDR5, ein RAM-Typ, der enormen Datendurchsatz bietet. In der Xbox One soll dagegen klassischer DDR3-Arbeitsspeicher zum Einsatz kommen. Dieser wird jedoch von einem 32 MByte großen Cache flankiert, dessen Performance-Auswirkung aktuell nicht abschätzbar ist. Trotzdem: Wir gehen davon aus, dass auch bei dieser Konsolen-Generation die PlayStation als Leistungs-Champion hervorgeht – wenngleich mit nur minimalem Vorsprung.

  2. Schlaue Entscheidung auf seine Kunden zu hören. Noch eine Bruchlandung würde dem Konzern sicher nicht gut tun… Insgesamt bin ich aber immer weider verwundert, wie viele Menschen Ihr leben vor einer Konsole verbringen können… Aber gepaart mit Smartphones scheinen einige das Leben vorm TV ja zu genießen… Ich meine, die die zocken, die zocken richtig…

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